Hallo Henry,
das Schlüsselwort lautet „Laplace-Experiment“. Es beschreibt ein Zufallsexperiment „ohne Gedächtnis“, bei dem die einzelnen Ausführungen unabhängig voneinander sind.
Bei Laplace-Experimenten ist es total wurscht, was früher passiert ist. Wenn im Roulette die Kugel zwanzig Mal auf „rot“ fiel, ist die Chance für rot beim nächsten Mal immer noch 18/37 (37 wegen der bösen 0) - es sei denn, du hast einen manipulierten Tisch oder eine*n Werfer*in, der/die die Kugel so einwerfen kann, dass das gewünschte Ergebnis herauskommt. Gerüchteweise gibt's solche Leute.
Bei Besuchen in Kriegsgebieten dürfte das anders sein. Menschen haben ein Gedächtnis, und wenn Du ein paar Mal da warst, erinnert sich vielleicht jemand an Dich, und je nach Verhalten bei den vorigen Malen schießt man dann mit höherer oder geringerer Wahrscheinlichkeit auf Dich.
Wenn Du ein Laplace-Experiment mehrfach durchführst und dann nach Wahrscheinlichkeiten fragst, kommt es darauf an, ob Du die Frage vor der Serie stellst oder mitten in der Serie. Es ist etwas anderes, ob ich vorher frage: Wie hoch ist die Chance, dass ab jetzt einundzwanzig Mal rot fällt, oder ob ich nach zwanzig Mal rot frage: Wie hoch ist die Chance, dass das nächste Mal rot kommt.
Wenn Du kein Laplace-Experiment hast, z.B. eine Kugel durch ein Hindernisfeld rollen lässt, wo der Untergrund weich ist und sie eine Furche hinterlässt, dann ist die Vergangenheit relevant. Bei harten Untergrund hast Du zufällige Abpralleffekte. Bei formbarem Untergrund dürfte die Kugel nach einigen Wiederholungen ziemlich oft den gleichen Weg nehmen.
Viele Leute haben das nicht gelernt oder nicht kapiert. Weswegen Lotto ja auch als eine Strafsteuer für Menschen gilt, die schlecht in Mathe sind.
Rolf
sumpsi - posui - obstruxi