speedy: Etwas über Kniebohrer und Erbsenzähler

Hallo Forum,

viele haben es schon erlebt: man hat sein Auto falsch abgestellt oder kommt eine halbe Minute zu spaet zur Parkuhr - zack steht die Politesse auf der Matte und teilt einem mit, dass sie leider keine andere Wahl hat, als ein Knoellchen auszustellen. Solche und aehnliche Situationen begegnen mir -und anderen sicher auch- immer oefter und besonders auch in letzter Zeit.

Besonders, wenn es um Geld geht sind viele ja ungemein genau: Wenn man z.B. in der Kneipe mit Kollegen eine Zeche von einigen hundert Mark (...) zusammenhat und nach Begleichung der Rechnung (mit einem saftigen Trinkgeld) noch gerne ein Schnaepschen haette, welches man dann noch extra bezahlen muss... sorry! Was ist nur los? Warum wird immer alles so stocksteif gehandhabt? Alles getreu nach dem Motto "ich hab auch meine Vorschriften"... *gruebel*

Mag sein, dass es Regeln gibt an die sich jeder zu halten hat, aber manchmal koennten sich die Menschen ruhig etwas mehr entgegenkommen. Man muss ja nicht immer gleich seine Position ausnutzen um dem anderen eins reinzudruecken. Oder auf seinen Vorschriften beharren aus Feigheit mal selbst etwas menschlich zu denken. Leider stelle ich immer oefter fest, dass sich Menschen so sehr an Ihre Vorschriften halten, dass sie gaenzlich das Denken (und Fuehlen) vergessen.

Ich weis ja nicht, ob ich das zu verbissen sehe, aber mich enttaeuschen Menschen, die alles immer _ganz_ genau sehen und sich immer streng an die Spielregeln halten. Was meint Ihr dazu?

Viele Gruesse
  speedy

  1. Hallo Speedy,

    auch mich nervt diese Überkorrektheit, aber es ist das einfachtste für diese Leute. Sie bewegen sich halt in gesicherten Bahnen und scheuen sich Verantwortung zu übernehmen, auch wenn ihr "unkorrektes Verhalten" meistens sowieso ohne Konseqenzen bleiben würde.
    Man merkt bei solchen Leuten genau, ob sie mit Engamement bei der Sache sind und mitdenken, oder einfach nur ihren Job machen, Hauptsache die Arbeitszeit geht vorüber.

    Dies läßt sich auch auf andere Bereiche übertragen, das allgemeine Engagement für irgendwelche Themen, die einen eigentlich betreffen, z.B
    Anti-AKW-Bewegung, zuviel Verkehr im Wohnbereich oder sonstiges in dieser Richtung läßt leider immer mehr nach.

    Wir scheinen nur noch in einer Ich-bezogenen Gesellschaft zu leben, in der einem der Nächste sch...egal ist.

    Gruß

    H.B

    1. Hi,

      auch wenn ihr "unkorrektes Verhalten" meistens sowieso ohne Konseqenzen bleiben würde.

      genau das ist es. Das merken viele nicht mehr, weil sie aufgehört haben mitzudenken.

      Man merkt bei solchen Leuten genau, ob sie mit Engamement bei der Sache sind und mitdenken, oder einfach nur ihren Job machen, Hauptsache die Arbeitszeit geht vorüber.

      Ja, das stimmt. Oft sind es die Leute die sich nicht so fest an Ihre Vorschriften binden, die am engagiertesten bei der Sache sind. Fast schon paradox.

      Anti-AKW-Bewegung, zuviel Verkehr im Wohnbereich oder sonstiges in dieser Richtung läßt leider immer mehr nach.

      Auch das hat finde ich damit zu tun, daß die Menschen immer weniger Lust haben aus der Masse zu stechen und mal etwas zu riskieren.

      Wir scheinen nur noch in einer Ich-bezogenen Gesellschaft zu leben, in der einem der Nächste sch...egal ist.

      Komisch, daß das gerade in der virtuellen Welt hier im Netz sehr oft nicht so ist. Hier sind viele noch hilfsbereit und wenden sich dem Nächsten zu... ich versteh das nicht!

      Viele Grüsse
      speedy

      1. Hi,

        Wir scheinen nur noch in einer Ich-bezogenen Gesellschaft zu leben, in der einem der Nächste sch...egal ist.

        Komisch, daß das gerade in der virtuellen Welt hier im Netz sehr oft nicht so ist. Hier sind viele noch hilfsbereit und wenden sich dem Nächsten zu... ich versteh das nicht!

        Dieser Efekt, den anderen zu helfen wird in dem Maße nachlassen, in dem sich das Internet kommerzialisiert. Dann wird es Hilfe nur noch gegen Cash geben, von profesionellen Anbietern.

        Im Moment ist es so, das sich viele aus persönlichen Engagement in der virtuellen Welt aufhalten. Ich halte diese Gruppe aber nicht für einen repräsentativen Durchschnitt der Bevölkerung. Aber hoffen wir, das das Engagement der Einzelnen in diesem Medium noch möglichst lange anhält.

        Gruß

        H.B

        1. Hi,

          Im Moment ist es so, das sich viele aus persönlichen Engagement in der virtuellen Welt aufhalten. Ich halte diese Gruppe aber nicht für einen repräsentativen Durchschnitt der Bevölkerung. Aber hoffen wir, das das Engagement der Einzelnen in diesem Medium noch möglichst lange anhält.

          Ach, ich wuerde das gar nicht mal so schwarz sehen. IMHO ist das vielleicht der Anfang eines ganz anderen Verstaendnisses der Menschen untereinander. Das Web und die Online-Community haben mich auf jeden Fall mehr in die Richtung "hilfsbereiter Mensch" gepraegt.

          Viele Gruesse
          speedy

          1. Hi,

            Im Moment ist es so, das sich viele aus persönlichen Engagement in der virtuellen Welt aufhalten. Ich halte diese Gruppe aber nicht für einen repräsentativen Durchschnitt der Bevölkerung. Aber hoffen wir, das das Engagement der Einzelnen in diesem Medium noch möglichst lange anhält.

            Ach, ich wuerde das gar nicht mal so schwarz sehen. IMHO ist das vielleicht der Anfang eines ganz anderen Verstaendnisses der Menschen untereinander. Das Web und die Online-Community haben mich auf jeden Fall mehr in die Richtung "hilfsbereiter Mensch" gepraegt.

            Viele Gruesse

            »»  speedy

            Hi,

            schön, wenn das Web und die Online-Community einen postiven Effekt erzielt haben. Aber Du gehörtst sicher nicht der Mehrheit an, und interessierst dich auch überdurschnittlich für dieses Medium.

            Beim "normalen User", der keine Web-Seiten erstellt, ist es IMHO doch teilweise so, das er sich halt seine Informationen zusammensucht, durch die Gegend surft und das Befinden der Anderen Ihn reichlich wenig interessiert, weil echtes Interesse eventuell auch Zeit und Arbeit erfordert und man auch mal über seinen Schatten springen muß.
            Im Prinzip ist es wie im Reallife, wenige arbeiten sich auf, die Mitläufer haben den Nutzen davon und werden eine Teufel tun den Wenigen helfend unter die Arme zu greifen.
            Schau dir nur mal dieses Forum an. Es gibt wenige, die sich wirklich engagieren, und es gibt viele, die davon profitieren. Wenn man die Menschelei und die nichtfachlichen Threads ausläßt, kann man die Antworter, die sich die Mühe machen wirklich gut und fundiert zu antworten, doch (fast)an einer Hand abzählen.
            Ich habe leider zu wenig Ahnung von der ganzen Webseiten-Erstellung, um fachlich mitreden zu können. Ich kann mir aber vorstellen, das es ermüdend ist, den Fragern hier täglich Hilfe zu geben und dafür sowenig Resonanz und Anerkennung zu bekommen.

            Gruß

            H.B

            1. Hi,

              zum obigen Text, geb ich Dir schon Recht, aber ich hab halt noch diesen Idealismus in mir, der mir sagt, daß es nicht so sein müsste.

              Ich habe leider zu wenig Ahnung von der ganzen Webseiten-Erstellung, um fachlich mitreden zu können. Ich kann mir aber vorstellen, das es ermüdend ist, den Fragern hier täglich Hilfe zu geben und dafür sowenig Resonanz und Anerkennung zu bekommen.

              mag sein, aber es gibt auch immer wieder positive Momente in denen man auch den Dank der Gegenseite zu spüren bekommt. wenn man sich daran hochziehen kann, sind auch die "nichtdankenden" Frager kein Problem mehr. Ausserdem wird ja niemand zu irgendwas gezwungen...

              Viele Grüsse
              speedy

              1. Hi,

                sicher müsste es nicht so sein, aber leider ist es so wie es ist, und damit wären wir quasi wieder beim Anfangsposting. :-)

                Gruß

                H.B

  2. aber mich enttaeuschen Menschen, die alles immer _ganz_ genau sehen und sich immer streng an die Spielregeln halten. Was meint Ihr dazu?

    tach speedy,
    oh man, wieso kann es nicht mehr menschen geben die genauso denken wie du....:-)
    nein ernsthaft, ich sehe das genau wie du. aber in unserer gesellschaft herscht nun mal noch die absolute "geradlinigkeit".
    dafür ist der deutsche nun mal bekannt. was fehlt sind querdenker die sich durchsetzen können. ich selber denke oft "quer", aber meistens happert es an dem durchsetzungsvermögen. allzu oft fällt man damit auf die schnauze, egal ob es beruflich oder privat ist.
    das haben wohl schon viele zu spüren bekommen und verstecken sich deshalb hinter ihren vorschriften.

    die besten grüße
    mario

    1. Hi Mario,

      allzu oft fällt man damit auf die schnauze, egal ob es beruflich oder privat ist.

      ja das stimmt schon, aber das passiert (fast) nur Leuten, die auch bereit sind etwas zu riskieren im Leben und die stehen dann auch wieder auf!

      das haben wohl schon viele zu spüren bekommen und verstecken sich deshalb hinter ihren vorschriften.

      Und das finde ich eben so schade, denn je mehr Du Dich versteckst, desto weniger bist du bereit zu riskieren und desto weniger fällst Du auf die Schnauze - zumindest fällst Du weich und musst Dir keine Gedanken um Dein sch... Leben machen.

      Aber ich geb die Hoffnung nicht auf, daß es immer ein paar Leute geben wird, die anders (quer) denken und sich nicht immer von Vorschriften und Hierarchien beeindrucken lassen.

      Viele Grüsse
      speedy

  3. Hallo,

    ich denke dass die meisten Menschen heutzutage einer immer mehr zunehmenden Erfolgserwartung ausgesetzt sind. Der zunehmende Druck z.B im Berufen, in denen starke Konkurenz herrscht veranlasst sicher viele das Querdenken aufzugeben und sich an die Regeln zu halten. Egal in welchen Bereichen sowas vorkommt, es prägt die viele in ihrer Persönlichkeit. Viele werden sich einfach nicht mehr trauen etwas so zu machen, wie es Ihnen grad zumute ist. Es ist ein schrecklicher Gedanke, wenn man das auf die Zukunft hochrechnet.

    Auch ich selbst könnte genug Dinge auflisten, in denen ich sicher nicht mehr querdenken würde, zumindest nicht nach dem Handeln. Die Frage ist eben, wie weit sowas abfärbt.

    Gruss
    Philipp

    Hallo Forum,

    viele haben es schon erlebt: man hat sein Auto falsch abgestellt oder kommt eine halbe Minute zu spaet zur Parkuhr - zack steht die Politesse auf der Matte und teilt einem mit, dass sie leider keine andere Wahl hat, als ein Knoellchen auszustellen. Solche und aehnliche Situationen begegnen mir -und anderen sicher auch- immer oefter und besonders auch in letzter Zeit.

    Besonders, wenn es um Geld geht sind viele ja ungemein genau: Wenn man z.B. in der Kneipe mit Kollegen eine Zeche von einigen hundert Mark (...) zusammenhat und nach Begleichung der Rechnung (mit einem saftigen Trinkgeld) noch gerne ein Schnaepschen haette, welches man dann noch extra bezahlen muss... sorry! Was ist nur los? Warum wird immer alles so stocksteif gehandhabt? Alles getreu nach dem Motto "ich hab auch meine Vorschriften"... *gruebel*

    Mag sein, dass es Regeln gibt an die sich jeder zu halten hat, aber manchmal koennten sich die Menschen ruhig etwas mehr entgegenkommen. Man muss ja nicht immer gleich seine Position ausnutzen um dem anderen eins reinzudruecken. Oder auf seinen Vorschriften beharren aus Feigheit mal selbst etwas menschlich zu denken. Leider stelle ich immer oefter fest, dass sich Menschen so sehr an Ihre Vorschriften halten, dass sie gaenzlich das Denken (und Fuehlen) vergessen.

    Ich weis ja nicht, ob ich das zu verbissen sehe, aber mich enttaeuschen Menschen, die alles immer _ganz_ genau sehen und sich immer streng an die Spielregeln halten. Was meint Ihr dazu?

    Viele Gruesse
      speedy