Klaus Junge: Gedanken zur Schwangerschaftsunterbrechung, Kinder und Gesellschaft

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Hallo Antje,

erstmal nur kurz, Deine Entgegnung macht mich sehr betroffen.

Du erwähnst eine der häßlichsten Seiten unserer Gesellschaft

Das ist richtig und das habe ich auch so empfunden.
Von der ersten bis zur letzten Minute und bei jedem einzelnen
Erlebnis. Eine zerborstene Schnapsflasche alleine ist schon
furchteinflößend genug, das dazugehörende Gesicht sah nicht
minder zerbrochen aus und hat mich hilflos gemacht. Als die
'Ordnugsmacht' mit schnellem, gekonntem und grobem Griff für
Ruhe zu sorgen trachtete, da habe ich ohnmächtige Wut empfunden.
Die ganze Gestalt hat auf mich wie ein einziger Ruf nach Hilfe
gewirkt und sie hat doch nur Gewalt zu spüren bekommen.
Und ich saß in der Kabine und konnte und durfte nichts tun,
außer mit den Zähnen zu knirschen.
Und bei dem Stöhnen aus der Nachbarkabine ging mein Gefühl
hin und her. Es möge aufhören und dann auch wieder, daß es
weitergehen möge. Solange sie stöhnt lebt sie auch!
Wenn dieses Bangen und Hoffen Beten genannt werden kann,
dann war es das wohl auch.

und ziehst sie gleichzeitig ins lächerliche.

Es fällt mir schwer das zu glauben, dazu waren diese
Stunden zu aufwühlend, haben zu viele Zweifel aufkommen
lassen. Es mag angehen, daß ich mich etwas über mich
selbst mokiert habe: Da sitzt einer der die Welt wohl nur
aus einem relativ sicheren Schneckenhaus heraus kennt,
wiederum recht sicher in einer Kabine und reflektiert
über den Wahrheitsgehalt vergangener Aussagen und
Behauptungen.
Naja, das hin und her der Gefühle spricht eine andere
Sprache, und, ich will das dort Erlebte auch nicht missen.
Und nach einem Rettungsanker für mein Selbst habe ich
auch gesucht, in Gedanken und in Gedanken.
In die Situation der Menschen die ich dort nur ganz kurz
und in einer Ausnahmesituation 'gesehen' habe,
will ich aber auch nie geraten.

Klaus

PS: Eine Welt ohne Kinder wäre verdammt langweilig, leer und einsam. A.H.

Das wäre dann auch eine Welt ohne Menschen.