Warum heute ein besonderer Tag ist
joerg
0 tom0 Marco Strauss0 Antje Hofmann0 Reiner0 Klaus Thies
0 Thomas J.S.0 joerg
Hallo alle,
sicher wisst ihr alle, dass der 09.11. in der deutschen Geschichte nicht irgendein Tag ist.
Ein unglaubliches historisches Ereignis, ich kann eigentlich heute noch nicht so richtig glauben, dass ich das miterleben durfte (im besten Revoluzzer-Alter von 15 Jahren): Eine friedliche Revolution, an deren Ende das Volk mit den Füssen abgestimmt hat, seine betonköpfigen Machthaber zum Teufel gejagt und die Mauer eingerissen hat, mit der man es jahrzehntelang eingesperrt hat. Wo gab es das je?
Heute, 10 Jahre später, wo sich allerorten Ernüchterung breit gemacht hat, nicht wenige Landsleute auf beiden Seiten der alten Grenze die Mauer am liebsten wieder aufbauen möchten, die "Ossis" jammern, dass sie immer noch Deutsche 2.Klasse seien und nichts von ihrem Land übriggeblieben ist, die "Wessis" sich über Undank beklagen (erst befreien wir sie, finanzieren ihren Wiederaufbau und dann wählen sie PDS), ...
... heute also, da frage ich mich: Was bedeutet EUCH in Ost und West, Nord und Süd dieser Tag?
viele Grüsse
-joerg
P.S.: Sorry an Österreicher und andere Nicht-Deutsche in diesem Forum, dass ich euch nicht persönlich angesprochen habe, auch Eure Meinung interessiert mich natürlich.
Hallo alle,
Heute, 10 Jahre später, wo sich allerorten Ernüchterung breit gemacht hat, nicht wenige Landsleute auf beiden Seiten der alten Grenze die Mauer am liebsten wieder aufbauen möchten, die "Ossis" jammern, dass sie immer noch Deutsche 2.Klasse seien und nichts von ihrem Land übriggeblieben ist, die "Wessis" sich über Undank beklagen (erst befreien wir sie, finanzieren ihren Wiederaufbau und dann wählen sie PDS), ...
... heute also, da frage ich mich: Was bedeutet EUCH in Ost und West, Nord und Süd dieser Tag?
WENN WIR ALLE ZUSAMMENHELFEN, KÖNNEN WIR SIE DOPPELT SO HOCH BAUEN, WIE VORHER.
wer macht mit ??
Dafür gibt es eine gute Surftipps: http://www.ddr-suche.de
Heute, 10 Jahre später, wo sich allerorten Ernüchterung breit gemacht hat, nicht wenige Landsleute auf beiden Seiten der alten Grenze die Mauer am liebsten wieder aufbauen möchten, die "Ossis" jammern, dass sie immer noch Deutsche 2.Klasse seien und nichts von ihrem Land übriggeblieben ist, die "Wessis" sich über Undank beklagen (erst befreien wir sie, finanzieren ihren Wiederaufbau und dann wählen sie PDS), ...
... heute also, da frage ich mich: Was bedeutet EUCH in Ost und West, Nord und Süd dieser Tag?
Heute verfluche ich diesen Tag und ich denke, einige aus meiner Umgebung auch. Morgen denke ich vielleicht anders, darüber.
Der Grund
http://de.news.yahoo.com/991109/3/d3yc.html
Dies war in der DDR nicht möglich. Und ich warte voller Sorge auf meinen Mann, denn es ist seine Schule an der es passiert ist. Ich weiß noch nicht, wie er reagiert und ich ihn helfen kann bzw. wie ich morgen mit diesem Vorfall im Kopf normal unterrichten soll.
Viele Grüße
Antje
Heute verfluche ich diesen Tag und ich denke, einige aus meiner Umgebung auch. Morgen denke ich vielleicht anders, darüber.
Der Grund
http://de.news.yahoo.com/991109/3/d3yc.htmlDies war in der DDR nicht möglich. Und ich warte voller Sorge auf meinen Mann, denn es ist seine Schule an der es passiert ist. Ich weiß noch nicht, wie er reagiert und ich ihn helfen kann bzw. wie ich morgen mit diesem Vorfall im Kopf normal unterrichten soll.
Ohje, das ist wirklich schlimm. SOWAS war in der DDR sicherlich nicht möglich. Sicher! Die Leute hatten viel zu sehr Angst vor der Obrigkeit. Aber diese Respektlosigkeit darf man nicht nur mit der geschichtlichen Entwicklung in Beziehung setzen. In Amerika ist solch' ein Amoklauf ja schon nichts neues mehr. Hier wäre es vielleicht ähnlich, wenn die Waffengesetze auch so schlampig wären. Aber die Sache hängt noch an anderen Dingen wie Elternhaus und generelle Veränderungen in dem gesellschaftlichen Miteinander. Auch denke ich, daß die Presse vielleicht zuviel Details über solche Taten berichtet, die für irgendwelche Irren dann keine Abschreckung darstellen, sondern eher als nachahmenswert empfunden werden.
Hi Reiner und Antje,
Ohje, das ist wirklich schlimm. SOWAS war in der DDR sicherlich nicht möglich. Sicher!
Sorry, aber da könnte ich sagen, dass sowas in der "alten" BRD auch nicht möglich war. So ein Vorfall liegt doch nicht am politischen System, sondern an der Erziehung und dem Geisteszustand des Täters. Und ich lasse mir nicht einreden, das hätte irgendwas mit der Wiedervereinigung zu tun.
Gruss,
Martin
Hallo,
Ohje, das ist wirklich schlimm. SOWAS war in der DDR sicherlich nicht möglich. Sicher!
Da kann ich nichts zu sagen, da ich hier aus dem Westen komme, aber der Gedanke, dass sowas aus Angst vor dem Regime nicht moeglich war erschreckt mich, dann wuerde man ja behaupten, dass Freiheit und Toleranz solche Wahnsinnstaten hervorruft, und dass solch fehlgeleitete Aggressionen in einer Diktatur nicht moeglich sind.
Sorry, aber da könnte ich sagen, dass sowas in der "alten" BRD auch nicht möglich war. So ein Vorfall liegt doch nicht am politischen System, sondern an der Erziehung und dem Geisteszustand des Täters. Und ich lasse mir nicht einreden, das hätte irgendwas mit der Wiedervereinigung zu tun.
Leider ist das auch falsch, als Koelner kommt bei solchen Meldung in meiner Tageszeitung (mittlerweile schon fast regelmaessig) ein Rueckblick auf solche "Wahnsinnstaten" und angefuehrt wird das ganze meist von dem Amoklauf eines Wahnsinnigen, der mit einem selbsgebauten Flammenwerfer in den 60er Jahren in Koeln eine komplette Schulklasse bedroht und einige Shueler und die Lehrerin erheblichst damit verletzt hat.
Ich denke die Ursache ist mehr im allgemeinen Werteverfall innerhalb unserer Geselschaft zu suchen, wo das menschliche Leben immer mehr an Wert verliert und gleichzeitig auch immer mehr die Sinnhaftigkeit des Lebens verloren geht. Wenn man genauer nachforscht, wird man sicher feststellen, dass der "Taeter" nicht nur in der Klasse wenig geliebt war, sondern, dass ihm im ganzen Leben nicht der Wert des Lebens vermittelt worden war, das geht schon bei solchen Kleinigkeiten wie "Geld/Spielzeug statt Liebe/Aufmerksamkeit" los, geht dann weiter ueber die extensive Nutzung von automatischen Babysittern (Fernsehen/Videospiele/{leider auch} Computer) und endet in dem Erlebnis eines Kindes, dass seine eigenen Eltern "gesellschaftlich" wertlos, weil arbeitslos, sind und dass sein Schicksal in die gleiche Richtung zielt, oder, dass seine Eltern vor lauter Arbeit keine Zeit fuer ihr Kind haben und das Kind als unnuetzen Ballast in die Ecke stellen. Ich weiss auch nicht, ob dieser Schueler irgendwannmal von einem Menschen gesagt bekommen hat und erfahren hat, dass er wichtig ist, dass es Menschen gibt, die explizit fuer ihn kaempfen, wenn sie sehen, dass ihm Unrecht getan wird.
Jetzt bin ich aber ein Stueck ins philosophieren gekommen, ich denke ich breche hier ab, sonst werde ich doch zu weitschweifig.
Antje, das soll absolut keine Kritik an Dir oder Deinem Mann sein, Ihr zwei gebt sicher Euer Allerbestes, aber ich denke auch Du wirst bei Deinen Kollegen viele finden, die innerlich schon resigniert haben. Ich habe selbst mal erlebt, was aus einem Kind werden kann, welches erlebt, dass sich einer fuer es einsetzt und wie sich dann auch dass Verhalten dieses Kindes ploetzlich wandelt, wenn es das erlebt. Dadurch konnte das Kind davor bewahrt werden auf der Schule fuer Erziehungshilfe zu landen. Wichtig war aber, dass das Kind Erfolge erlebte und auch erlebte, dass andere diese Erfolge sahen und lobten. Ich denke Ihr arbeitet aber auch in dieser Richtung.
Bis dann
Michael N.
Hallo Ihr,
So ein Vorfall liegt doch nicht am politischen System, sondern an der Erziehung und dem Geisteszustand des Täters. Und ich lasse mir nicht einreden, das hätte irgendwas mit der Wiedervereinigung zu tun.
Jaein, Drogen waren jedoch in der DDR schwer zu erhalten und in der tiefsten Provinz sowieso nicht. Außerdem sehe ich es so, eine Gesellschaft die es nicht schafft ihrer Jugend eine Perspektive zu verschaffen hat versagt und das ist in unserer Gesellschaft viel zu häufig der Fall.
Ich schrieb ja nicht ohne Grund, morgen sehe ich es vielleicht anders.
Ich denke die Ursache ist mehr im allgemeinen Werteverfall innerhalb unserer Geselschaft zu suchen, wo das menschliche Leben immer mehr an Wert verliert und gleichzeitig auch immer mehr die Sinnhaftigkeit des Lebens verloren geht.
stimmt und ich und meine Kollegen verfolgen die Entwicklung voller Sorgen
Wenn man genauer nachforscht, wird man sicher feststellen, dass der "Taeter" nicht nur in der Klasse wenig geliebt war, sondern, dass ihm im ganzen Leben nicht der Wert des Lebens vermittelt worden war,
und endet in dem Erlebnis eines Kindes, dass seine eigenen Eltern "gesellschaftlich" wertlos, weil arbeitslos, sind und dass sein Schicksal in die gleiche Richtung zielt, oder, dass seine Eltern vor lauter Arbeit keine Zeit fuer ihr Kind haben und das Kind als unnuetzen Ballast in die Ecke stellen.
und, ich möchte es ergänzen, auf dem Kind ein enormer Leistungsdruck liegt,
aber ich denke auch Du wirst bei Deinen Kollegen viele finden, die innerlich schon resigniert haben.
Und warum ist es so? Weil irgendwo der Punkt kommt, wo es darum geht, sich selbst und die Kinder die Lernen wollen zu schützen. Leider gibt es zuwenig Möglichkeiten aktiv einzugreifen, wenn ein Kind und seine Eltern nicht wollen.
Ich habe selbst mal erlebt, was aus einem Kind werden kann, welches erlebt, dass sich einer fuer es einsetzt und wie sich dann auch dass Verhalten dieses Kindes ploetzlich wandelt, wenn es das erlebt. Dadurch konnte das Kind davor bewahrt werden auf der Schule fuer Erziehungshilfe zu landen. Wichtig war aber, dass das Kind Erfolge erlebte und auch erlebte, dass andere diese Erfolge sahen und lobten. >
Völlig richtig. Leider ist die Realität so, daß man nur begrenzt Kraft und Zeit investieren kann. Die investiert man vorrangig in Schüler, die ansprechbar erscheinen. In vielen Situationen ist man auch einfach psychologisch überfordert. An den Schulen in Deutschland fehlen massiv Sozialarbeiter und Psychologen.
Das Problem liegt darin, dass im Bildungsbereich massiv gespart wird und den Leuten in den Regierungskreisen nicht klar ist, daß es billiger ist an der Basis zu investieren. Lieber finanzieren sie den wesentlich teureren Knast und Rehabilitationsmaßnahmen.
Der Vorfall heute war eigentlich etwas, womit ich schon lange gerechnet habe. Die Entwicklung zielt ganz konkret darauf hin. Allerdings habe ich eher eine spontan motivierte Tat erwartet und keinen eiskalt geplanten, durch Wetten motivierten Mord.
Viele Grüße
Antje
Hi Antje,
Jaein, Drogen waren jedoch in der DDR schwer zu erhalten und in der tiefsten Provinz sowieso nicht.
Ich habe den Artikel gerade nochmal überflogen, und finde da nichts von Drogen.
Außerdem sehe ich es so, eine Gesellschaft die es nicht schafft ihrer Jugend eine Perspektive zu verschaffen hat versagt und das ist in unserer Gesellschaft viel zu häufig der Fall.
Diese Einstellung kann ich wirklich nicht verstehen. Da wird jemand zum Mörder, und dann ist die Gesellschaft schuld. Da wird IMO der Täter zum Opfer gemacht. Wenn da jemand anders Schuld hat, dann wie du schreibst, seine Eltern, die ihm nicht den Wert eines Lebens beigebracht haben. Und das hat nichts damit zu tun ob sie nun arbeitslos sind, oder nicht.
Ich finde es ziemlich erschreckend dass jetzt schon bei einen Mord Sätze wie "Das hätte es in der DDR nicht gegeben" kommen. Vielleicht bin ich da etwas empfindlich, weil ich schon öfters erleben musste, wie wir (damit meine ich Leute, die in der BRD statt der DDR aufgewachsen sind) für alles Mögliche verantwortlich gemacht werden, sei es für die Arbeitslosigkeit, für soziale Kälte, oder für diese Geier die nach der Wende Ost-Bürger über den Tisch gezogen haben (die gab's drüben auch, nur heissen sie da Wendehälse und werden nicht verallgemeinert).
Gruss,
Martin
Ein Hallo an alle, an denen diese Grausamkeit nicht einfach so vorbeizieht - und v.a. an Antje * Ehemann!
Meine Mutti ist auch Lehrerin (in Chemnitz). Sie arbeitet an einer Mittelschule, d.h. dort wo man glaubt, daß es dort wohl eher zu einer solchen Eslkalation kommt. Ich hätte nie geglaubt, daß es auch in Dtl. zu solchen Grausamkeiten kommen kann, doch die Geschehnisse in den letzten Jahren, Wochen und Tagen belehren uns eines anderen. Sie zeigen uns vor allem, daß man nie einfach den Kopf in den Sand stecken kann und schon gar nicht wenn es um die Entwicklung in unserer Gesellschaft geht.
Und genau darauf will ich auch hinaus.
Viele, wenn nicht sogar die meisten Eltern erwarten immer noch die gleichen erzieherischen Leistungen von den LehrerInnen und der Schule wie vor Jahren/Jahrzehnten. Doch dabei übersehen sie, wie gleichzeitig der Einfluß und die Rechte der Lehrer gerade auf diesem Gebiet immer geringer werden. Wie kann den ein Kind/Jugendlicher vor seinem Lehrer Respekt haben, wenn selbst Eltern oftmals keinen Respekt vor den Lehrern zeigen.
Wie oft kommt man nach Hause und beschwert sich über die Leherer und wird darin durch die Eltern bestärkt, ohne daß diese auch nur nach dem Hintergrund fragen.
Ungerechtigkeitem kamen immer vor und werden auch immer vorkommen (ich kann ein Lied davon singen). Man darf dabei nämlich nie vergessen, daß Lehrer auch nur Menschen sind, die man auch auf Ihre Fehler hinweisen kann und sollte.
Ist es eigentlich schon mal jemanden aufgefallen, daß man auf der einen Seite Lehrer dafür verantwortlich macht, daß sie die Kinder nicht erziehen und auf der anderen Seite man Ihnen erzieherische Maßnahmen verbietet bzw. vorwirft.
PS.: Ich hoffe, daß dieser Vorfall nicht nur den Lehrern Angst gemacht hat, sondern Konsequenzen auch in weit höherer Ebene folgen werden.
PSPS.: Tut mir leid Jörg, daß dein Thema so abgedriftet ist, doch sowohl dieses Thema und der Mauerfall sind hoffentlich nicht nur am 9.11. aktuell, sondern werden uns immer beschäftigen.
Tschüß Anne
Jaein, Drogen waren jedoch in der DDR schwer zu erhalten und in der tiefsten Provinz sowieso nicht.
<kopfschüttel>
Und Alkohol soll demnach keine Droge sein? Tststs ...
</kopfschüttel>
Außerdem sehe ich es so, eine Gesellschaft die es nicht schafft ihrer Jugend eine Perspektive zu verschaffen hat versagt und das ist in unserer Gesellschaft viel zu häufig der Fall.
<verwundert>
Und ausgerechnet *das* soll in der DDR besser gewesen sein, so in Sachen Perspektive und Entfaltungsfreiheit?
Wieso ist denn dann die Mauer niedergerissen worden? Und wieso sind junge Leute unter Einsatz ihres Lebens ins Ausland geflüchtet?
</verwundert>
Das Problem liegt darin, dass im Bildungsbereich massiv gespart wird und den Leuten in den Regierungskreisen nicht klar ist, daß es billiger ist an der Basis zu investieren. Lieber finanzieren sie den wesentlich teureren Knast und Rehabilitationsmaßnahmen.
Na also - ich wußte doch, daß noch etwas Vernünftiges kommen muß. ;-)
Heute verfluche ich diesen Tag und ich denke, einige aus meiner Umgebung auch. Morgen denke ich vielleicht anders, darüber.
Der Grund
http://de.news.yahoo.com/991109/3/d3yc.htmlDies war in der DDR nicht möglich. Und ich warte voller Sorge auf meinen Mann, denn es ist seine Schule an der es passiert ist. Ich weiß noch nicht, wie er reagiert und ich ihn helfen kann bzw. wie ich morgen mit diesem Vorfall im Kopf normal unterrichten soll.
Bei allem Verständnis für deine persönliche Betroffenheit:
Natürlich hat es so etwas in der früheren DDR gegeben (genau so wie in den alten Bundesländern), aber es wurde eben nicht darüber berichtet.
Hallo Joerg!
- und wichtigstens, weil zu meinen Lebzeiten: Der Fall der Berliner Mauer heute vor 10 Jahren.
Ein unglaubliches historisches Ereignis, ich kann eigentlich heute noch nicht so richtig glauben, dass ich das miterleben durfte (im besten Revoluzzer-Alter von 15 Jahren): Eine friedliche Revolution, an deren Ende das Volk mit den Füssen abgestimmt hat, seine betonköpfigen Machthaber zum Teufel gejagt und die Mauer eingerissen hat, mit der man es jahrzehntelang eingesperrt hat. Wo gab es das je?
Ich habe vorgestern im SPIEGEL-TV einen längeren Bericht über diese Tage gesehen.
Ich stimme dir zu: es sind unglaublich beeindruckende Ereignisse. Wenn man die Bilder und die Aussagen der Leute; von damls anschaut und anhört, muss man wohl darüber nachdenken was da geschah.
Ich meine nicht nur die "fröhlichen Spaziergänger von Ost-Berlin am 'Kuh-Damm' ". Da gab es viel mehr. (Ich kenn das auch nur aus den Erzählungen von Freunden und vom TV.) Da gab es im Dresden die Fackelumzüge, oder die Montagsdemos im Leipzig.
Ich kann mir nur schwer vorstellen was mit den Gemüter der Leute damals Geschach, die Verunsicherung, die Anspannung, was kommt als nächstes? Alle haben gespührt, daß es eine Verändernung geben wird, nur die Richtung dieser Veränderung war nicht abzusehen. Über das "was wäre wenn...." möchte ich jetzt nicht sinnieren, denn der eine Weg zeigte sich 1956 in Ungarn und 1968 in Prag, der andere dann in Rumänien).
Heute, 10 Jahre später, wo sich allerorten Ernüchterung breit gemacht hat, nicht wenige Landsleute auf beiden Seiten der alten Grenze die Mauer am liebsten wieder aufbauen möchten, die "Ossis" jammern, dass sie immer noch Deutsche 2.Klasse seien und nichts von ihrem Land übriggeblieben ist, die "Wessis" sich über Undank beklagen (erst befreien wir sie, finanzieren ihren Wiederaufbau und dann wählen sie PDS), >
Ich fange an, am gesunden Menschenverstand der Menschen zu zweifeln (nicht an den Verstand der Massen, denn sie hatte noch nie welchen).
Hier lohnt sich es einige Gedanken (für "wessis" und für "ossis") darüber zu verschwenden "was wäre wenn....". Daß die Gesellschaft in einer Kriese steckt, steht mittelweile außer Zweifel, aber da sollten sich die "großen" Skeptiker der Wiedervereinigung fragen: wäre diese Kriese ohne die Weidervereinigung ausgeblieben.? Und wenn sie auch nur einen Blick über die Grenzen hinweg werfen, werden sie merken, daß andere Länder die keine Wiedervereinigung hinter sich haben, in der selben Kriese stecken.
Und wie sehr das so ist, zeigt sich ja auch an Beispielen wie Österreich (denke man nur an die letzten Wahlen und welches Echo sie ausgelöst haben).
Wie schon so oft in der Geschichte, wenn eine Gesellschaft in einer Kriese geriet, fangen die Menschen an eine Ursache für die Kriese zu finden. Da kommen dann die Popularisten und Ideologen zum Zug. Sie geben den Menschen was sie wollen, eine Ursache: und das ist immer: "die Anderen"! Schwarz, Weiss, Chirst, Moslem, Ossi, Wessi, spielt keine Rolle, so lange es eben "die Anderen" es sind, auf die man mit dem Finger zeigen kann.
Da könnte ich wirklich die Menschen anschreien: "Seht ihr denn nicht was da gemacht wird?. Habt ihr denn nichts gelernt? Merkt ihr denn nicht, daß ihr wieder nur benutzt werdet?
Was aber viel schlimmer ist, daß die Leute, die die Menschen "führen" sollten, nichts tun. Besser gesagt sie sind viel zu viel damit beschäftigt, wer den besseren Posten haben sollte, wer welches Amt bekleiden sollte. Dieses Unvermögen egomanistischer Prolitik, die wirkliche Problemen zu sehen, bereitet mir die meisten Sorgen.
So muss ich nach 10 Jahren denken, die Menschen begreifen nichts (oder wollen nichts begreifen)und die, die dafür Sorge tragen sollten, daß die Menschen begreifen, tun ihr bestes damit es nicht geschiet.
Grüße
Thomas,
der (auch als nicht Deutscher und nicht Österreicher) meint, daß wir erst rückblickend erkennen, wie es ist Geschichte nicht nur zu lesen, aber die Geschichte selbst auch mitschreiben zu dürfen.
PS: Ob gut oder schlecht, es jagt einem ein Schauer über den Rücken, wenn man später sagen kann: "ja ich weiss wie es war, denn ich war da und habe es erlebt."
Hallo Thomas und danke fuer deinen klasse Beitrag!
Da gab es im Dresden die Fackelumzüge, oder die Montagsdemos im Leipzig.
Und nicht nur da, ueber die grossen Staedte wurde nur mehr berichtet. Aber selbst in der verschnarchtesten Kleinstadt war alles auf der Strasse, was Beine hatte. Ich erinnere mich, als waere es gestern gewesen, als ich mit zusammen mit Tausenden anderen durch die engen Strassen der Stollberger Altstadt (Sachsen, Naehe Chemnitz) lief. An die Kundgebungen, an die Gottesdienste, an die Transparente, an den Gruendungsaufruf des "Neuen Forums" (den wir in der Schule ausgerechnet an die "offizielle" Wandzeitung des Staatsbuergerkunde-Lehrers gepinnt haben... das gab vielleicht Aerger, aber den haben wir mit Freuden angenommen)
Ich kann mir nur schwer vorstellen was mit den Gemüter der Leute damals Geschah, die Verunsicherung, die Anspannung, was kommt als nächstes? Alle haben gespührt, daß es eine Verändernung geben wird, nur die Richtung dieser Veränderung war nicht abzusehen.
Du kannst es dir nur schwer vorstellen? Ich wuerde sagen, du hast es - ich kann natuerlich nur fuer mich sprechen - genau erfasst! Tatsaechlich hatte ich das Gefuehl, Teil etwas Unglaublichen und nie Dagewesenen zu sein. Es schien der Anfang von etwas ganz Grossem zu sein, wobei niemand wusste, worin es bestehen sollte. Aber wichtig war: wir waren endlich vom Fleck gekommen.
Unterwegs (d.h. in den folgenden Wochen) wurden dann, fuer mich kaum merklich, neue Parolen ausgegeben: Irritiert stellte ich fest, dass um mich herum aus "Wir sind DAS Volk!" der Slogan "Wir sind EIN Volk." geworden war. Daraus wurde dann genauso schnell: "Deutschland einig Vaterland". Damit konnte ich ja nun gar nichts mehr anfangen. Wie gesagt, ich war 15, was interessierte mich denn das Vaterland, und wenn ueberhaupt, dann doch wohl mein eigenes und das war mein ganzes Leben lang die DDR gewesen.
Ich verstand nicht, warum wir jetzt, wo wir endlich die Chance hatte, selbst ueber unsere Zukunft zu bestimmen, etwas zu veraendern in UNSEREM Land, diese Chance gleich wieder wegwerfen sollten indem wir unser Land fuer einnen Appel und ein Ei (bzw. fuer einen Walkman und ein West-Auto) verkaufen sollten. Und ich verstand nicht, warum ich (schon wieder!) einer Minderheit von Fantasten angehoerte... Die Mehrheit wie besoffen: Komm, Onkel Helmut, nimm uns in deine starken Arme!
Ich fange an, am gesunden Menschenverstand der Menschen zu zweifeln (nicht an den Verstand der Massen, denn sie hatte noch nie welchen).
Den Satz schreib ich mir auf, du bringst es auf den Punkt.
Was aber viel schlimmer ist, daß die Leute, die die Menschen "führen" sollten, nichts tun. Besser gesagt sie sind viel zu viel damit beschäftigt, wer den besseren Posten haben sollte, wer welches Amt bekleiden sollte. Dieses Unvermögen egomanistischer Prolitik, die wirkliche Problemen zu sehen, bereitet mir die meisten Sorgen.
Und deshalb ist es fuer mich so wichtig, die Erfahrung gemacht zu haben, dass es MOEGLICH ist, eine Regierung, ja ein ganzes System mit der puren "Macht der Strasse" einfach wegzuwegen. Ich weiss, der Schuss kann auch nach hinten losgehen (schliesslich steht der 09.11. auf fuer den ersten gescheiterten Putschversuch Hitlers).
Aber haetten doch nur mehr Menschen, vor allem auch im Westen diese Lehre von 1989 begriffen und die Chance genutzt notwendige Veraenderungen einzufordern.
Wenn ich jetzt ein Schwarzmaler waere wuerde ich sagen, dass sich der 09.11.89 nicht wirklich als ein neuer Anfang, sondern eher als eine Zaesur darstellt, nach der eigentlich alles so weiterging wie bisher, nur unter veraenderten Vorzeichen. Besonders im Westen wird man das wohl so empfinden, was hat sich denn da schon geaendert, ausser der Einwohnerzahl?
Aber ich bin kein Schwarzmaler, wie gesagt ;-) Und deshalb soll dein letzter Satz am Ende dieses Postings stehen, dem ich absolut nichts hinzuzufuegen habe:
Thomas,
der (auch als nicht Deutscher und nicht Österreicher) meint, daß wir erst rückblickend erkennen, wie es ist Geschichte nicht nur zu lesen, aber die Geschichte selbst auch mitschreiben zu dürfen.PS: Ob gut oder schlecht, es jagt einem ein Schauer über den Rücken, wenn man später sagen kann: "ja ich weiss wie es war, denn ich war da und habe es erlebt."
gruss
-joerg *mit einem schauer auf dem ruecken*
----------------
Ach, ich hab doch noch was, um die Sache wieder etwas aufzulockern *g*:
Sagt der Ossi zum Wessi: Wir sind ein Volk.
Sagt der Wessi zum Ossi: Wir auch.
Hi Jörg,
ich muss sagen, wir sind einer Meinung, obwohl ich im Westen aufgewachsen bin. Soviel zu der "Mauer in den Köpfen" ;-)
Gruss,
Martin