Im Grunde kann man Testverfahren unterscheiden in
- automatische Tests, die lediglich einige wenige Vorgaben an Barrierefreiheit prüfen können
- Manuelle Tests durch Experten, die alle Vorgaben an die Barrierefreiheit überprüfen und aufgrund von sorgfältiger Ausbildung, Erfahrung und Strategien bei der Qualitätssicherung versuchen, damit den menschlichen Faktor der subjektiven Bewertung auf ein Minimum zu reduzieren
- Nutzertests, bei denen sogenannte authentische Nutzer ein Produkt nutzen und die Erfahrung bewerten. Als authentische Nutzer werden Menschen mit Behinderungen bezeichnet, die täglich Hilfsmittel verwenden.
Jede Methode hat ihre Vor- und Nachteile. Automatische Tests scheitern an Aufgaben wie „Macht ein Alternativtext Sinn“, machen aber keine Fehler - sie finden aber wirklich jedes Bild ohne Alternativ-Text.
Experten sind viel zu selten authentische Nutzer, die entsprechenden manuellen Tests berücksichtigen nur gesetzliche Vorgaben und das reicht nicht immer, um für Menschen mit Behinderungen ein gutes Nutzererlebnis bereit zu stellen. Aber Experten haben eben eine entsprechende Ausbildung und können die Ergebnisse interpretieren und dazu beraten.
Authentische Nutzer wiederum geben mitunter sehr subjektive Berichte ab und ein Gehörloser kann schlecht für einen Sehbehinderten sprechen. Es sei denn er ist gehörlos und hat eine Fehlsichtigkeit. Das ist dann aber wieder ein Spezialfall.
Man sieht, wie schwierig es ist „richtig“ zu testen und wie der Aufwand von automatischen Tests über manuelle Tests zu Nutzertests steigt - im Idealfall werden alle diese Methoden nacheinander angewandt. In der Regel kann man aber schon froh sein, wenn ein digitales Produkt den gesetzlichen Vorgaben entspricht, wofür ein manueller Test nötig ist. Daher kommt den manuellen Tests eine zentrale Bedeutung zu.
In Deutschland gibt es zwei relevante Testverfahren: den BIK-BITV-Test und den Test der T-Systems Multimedia Solutions GmbH.
Gisela Kollotzek, Absolventin im Studiengang „Computer Science and Media“, hat die Ergebnisse ihrer Masterthesis über dieses Thema im Juni vorgestellt.
Der Vortrag und weitere Materialien einschließlich der Masterthesis selber finden sich hinter dem folgenden Link auf der Website der Hochschule für Medien Stuttgart
Marc Haunschild
PS: Dies ist bereits das zweite Türchen mit einem spannenden Vortrag der Hochschule der Medien - es gibt mehr und wer auch in Zukunft bei der Vorstellung einer Masterthesis live dabei sein will, findet alle Ankündigungen und vergangenen Webinare dort auf der Website unter folgendem Link:
https://digitalisierung.hdm-stuttgart.de/barrierefreiheit/category/news-events/