Stefan Muenz: Business as usual?

Beitrag lesen

Hallo Nicolas,

eins frage ich mich nur: wo waren die vielen Stimmen gegen den Krieg noch vor einem Monat?

Welche vielen Stimmen? Findest Du, dass es sehr viele sind derzeit, die sich mal ueber das unmittelbare Geschehen hinaus ueber Gewaltspiralen und Weltfrieden Gedanken machen? Es gibt zwar Widerstand gegen den Nato-Einsatz, aber das ist zumeist einfach das Geschrei der Gegner. Das sind die gleichen Leute, die das serbische Vorgehen im Kosovo in Ordnung finden.

Dort herrschte im Kosovo schließlich auch Krieg und es kamen täglich Schreckensmeldungen über neue niedergebrannte Dörfer im Fernsehen - allerdings interessierte es da noch keinen.

Das stimmt allerdings. Nur: man kennt ja gar keine anderen Nachrichten. Wenn es nicht Kosovo war, war es Ruanda, Kurdengebiet oder sonstwo. Ketzerischer Gedanke: ist unsere Abstumpfung vielleicht deshalb so gross, weil die Massenmedien in so vielen unauffaelligen Jahren ihrer Allgegenwart mittlerweile so gruendlich gewirkt haben, dass wir selbst die schlimmsten Meldungen irgendwo in unseren Alltag eingebaut haben, irgendwo zwischen Einkaufszettel und Lottoschein? Vielleicht sind wir schon lange nicht mehr in der Lage, Gefahren usw. ausserhalb unseres Alltags richtig einzuschaetzen, weil wir ja andauernd davon lesen, hoeren und sehen, und nie ist uns selber was passiert dabei.

viele Gruesse
  Stefan Muenz

PS: ich hab mal auf Oesi-Sender umgeschaltet, da klingt das alles schon etwas anders.