Hallo Antje und all die anderen Forumers !
Nach dem Lesen einiger Statements weiss ich nicht so recht, wo ich mich hier einklinken mag..
..es wurde irgendwo hier in dem Wust an Postings genannt, dass man die heutige Generation nicht für das verantwortlich machen kann, was Deutschland in seiner dunkelsten Stunde verbrochen hat. Dies mag stimmen: Was können wir heute für das, was zwei Generationen vor uns in diesem Land passiert ist. Schuldig machen wir uns doch eher tagtäglich? Bsplw. durch unser Konsumverhalten, womit wir u.U. wissentlich oder unwissentlich wirtschaftliche Ausbeutung und damit verbundenes Elend an Menschen in ökonomisch schwachen Ländern unterstützen.
Nun ja, "Schuld haben die Deutschen" heisst es im Ausland - das Bild des "bösen Deutschen" ist international immer noch stark mit dem Verbunden, was vor 50 Jahren von diesem Land ausging. Gerade in den USA assoziert man mit dem Begriff "deutsch" oft auch den Begriff "Hitler". Wie gross war noch vor 10 Jahren die Angst, ein wiedervereinigtes Deutschland könnte erneut dem Faschismus verfallen. "Schuld haben die Deutschen" heisst es auch oft genug in den Medien - wo kein Grund für ein schlechtes Gewissen bestand, hat sich im Laufe eines jungen Lebens vielleicht ein solches aufgebaut.
Nein - ich bin keiner dieser "bösen Deutschen", auch kein Nazi oder Skinhead, weder Rassist noch Antisemit, auch bin ich nicht sonderlich stolz auf mein Vaterland..
..vor ca. 7 Jahren war ich zu Gast in Polen und besuchte ('besuchte' klingt makaber, ist aber ernst gemeint) dort die ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz/Birkenau. Das Gefühl während des Durchschreitens der Pforte über der "Arbeit macht frei" geschrieben steht, dieser kurze Moment.. die Gewissheit, dass zu einer anderen Zeit das Passieren dieses Tores den sicheren Tod bedeute, dass hier zehntausende oder mehr Menschen ermmordet wurden, man sich auf Terrain begab, auf dem Vernichtung von Menschenleben beinahe 'industrieell' praktiziert wurde, war schrecklich (dass diese Erfahrung in keinster Weise nur annähernd vergleichbar ist mit dem Leid ist welches dort geschah, brauche ich eigentlich nicht zu erwähnen, tue dies aber auf die Gefahr hin, man könne mich missverstehen). Trotz eines wunderschönen sonnigen Sommertagetages erschien der Ort bedrohlich. In den Gängen der Häuser in denen damals verwaltende Funktionen ausgeübt wurden, hängen heute unzählige Fotographien von Menschen - kurz vor ihrer Exekution: Die Ausdrücke vieler ihrer Gesichter, obgleich sie wussten was ihnen bevorstand oder nicht, sprechen für sich. Ich fühlte mich schuldig, obgleich ich nichts verbrochen hatte..
Dass andere Länder ebenfalls Völkermord wegen Rasse, Relgion etc. betrieben haben, wiegt in der weltweiten Öffentlichkeit wohl nicht so schwer wie die Schuld der Deutschen an den Juden. Aus der nüchternen Distanz betrachtet, sind dies alles unvergleichbare schlimmste Greultaten die durch nichts wiedergutzumachen sind. Aber was sollen wir uns darüber aufregen? Ich verdrehe mal Eckharts Frage: "Was ist so besonderes an den Juden (<89625.html>)?" ..dass angeblich 75% der Deutschen antisemtisch eingestellt sind? Und was ist so besonderes an Kosovaren oder anderen Völkern? Wo liegt die Begründung für solch einen Hass oder Angst, um diese auzurotten?
Vorurteile gegenüber Völkern, Rassen und Religionen, welche zu solchem Hass oder Angst führen können, gilt es zu vermeiden. Es ist wichtig, immer wieder an die Verbrechen zu erinnern, die zu Zeiten unserer (Ur)Grosseltern geschahen. Es ist wichtig, dass zB. öffentlich-rechtliche Fernsehanstalten immer wieder dokumentiern, was damals geschah. Kinder werden bereits in der Schule für das Thema "drittes Reich" sensibiliesiert, bekommen ein stärkeres Demokratie-Bewusstsein durch die Entlarvung totalitärer Systeme. Je öfter daran errinert wird zu welchem Übel der Mensch fähig ist, desto eher lassen sich in Zukunft solche Greueltaten vermeiden.
Ich denke schon, dass es in unserer Verantwortung liegt, nicht die Augen vor dem Holocaust zu verschliessen, um auch in Zukunft eine Wiederholung solcher Taten ausschliessen zu können - zumindest von diesem Land aus.
Nachdenkliche Grüsse
Pepe