Lieber Eckhart, Liebe Leser,
Du ahnst gar nicht wie froh ich bin hier einen denkenden Menschen zu finden !!!
Ich glaube, Du kannst davon ausgehen, dass es in diesem Forum nicht nur einen (-1-) denkenden Menschen gibt. Das Problem liegt ganzwoanders.
Wie auch schon von Dir selbst geschrieben, liegt das Problem eigentlich in der Frage, wie sollten wir mit der Geschichte umgehen.
Und auch ich denke, dass die Deutschen (in diesem Falle leider) einen unnatürlich starken Drang zur Perfektion und Gründlichkeit haben.
Nicht nur, dass sie den Holocaust über alle Maßen gründlich betrieben haben.
Sie sind auch abartig gründlich darin, ihre Nachkommen (und die sich selbst) noch "bis ins siebente Glied" dafür zu vedammen, was ihre Vorväter verbrochen haben.
Auch in den USA gibt es vergleichbares, wenn auch nicht so "gründlich". So darf dort nur ein "Schwarzer" einen anderen "Schwarzen" Neger nennen, ohne dass er sich eine Beleidigungsklage, wenn nicht schlimmeres einfängt.
Und gibt es nicht in Deutschland schon so eine Art Schere im Kopf, die einen selbst schon bremsen lässt, bevor man jemanden als "JUDE" bezeichnet, selbst wenn es seiner Konfession nach sachlich zutreffend wäre. Dann wird "rumgeeiert", Bürger jüdischen Glaubens und so'n Schmarrn.
Aber die Welt mag es so, wie es ist. Lasst den Deutschen ihre Schuldgefühle und man kann sie an zutreffender und unzutreffender Stelle immer wieder drauf stossen und sie damit sozusagen sauber an der Trense führen (und immer und immer wieder Geld nachfordern, seit über 40 Jahren).
Ist dies nicht auch einer der Gründe, weshalb sich dann sozusagen unter der Oberfläche der Nichtbetroffenen (Gnade der späten Geburt) ein Druck aufstaut, der sich dann in selbst wiederum nicht gutzuheissenden (aber eben nicht mehr zu steuernden) Aktionen etwa fremdenfeindlicher Natur entlädt.
Vergangenheitsbewältigung bedeutet nicht Unterdrückung oder Verdrängung, sondern Verarbeitung des Traumas.
Wir leisten uns einen Bärendienst, wenn wir unsere Vergangenheit nicht endlich einmal abschütteln können.
Aus dem Vergangenen zu lernen heisst nicht Schuld von Generation zu Generation weiterzureichen.
Um auf die vorigen Postings nocheinmal zurückzukommen, auch die US-Amerikaner lassen sich nicht von der Schuld des A-Bomben-Abwurfes über Hiroshima und Nagasaki erdrücken. Und das waren reichlich Tote und über Generationen nachher noch Leidende für einen kriegsentscheiden völlig unnötigen Einsatz (Mord ist übrigens niemals gutzuheissen). Gehen sie deshalb in Sack und Asche. Nicht das ich wüsste. Sie haben aus diesen Fehlern (so will ich schwer hoffen) gelernt. Und gut ist es.
In diesem Sinne
ernsthaft nachdenklich verbleibend
Andreas