Wer vergleicht, wird sich immer gefallen lassen müssen, dass man die auf der Hand liegenden Motive seiner diesbezüglichen Sehnsucht brandmarkt.
Ich bin ja relativ unbelastet was die Herkunft angeht. Der Volksdeutsche wird sich in der Tat fragen lassen müssen, ob das Vergleichen nicht einen irgendwie entlastenden Zweck hat bzw. haben soll. Es sind ja immerhin Nachkommen der Tätergeneration, die ausgerechnet jetzt Israel vorwerfen mit NS-Methoden zu arbeiten, einen Suizid zu planen und Staatsterrorismus zu betreiben. Das sind zwar heutzutage meist Kollegen aus den politischen Randbereichen (Linksextreme, Rechtsextreme). Ich habe übrigens nie verstanden, warum eine Kollektivschuld der Deutschen immer bestritten wird. Klar, die Standardargumente kenne ich, aber - mal unter uns - wie konnte ein anständiger Mensch eigentlich die Jahre 1933-39, also als die Emigration problemlos möglich war, in der Folge war diese aber auch noch über die Schweiz zu realisieren, frisch und frei in Deutschland verbringen?
Es gibt ein starkes Pro-Argument für den Vergleich: Was ist, wenn wieder sowas passiert, darf man dann nicht sagen, Kollegen in Darfur (oder im Kosovo oder in Nordkorea), Ihr macht dasselbe wie Adolf Hitler früher? Erzwingt das Vergleichverbots nicht bereits das Relativieren?