Hallo Andre,
Laut diesem Bericht, ist fast jeder deutsche Provider, außer die Telekom, über die DE-CIX verbunden, was machen die anderen? Über die DE-CIX werden doch dann alle daten abgewickelt, also auch die Provider untereinander!?
Ganz genau. Das DECIX ist ein neutraler Peering-Point, also eine Austauschstelle zwischen allen angeschlossenen Providern. Zu diesem Zweck steht das DECIX in einem eigenen Haus, in dem jeder angeschlossene Provider seinen eigenen Schaltschrank betreibt, die untereinander in einem eigenen Netzwerk verbunden sind.
An welchen Peering Point sind die angeschlossen, die nicht bei der DE-CIX angeschlossen sind?
Da gibt es in Deutschland nur einen großen Provider, der da nicht mitmacht und das ist die Telekom. Die betreibt dann eigene Austauschstellen mit den größeren Providern. Z.B. ist der Austauschpunkt mit UU.net in der UU.net-Deutschlandzentrale in Dortmund. Diese Art kommt wohl für die Telekom so billiger (sie muß ja Leitungen auch nicht bezahlen), als wenn sie an das DECIX angebunden wäre.
Diese Leitungen, die die Provider haben, sind das ganz normale Telefonleitungen, sind das Leitungen die extra verlegt wurden oder wurden diese schon vor langer Zeit verlegten und von der Telekom zur Verfügung gestellt. Sind das Telefonleitungen, in denen auch die "Internetdaten" durchgeschickt werden?
Prinzipiell sind Datenleitungen Multiplexverbindungen, also stinknormale ISDN-Basiskanäle, die gebündelt werden. So besteht z.B. eine E1-Leitung (richtiger Name der 2-mbit/sec-Leitung) aus 32 B-Kanälen und einem D-Kanal (der D-Kanal ist zu jedem ISDN-B-Kanal erforderlich).
In dem Bericht wird geschrieben, das einige Provider ihr eigenes Netz haben. Habe die ein Netz nur für sich verlegt? Das kostet doch einige 100 Millionen!(siehe Zeitung)
Naja, da wird vieles geschrieben. Ist z.B. ein kleiner Provider über UU.net ans Internet angebunden, kann er natürlich schreiben, daß er (der kleine Provider) ein deutschlandweites Netz mit US-Backbone und DECIX-Anbindung hat. Besitzen tut er es natürlich dann nicht gleich. ;-)
Teuer ist das ganze allerdings schon, allerdings nicht ganz so übel teuer, wie wir uns das alle denken. Eine 2-mbit/sec-Leitung pendelt sich für einen bestimmten Radius bei rund 2000 Mark ein (also nur die Leitung wohlgemerkt). Eine E3 (34 mbit/sec) kostet rund das vierfache, aber zu Preisen schaust du am besten mal auf die T-Seite.
Die Telekom soll ein eigenes Netz haben und nicht an der DE-CIX angeschloßen sein? (siehe Zeichnung)
Ja, hat sie auch, sie zahlt ja auch wohl nicht allzuviel für ihre eigenen Leitungen. Ein DECIX-Anschluß wäre da wohl einfach zu teuer. ;-)
Muß jeder Provider eine Extraverbindung zur Telekom haben, laut Bericht ja....?(siehe Zeichnung)
Ein Provider muß halt eine Verbindung zu einem Backbone haben, wie er den hat, ist im Endeffekt egal. Sitzt der Provider zufällig in einem Haus, daß schon an einem Backbone angeschlossen ist, reicht nur ein Ethernet-Kabel und billig wird's. Ansonsten muß halt jeder die Leitung zum Backbone selberzahlen.
Die Telekom muß doch dann auch eine Verbindung in die USA oder wo anders hin haben, also Asien usw., wenn sie das nicht über die DE-CIX abwickelt.
Hat sie auch, zumindest nach Amiland. Nach Asien ist die Infrastruktur generell bei allen Providern noch nicht so toll, ich glaube, weil es in Asien noch keinen Peering-Point gibt.
Ist der Backbone eine Leitung oder ein eigenes Netz des Providers?
Backbone heißt Rückgrat, also ist eher die Bezeichnung für das Netz eines Providers.
Kennt jemand von Euch ein gutes Buch/Literatur zu diesem Thema oder eine gute Homepage? Mein Provider hat leider kein Tag der offenen Tür, es war mal geplant......., sonst würde ich ein paar Mitarbeiter mit diesen Fragen nerven!
Ich will das ganze in den nächsten Wochen in netplanet mal etwas näher visualisieren und erklären, die Materie ist schon etwas komplexer. Ansonsten kannst du ja mal schauen, was du bisher finden kannst, haut allerdings noch nicht so vom Hocker http://www.netplanet.org/aufbau/
Gruß,
Besim