Hallo, Ludwig, hallo Roman!
Hallo Forum!
Erstmal Gratulation zu der Realisierung dieses Projekts. Ich habe es mir angesehen, und der Effekt war,
dass ich das Fenster nach dem fünften oder sechsten Namen dichtgemacht habe, weil ich's nicht mehr
ertragen habe. Ich finde, gerade diese Darstellung gibt einen sehr intensiven Eindruck von der unglaublichen
Menge der Leben, die da ganz einfach gelöscht wurden.
Und nachdem ich jetzt ziemlich viele der Messages in diesem Thread gelesen habe, hier ein paar Gedanken
zum Thema:
Die Tatsache, dass hier so emotional diskutiert wird und so sehr viele Schuldzurückweisungen und Ver-
antwortungsübernahmeforderungen (ich nenne das mal einfach so, sehr hoffend, dass ihr mich versteht)
zu lesen sind, beweist meiner Ansicht nach schlicht eines: Wir haben alle viel, viel zu wenig Ahnung von
dem, was tatsächlich abgelaufen ist. Und hier liegt, meiner mehr weniger massgeblichen Ansicht nach der
Hase im Pfeffer: Um tatsächlich der im Verlauf des Threads so oft angesprochenen Verantwortung nach-
kommen zu können UND die Schuldgefühle, die wir im Laufe unserer frühen Jugend eingepflanzt bekommen
haben, ablegen zu können, werden wir nicht umhin kommen, zu VERSTEHEN. Verstehen hat nichts mit
gutheissen zu tun. Aber wenn wir einmal wissen, welche Mechanismen, welche psychologischen
Hilfsmittel dazu benutzt wurden, dieses unglaubliche Verbrechen möglich zu machen, können wir uns
davor schützen.
Hier sind einige Beispiele für Völkermord genannt worden. Selbstverständlich passt der Vergleich mit der
Systematik der grauenvoll perfekten Planung der Verfolgung und Ermordung von Millionen Menschen im
3. Reich nicht. Ein Vergleich passt nie. Was wir aber im Hinterkopf behalten müssen, ist die Tatsache,
dass alle genannten Beispiele von Völkermord Begleiterscheinungen von anderen Ereignissen waren. Was
mich zu dem Schluss führt, dass wir, wenn wir derartige Massenmorde in Zukunft vermeiden wollen, zwar
auch (und unabdingbar) auf die Einzelschicksale hinweisen müssen, um nicht in Vergessenheit geraten
zu lassen, dass es Menschen waren, die da ermordet wurden und nicht Zahlen, andererseits aber unbedingt
die Verpflichtung haben, die Begleitumstände so minutiös wie nur möglich zu analysieren, um dahinter zu
kommen, in welchen Fällen ein solcher Massenmord für notwendig erachtet wurde, wie er gerechtfertigt
wurde, wie Menschen dahin getrieben worden sind, andere Menschen nur noch als Schlachtvieh anzusehen
und völlig ausser acht zu lassen, dass sie selbst ja vielleicht eines Tages aufgrund ihrer Haar- oder Hautfarbe
oder ihres Glaubens oder ihrer Herkunft ganz genauso behandelt werden könnten.
Deshalb hier ein Hinweis auf zwei Bücher zum Thema 3. Reich/Hitler:
http://www.amazon.de/exec/obidos/search-handle-form/028-4939044-9450954 - Anmerkungen zu Hitler
Das zweite heisst "Warum warst du ein Hitlerjunge?" - der Name des Autors ist mir momentan nicht präsent,
bei Amazon.de hab' ich's nicht gefunden. Es ist aber im Rowohlt-Verlag in der rororo Rotfuchs-Reihe erschienen.
Abschliessend möchte ich mich noch bei euch allen für diese Diskussion bedanken - ihr habt mir einige
Denkanstösse gegeben und nicht zuletzt auch ein Thema für meinen Deutschunterricht. *s* Denn dass
sowas auch mit Südamerikanern besprochen gehört, die Deutsch lernen, ist mir beim Lesen mehr als
klar geworden.
In diesem Sinne
file libe Griese!
Stonie