Hi,
Nun, in meinen Augen stellt sich hier die Frage, ob sich der Netz-
Journalismus wirklich so sehr vom "klassischen" Journalismus unter-
scheidet - und auch, ob das Medium Internet und das (kommende oder
erträumte) Zusammenwachsen von Internet, Fernsehen & Co. wirklich
ganz neue Anforderungen an Journalisten stellen (werden).
Glaube ich nicht, kommt aber darauf an wie Du hier Journalismus definierst. Die Medien ergaenzen sich und die "Basis" (so will ich's mal nennen) bleibt die gleiche: Gute Recherche und Praesentation fuer die "Qualitaetspresse" und Effekthascherei fuer die "Schmuddelpresse". Was sich meines Erachtens durch das Internet geaendert hat ist die Schnelligkeit: Nachrichten verbreiten sich immer schneller und die Redaktionen muessen immer schneller reagieren. Ich kann mich noch an I-Love-You erinnern. Da habe ich hier im Forum von gelesen bevor unser IT department was gemerkt hat, von irgendwelcher Presse mal ganz zu schweigen. Also glaube ich muessen Journalisten in Zukunft lernen mit solchen Dingen umzugehen und darauf zu reagieren.
Sicher, das "Erscheinungsformat" Internet verbietet fast schon lange
Essays á la Leitartikel der FAZ oder der "Zeit" - aber bleiben dabei
nicht die Originärtugenden guten Journalismus', eine Sache von allen
Seiten zu beleuchten, möglichst alle Facetten herauszuarbeiten, auf-
zuklären und den Leser (und die Leserin :-) objektiv und umfassend
zu informieren, auf der Strecke?Oder anders: Wird diese Art neuer "Journalistenausbildung" nicht ein
weiterer Tribut an die Oberflächlichkeit unserer Gesellschaft, werden
bunte Anigifs und Flashfilme an die Stelle seriöser, komplexer, an-
spruchsvoller Berichterstattung treten?
Das sehe ich anders. Sieh Dir das Internetangebot der Zeit an, halte ich fuer sehr gut und umfassend. Oder die BBC, geh mal auf http://news.bbc.co.uk/, eine meiner Meinung nach sehr gute und vor allem umfassende Ergaenzung zum Fernsehen. Oder auch ohne Fernsehen zu geniessen. Ich habe keinen Fernseher und beziehe einen Grossteil meiner Nachrichten von dort, entweder ueber Realvideo oder durch's lesen. Je nach Stimmung halt.
Und vor allem: Brauchen wir wirklich ein neues Journalistenformat -
oder mehr eher Journalisten mit Format?
Siehe oben, ich glaube beides: Journalisten mit Format, die mit den neuen Formaten umgehen koennen.
Gruss,
Armin (der jetzt mal zur BBC surfen wird)