Moin,
als Enkel von Tätern kann ich anscheinend unbefangener mit der _Verantwortung_, die mir obliegt, besser umgehen als andere, deren diffuse Unaufgeklärtheit mich kotzen lässt.
Ich habe mal ein Zeitlang nebenher als "Reiseleiter" gearbeitet und bin mit einigen Jugendgruppen in Isreal gewesen und habe israelische Gruppen hier duch Deutschland begleitet. Die unreifen und unreflektierten Unsicherheiten, die schnell in rechtfertigende Rundumschläge (Bio und Eckhart haben uns das hier exemplarisch gezeigt) und vermeintlicher Rechtfertigungsarien ausufern, habe ich immer darauf zurück geführt, dass - jedenfalls in D - viel zu lang keine den Individuen gerecht werdende Diskussion geführt wurde, sondern zu schnell und voreilig - und dabei das eigentliche geschickt vermeidend - _nur_ eine Diskussion über Gruppen, die Gruppen ausrotten wollten, geführt wurde. Das hat imho die individuellen Verarbeitung der Geschehnisse eher behindert als befördert.
Ich jedenfalls habe die besten Erfahrungen mit den "öffnen" für solche Diskussion (Die beiden Beiträge, die hier standen, als ich anfing dies zu schreiben, lassen von der Bereitschaft leider noch nichts erkennen)in Yad Vashem gemacht. Nicht dort, wo die Berge von Schuhen liegen. Nein dort, wo still, offen, fast beschieden, aber immer gegenwärtig, an die Toten erinnert werden. Nicht der Gigantismus, der beklommen machen soll, ist zielführend. Es sind die einzelnen, die uns erinnern und ermahnen. Wie es Individuen sind, die getötet haben. Wie es die Individuen sind, die sich verweigern müssen.
Es ist erstaunlich, wieviel Energie manche Menschen aufwenden können, um über Sachen nicht diskutieren zu wollen. Dabei kann es so einfach sein. und weh tut es auch nicht.
Mir machen solchen Seiten wie holocaust.at Mut.
Swen