Hi,
meiner Ansicht nach sind Jugendherbergen inzwischen überflüssig, da sie preislich in der Regel nicht mehr günstiger sind als andere Unterkünfte und von der Ausstattung her meistens schlechter.
ich denke, das kann man so pauschal nicht sagen. Es ist wohl so, dass Hotelübernachtung inzwischen hier und da günstiger ist als in einer JuHe. Aber Moment: Günstiger? Oder einfach nur billiger? Was erwarte ich denn genau?
In einem Hotel erwarte ich, dass ich ein Zimmer und ein Bett zum Übernachten habe. Gern mit WC und Dusche. Frühstück inklusive? Ja, sehr willkommen. Ist auch der Normalfall. Dass ich mich ums Reinigen und Bettenmachen nicht kümmern muss, ist sehr angenehm.
In der JuHe scheint es dagegen immer noch üblich zu sein, dass ich mein Bett selbst herrichten muss. Weitergehende Maßnahmen übernimmt aber wohl der Betreiber, ähnlich wie im Hotel. In einer JuHe ist es auch üblich, dass man für einen gewissen Aufpreis Vollverpflegung bekommen kann. Manche Hotels bieten das nicht einmal an.
Übrigens hat mich als Schüler gestört, dass man in eine Position gedrängt wird, in der man sich vor dem Hintergrund, dass mach noch auf der Schule sei, einerseits mit dem gerinsten zufrieden geben soll und andererseits für Aufgaben eingespannt wird, für die niemand Geld bezahlen will. Bei uns waren so Tätigkeiten wie z.B. Müllsammeln- mit meinem schulischen Werdegang hatte das sicher kaum etwas zu tun.
Ich habe insgesamt viermal Bekanntschaft mit einer Jugendherberge gemacht:
- Als Schullandheimaufenthalt in der 9. Klasse in Zürich 1983
- Als von der FH organisierte Studienreise nach London im Jahr 1992
- Beim SELF-Treffen 2005 in Bochum
- Beim SELF-Treffen 2020 in Mannheim
In keinem der genannten Fälle musste ich irgendwelche Arbeiten übernehmen, die du beschreibst oder andeutest. Jedenfalls nichts, was übers Saubermachen und Aufräumen im eigenen Zimmer hinausging - also Aufgaben, die ich zuhause auch hätte erledigen müssen. Und in allen Fällen (außer dem Youth Hostel in London) war das Ambiente, die Ordnung und Sauberkeit erstklassig. Auch die Verpflegung war, soweit ich sie in Anspruch genommen habe, immer ordentlich.
Irgendwie ist es sowieso seit dem Wegfall des Zivildienstes noch mehr zum Prinzip verkommen, junge Leute für fast unbezahlte Dienste einzuspannen und dieses als "Teil der Selbstfindung" oder "beruflichen Orientierung" zu verkaufen.
Ich glaube, du siehst Gespenster.
Die Wahrheit hinter Konzepten wie dem "FSJ" ist aber einfach nur, dass niemand Geld ausgeben möchte für Arbeiten, die zu keinem finanziellen Zugewinn führen; z.B. Altenbetreuung. Das ist so traurig, dass man auch von moralischer Seite sich nicht auf so etwas einlassen sollte.
Ja, es gibt Jobs, die kaum jemand machen möchte, die hoffnungslos unterbezahlt sind. Aber das kannst du nicht mit Jugendherbergen in einen Topf werfen.
Live long and pros healthy,
Martin
Klein φ macht auch Mist.