Wolfgang Wiese: Green Cards, Informatikerschwemme und Fremdenfeindlichkeit

Hallo,

<VORWORT>
dieser Thread ist nunmal nicht witzig gemeint, sondern
soll eher zum denken anregen.
Es geht, wie aus dem Titel hervorgeht um die Green Card
und dessen moeglicher Konfliktpotential fuer die Zukunft.
Was mich naemlich an der ganzen Sache stoert, ist das anscheinend wiedermal nicht sehr weit in die Zukunft gedacht wird bei der politischen Zunft.
</VORWORT>

Wer sich ein bischen an den Unis umschaut der sieht, wie ueberlaufen der Informatik-Studiengang wieder ist. Ein Numerus Clausus kommt auch...
Egal was man davon haelt, das der NC eingefuehrt wird und der finanzielle rahmen in den Faechern nicht vergroessert wird, sehe ich doch folgendes Szenario:

In etwa 5 Jahren werden die Studenten die jetzt aufgrund der Internet-Welle ins Studium gehen, fertig sein.
Ebenfalls in etwa 5 jahren werden bei den ersten Green Cards die Aufenthaltsgenemigungen ablaufen.

Jetzt koennte man sagen: Passt doch super! Nur so einfach ist es nicht. Nach 5 Jahren, die man irgendwo lebt, fuehlt man sich dort verbunden; man hat ein Freundeskreis aufgebaut usw. Man moechte oft bleiben.
Das ist nicht nur verstaendlich, sondern auch natuerlich menschlich.
Nur: Wenn jetzt in 5 jahren die ganzen Neuinformatiker rauskommen, und zu dem Zeitpunkt das Internet laengst etabliert ist und seine jetzige Anfangsphase ueberwunden hat, dann wird es laengst nicht mehr so viele Jobs geben wie jetzt.
Was sind also die Folgen:
Die Leute die aus dem Studium kommen, wollen die Jobs. Die Greencard-leute wollen sie zum Teil behalten (und die Firmen diese etablierten leute meist auch).
Meines Erachtens wird dies in 5 Jahren zu einigen sozialen Sprengstoff fuehren, ich nenn es mal pauschal gesellschaftliches Mobbing; Andere werden es wohl Fremdenfeindlichkeit nennen.

Was denkt ihr?

Ciao,
  Wolfgang

  1. hallo,

    ich sehe das ganze nicht so tragisch. im gegenteil: meiner meinung nach sollte sich deutschland allmählich zum einwanderungsland entwickeln.

    wir werden (aus meiner sicht als jugendlicher) in 15-20 jahren ein großes soziales problem haben, allein schon aus demographischer sicht,  wenn wir kein einwanderungsland werden.
    die einwanderung könnte auch zusätzliche impulse bezüglich der nachfrage im inland, sowie der innovation bieten. längst steht doch fest, dass ein zusammen verschiedener kulturen ungeahnte ideen hervorbringt.

    auch glaube ich nicht, dass der bedarf an informatikern innerhalb von 5 jahren so drastisch abnimmt (ganz abgesehen davon, dass meiner meinung nach eine begrenzung der green card auf 5 jahre die wirklich guten leute von der arbeit in deutschland abhällt und dazu führt, dass nur ein mittelmaß an informatikern zu uns kommt). gute leute werden immer gebraucht, egal in welchem bereich.

    wie gesagt:das war nur die bescheidene meinung eines 17jährigen schülers.

    tschüss,

    markus

    1. Hi Markus,

      wie gesagt:das war nur die bescheidene
      meinung eines 17jährigen schülers.

      Wieso diese Bescheidenheit? Wenn sich alle in Deinem Alter auch ein
      Wenig mit ihrer Umfeld, mit politischem Tagesgeschäft und mit Zu-
      kunftsfragen unserer Gesellschaft befassen würden, wäre das phan-
      tastisch.

      Dein Posting gibt mir wenigstens die Hoffnung, dass noch nicht alle
      aus der nachwachsenden Generation degeneriert und vom Konsum verne-
      belt sind.

      Ach ja, ich will keine Klischees aufwärmen, sondern sitze seit 2
      Monaten berufsbedingt auf dem Campus einer bayerischen Fachhoch-
      schule - und wenn ich mir das hier ansehe und mir vorstelle, dass
      diese Leute einmal die zukünftigen Akademiker werden sollen, dann
      fällt mir spontan nur noch eines ein: Gute Nacht Deutschland.

      Also, bleib am Ball ;-)

      Viele Grüsse
         Alex

    2. Hi,

      hier mal die bescheidene Meinung eines 18 - Jährigen ;)

      Ich finde es albern wenn man sich allemöglichen Leute ins Land schleppt um sie nachher wieder rauszuschmeissen, weil man selber die entsprechenden Fachkräfte hat. Wieso kann man nicht in Deutschland Menschen fördern, warum müssen wir immer hinterherhinken und uns von Anderen etwas vormachen lassen? Wenn ich mir die Politik angucke, dann sehe ich schwarz. Wir müssen zukunftsorientiert denken und nicht alten Prinzipien nacheifern. Ich glaube vielmehr, daß der soziale Aspekt mit den "Green-Cards" im Vordergrund steht... Hört sich doch toll an, wenn man sagt, daß man mehreren Zehntausend Einwanderen eine Chance gegeben hat oder nicht? Andersrum frage ich mich: "Was ist mit mir, was ist mit alle den anderen in meinem Alter?" Wir sollen dann auf der Strasse sitzen? Die ganze Sache wird gut gehen.... für ein paar Jahre und was ist dann? Also danke, ich mache mir Gedanken um meine Zukunft.
      Nicht mit mir...

      Grüße
      Sebastian

  2. Hi Wolf,

    wer will den nach Deutschland? Die Inder nicht, die Koreaner auch nicht. Die wollen alle nach USA, wo es ein Tal voller Sand gibt. Das soll recht toll sein, aufjedenfall besser als jedes hier in Deutschland.

    Ode die bleiben daheim, weil sie da auch gebraucht werden. Und umsonst arbeiten die dort auch nicht. Umgerechnet geht es denen sicherlich gut genug - und sie bleiben bei ihren alten guten freunden und den von Ihren Familien bestimmten Ehefrauen.

    Volker

  3. Hallo,
    ich denke das es nicht soweit kommen wird. Vor ca 2 bis 3 Wochen las ich eine Reportage ( ich glaub im Spiegel wars ) das selbst in Indien ca 70.000 Informatiker zuwenig vorhanden sind. Die haben also selbst nicht genug Leute.
    Desweiteren dürften die Inder wenn sie schon gehen die USA vorziehen, da die Gehälter dort wesentlich besser sind. Ein EDVler der in Deutschland auf 100.000 DM Jahresgehalt kommt bekommt in den USA 100.000 bis 150.000 US $ und das bei wesentlich niedrigeren Steuersätzen als in Deutschland.
    Ebenfalls stand vor 2 bis 3 Wochen in irgendeiner Zeitung ( nein nicht die mit den 4 Buchstaben ) das sich bisher ganze 70 Inder um eine Grenn Card beworben haben. Nicht unbedingt die Menge die in der Lage wäre soziale Probleme herauf zu beschwören.

    Gruß
    Jürgen

    1. Hi,

      ich denke das es nicht soweit kommen wird. Vor ca 2 bis 3 Wochen las ich eine Reportage ( ich glaub im Spiegel wars ) das selbst in Indien ca 70.000 Informatiker zuwenig vorhanden sind. Die haben also selbst nicht genug Leute.

      da hast du recht, aber warum redet hier alles nur
      ueber Inder? Nur weil ein deutscher Politiker
      sich damit ein Fauxpax geleistet hat darf man sich
      nicht auf Glaseis fuehren lassen.
      Die Greencard-regelung betrifft nicht nur Inder,
      sondern auch viele andere osteuropaische Staaten.
      Das nicht viele davon Inder sein werden ist klar -erst Recht wenn
      man vergleicht wie Deutschland gegenueber USA Werbung
      macht....Clinton besucht Banglador....von D dagegen...

      Was ich denke ist das viel eher viele andere aus
      osteuropaischen Staaten kommen werden. 10000 Leute sind
      wirklich nicht viel. Und was die Aufnahmekriterien angeht

      • lachhaft. Ein Abschluss mit Diplom ist fuer einen Beamten ein Diplom,
        egal ob er in Hinterkuhdorfkurdistan gemacht wurde
        oder in D.

      Was die Beamten angeht wuerde ich eher noch was ganz
      anderes sehen. Die Beamten sind nun 'von oben her'
      genoetigt dazu die Leute wohlwollend aufzunehmen und
      werden daher auch ihr Soll erfuellen.
      In anderen Worten: Was aus Hinterunteroberindipakiwurmland
      kommt ist nunmal gut, sonst haetten die ja keine GreenCard bekommen :)

      Nun: Was wird eine Firma wohl nehmen: jemand der von den strengen Beamten
      als 'gut' befunden wurde (weswegen wird nicht geschaut),
      oder so einen Studi, der nichtmal Kaffee machen kann
      und viel Geld verlangt!

      Ciao,
        Wolfgang

      1. Hallo Wolfgang
        Du hast mit Deinem posting nicht ganz falsch gelegen.
        Einige der Punkte treffen sicherlich zu.
        Auch ich weiß das sich bisher mehr Rumänen und Russen etc. als Inder bisher gemeldet haben. Ich arbeite in einer der großen Deutschen Banken und habe auch schon einige Vorstellungsgespräche mit Gewerknehmern hinter mir. Auch bei uns arbeiten einige Leute aus den oben angesprochenen Ländern .... und dies auch nicht schlechter als Ihre Deutschen Kollegen / teilweise sogar besser, trotz der Sprachbarriere. Aus den Bewerbungsgesprächen und meinen Erfahrungen kann ich auf einen gewissen Erfahrungsschatz zurück greifen.
        Daher mein Posting als Antwort auf Deine Frage.
        Man sollte dabei ( ungeachtet der politischen Einstellung ) folgendes nicht übersehen:
        1. Schröder hat die Informatik in NRW praktisch dicht gemacht als er Ministerpräsident war.
        2. Auch Rütgers als "Zukunftsminister" unter Kohl hat die Entwicklung verschlafen.

        Wenn ich die Green Crad Regelung richtig verstehe gibts es die nur für Leute mit
        a.) entsprechender Ausbildung oder
        b.) mehr als 100.000 DM / Jahr  als Gehalt .... und welcher Ossi ( nein ich bin kein Rassist oder sonstwie voreingenommen ) schafft schon 100.000 DM / Jahr.

        Ich denke das wir alle Bewerber/innen sorgfälltig ansehen müssen und Ihnen im Rahmen einer normalen Probezeit eine Chance geben sollten egal voher sie kommen oder welcher Abstammung sie sind. Für mich zählt bei einer Einstellung nur .... was kann der/die Berwerber/in und ist er/sie über kurz oder lang in der lage den Job zum machen.
        So hart es auch klingen mag .... that's life!

        Gruß
        Jürgen

        1. Hallo Jürgen,

          Ich arbeite in einer der großen Deutschen Banken und habe auch schon einige Vorstellungsgespräche mit Gewerknehmern hinter mir.

          Man sollte dabei ( ungeachtet der politischen Einstellung ) folgendes nicht übersehen:

          1. Schröder hat die Informatik in NRW praktisch dicht gemacht als er Ministerpräsident war.
          2. Auch Rütgers als "Zukunftsminister" unter Kohl hat die Entwicklung verschlafen.

          Für mich zählt bei einer Einstellung nur .... was kann der/die Berwerber/in und ist er/sie über kurz oder lang in der lage den Job zum machen.
          So hart es auch klingen mag .... that's life!

          Mit diesem Zusammenschnitt kann jeder recht gut sehen, was noch zusätzlich das Problem bei der Misere mit den fehlenden Fachkräften ist: Auch große Firmen meinen, der Staat solle die ganze Problematik mit der zukunftsorientierten Personalentwicklung (und Berufsausbildung ist Personalentwicklung am Anfang des Berufslebens) steuern. Selber ausbilden? Viieel zu teuer!

          Und dann noch über die hohe Staatsquote jammern.

          Gruß, Karin

          1. Hi,

            Mit diesem Zusammenschnitt kann jeder recht gut sehen, was noch zusätzlich das Problem bei der Misere mit den fehlenden Fachkräften ist: Auch große Firmen meinen, der Staat solle die ganze Problematik mit der zukunftsorientierten Personalentwicklung (und Berufsausbildung ist Personalentwicklung am Anfang des Berufslebens) steuern. Selber ausbilden? Viieel zu teuer!

            Und dann noch über die hohe Staatsquote jammern.

            ich weiss nicht ob dies fuer oder gegen die These spricht oder auch
            nur eine regionale Ausnahme ist:
            Hier am Rechenzentrum Erlangen haben wir wir vor etwa 1,5 Jahren
            damit begonnen Azubis und Praktikanten auszubilden.
            Dabei hat sich das wohl anscheinend recht bewaehrt, sieht
            man von einigen Problemen bezueglich einiger bloedsinniger
            IHK-Vorgaben ab (Presse berichtete).

            Ciao,
              Wolfgang

          2. Hi,

            Auch große Firmen meinen, der Staat solle die ganze Problematik mit der zukunftsorientierten Personalentwicklung (und Berufsausbildung ist Personalentwicklung am Anfang des Berufslebens) steuern. Selber ausbilden? Viieel zu teuer!

            das erinnert mich an die vergleichbare Problematik der Fußball-Profivereine. Vor dem Bosman-Urteil konnten die niederklassigen Vereine selbst nach dem Ablauf der "Verträge" eine Ablösesumme verlangen, wenn ein Spieler von einem Profiverein mit einem hohen Gehalt abgeworben wurde. Inzwischen ist das aufgrund von EU-Recht (freie Arbeitsplatzwahl) nicht mehr zulässig. Ergebnis: Die Vereine schließen längere Vertragslaufzeiten ab - mindestens 3-5 Jahre, manchmal noch mehr. Für einen Spieler, der aus einem solchen Vertrag herausgekauft wird, ist eine Ablösesumme fällig, und zwar eine weit höhere als noch vor einigen Jahren. Und die "Einarbeitung" eines Profifußballers in das Spielsystems eines Vereins glaube ich durchaus mir der Einarbeitung eines Informatikers in die organisatorische Infrastruktur einer Firma vergleichen zu wollen.

            Je teurer eine Ausbildung ist, desto länger wird der Ausbilder sich die Arbeitskraft des Ausgebildeten sichern wollen, um seine Investition zu rechtfertigen (sonst werden die Aktionäre zu Recht sagen: Ausbildung schadet dem shareholder value), gerade wenn die dotcom-startups mit Aktienoptionen "drohen" (schaut Euch mal die letzten Quartalszahlen von SAP an, welches Loch das Start-Programm dort gerissen hat).
            Aber kann sich jemand einen Informatiker-Arbeitsvertrag mit einer Mindestlaufzeit von 5 Jahren vorstellen (wie er m. E. durchaus sinnvoll wäre)? Und wäre das arbeitsrechtlich praktikabel?

            mfG - Michael

  4. Hallo Wolfgang,

    ich glaube, dass es bei den Informatikern aus verschiedenen Gründen erwas anders sein wird, als bei den bisher
    bekannten Zyklen. Auch in 5 jahren wird ein Riesenbedarf da sein, das Internet steht erst am Anfang seiner
    Entwicklung, und die Informatik wird noch vielmehr Bereiche der Wirtschaft und der täglichen Lebens durchdringen,
    egal was wir in die Hand nehmen, es wird von Chips gesteuert, es wird in Zukunft irgendwie vernetzt sein,
    und muss dabei sich in unser Leben integrieren, ohne das uns gross bewusst wird, was für ein Stück
    Technik wir da in der Hand haben.
    Bis wir soweit sind, vergehen noch weit mehr als 5 jahre, und um all die Sachen zu entwickeln, zu integrieren,
    und für jedermann beherrschbar zu machen, werden wir noch mindestens 10-20 Jahre eine Menge Informatiker
    u.ä. brauchen.
    EIn Informatikstudium ist recht schwer, liegt wirklich nicht jedem, und eine Menge Leute gibt irgendwann auf.
    Also ich denke da wird der Bedarf nicht so schnell sinken, und die Osteuopäer (vergiss die Inder, die kommen
    eh nicht hierher) werden wir auch dann noch gut brauchen können.

    Gruss

    Marko