Gunther: Sieben Thesen zum gegenwärtigen JavaScript-Gebrauch

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Hallo Mathias!

Du schneidest so viele unterschiedliche Aspekte in deinem Artikel an, dass man kaum zu allen Dingen Stellung nehmen kann, bzw. seine Meinung äußern kann, ohne dabei den Umfang eines kompletten Buches zu erreichen.

Deshalb möchte ich hier nur mal auf die meiner Meinung nach "Wurzel allen Übels" eingehen.

Diese sehe ich in aller erster Linie darin begründet, dass sämtliche "Webtechniken" in ihrer Weiterentwicklung alle ausnahmslos auch immer komplizierter werden!

Vom "KISS-Prinzip" (keep it stupid simple) keine Spur!

Aber war es nicht gerade diese Einfachheit, die es nahezu Jedermann in den Anfangszeiten des Internets ermöglichten, auch leicht eigene Inhalte im Web zu publizieren, die maßgeblich zum Erfolg des Internets beigetragen haben?

Mittlerweile "verkommen" immer mehr Bereiche der zugrundeliegenden Techniken zur "Spielwiese" von irgendwelchen Spezialisten - leider scheinen es auch nur noch diese zu sein, die die jeweiligen Weiterentwicklungen bestimmen.

Auch die von dir angesprochenen (und nicht gemochten) Frameworks sind für mich der typische Beweis dafür, dass die zugrundeliegende Technik zu "kompliziert" (geworden) ist.

Wenn ich mir beispielsweise mal PHP und Javascript angucke und die Zahl der existierenden/ verwendeten Frameworks, dann wird der Unterschied wohl schon recht deutlich.

Ein weiteres Problem sehe ich auch darin, dass sich Weiterentwicklungen leider auch nicht immer an den Wünschen, Erfordernissen und Anforderungen der Anwender orientieren, sondern teilweise auf einer für den geübten Laien kaum mehr nachvollziehbaren "Ebene" stattfinden. Das Ergebnis ist dann oft für Nicht-Spezialisten so gut wie kaum verständlich, da jeglicher "intuitiver" Zugang nahezu unmöglich ist. Bestes Beispiel hierfür ist imho CSS. Nach zig Jahren und im vierten Anlauf (CSS 3) bemüht man sich jetzt so "profane" Dinge wie bspw. calc einzubauen - eine Sache, die viele Webautoren schon seit Jahren hätten gut gebrauchen können und sicherlich auch leicht verstanden hätten.

Und solcherlei Beispiele gibt es noch etliche mehr.

Es verwundert mich kein bischen, dass der von dir angeprangerte Verlust des "Basiswissens" bei immer mehr Webautoren um sich greift. Wenn zum einen immer mehr und neue Techniken dazukommen, und zum anderen diese, als auch die bereits vorhandenen immer komplizierter werden, dann wird imho die Gruppe derer, die das noch alles in vollem Umfang überblickt und beherrscht immer kleiner! Ein umgekehrt proportionales Verhältnis.

Frameworks schaffen hier eine gewisse Abhilfe. Sei es, dass ich z.B. deren Syntax aufgrund von Kenntnissen in anderen (Script-/ Auszeichnungs-)Sprachen leichter und schneller beherrsche, als die der eigentlichen Grundtechnik und so schneller an mein angestrebtes Ziel komme. Natürlich bringen Frameworks auch eine Menge Nachteile mit sich, von denen du ja bereits schon einige aufgezählt hast. Wie eingangs bereits erwähnt, halte ich sie nicht für eine Lösung oder echte Alternative. Ich sehe in ihnen vielmehr den Beleg/ Beweis dafür, dass sich ihre zugrundeliegende Technik zu kompliziert und somit praxisfern gestaltet. Und genau daran sollte man arbeiten, und nicht an einer besseren Dokumentation der zahlreichen und untereinander verschiedenen Frameworks!

Denn die parallele existenz mehrerer verschiedener Frameworks zu ein und derselben Sprache verschlimmert das Dilemma (für den Webautor) ja noch zusätzlich.

Ich hoffe, mein Standpunkt ist deutlich geworden? Ich stimme dir und deinen Thesen ja weitestgehend zu, nur sehe ich (vermutlich) die (Haupt-)Ursache dafür eben woanders.

Gruß Gunther