Content kann nicht kostenlos sein - warum eigentlich nicht?
Utz
- meinung
Hi zusammen,
seit ein paar Tagen geht mir ein Gedanke durch den Kopf, den ich einfach mal gerne zur Diskussion stellen würde.
Zurzeit wird ja eine Frage viel diskutiert, die man zusammengefasst vielleicht so stellen könnte:
"Wie schaffen wir es, die User von dem Gedanken wegzubringen, dass alles im Internet kostenlos sein müsse?"
Die Hintergründe dieser Frage kennt Ihr wahrscheinlich alle: Zahlreiche Startups gehen aufgrund von Finanzierungsschwierigkeiten den Bach runter, weil man merkt, dass Bannerwerbung einfach nicht genug Kohle bringt. B2C läuft nicht so richtig, und auch B2B bringt keine richtigen Umsatzsteigerungschancen.
Also werden neue Finanzierungsmodelle gesucht, mit denen teure Kosten wieder eingefahren werden können. Und der Tenor ist: die User werden sich daran gewöhnen müssen, für Content zu zahlen.
Die Argumentation scheint schlüssig zu sein - auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick fragt man sich, wie das gehen soll, wenn neuen Firmen erst mal mit kostenlosem Angebot User zu Stammkunden machen (und damit kostenpflichtige Anbieter rauskegeln), nur um dann selbst, wenn sie kostenpflichtig geworden sind, von dann wieder neuen Firmen selbst rausgekegelt zu werden.
Und auf den dritten Blick frage ich mich ketzerisch: Ja, wer sagt denn überhaupt, dass irgendwer mit dem Internet Geld verdienen soll?
Ich habe gerade noch so eben das Internet erlebt, bevor es kommerzialisiert wurde - die Inhalte wurden hauptsächlich von Hochschulen und vor allem von Enthusiasten beigesteuert - und es war ziemlich aufregend und attraktiv.
Dann kamen Business-Leute und fanden, dass sie doch in der Lage sein müssten, mit dem neuen Medium Geld zu verdienen. Das ging nicht so richtig. Jetzt jammern sie also, dass sie, die armen Unternehmer, doch bitte von den Usern Geld kriegen sollen, um Ihr Angebot, nach dem erst mal keiner gefragt hat, und letztlich auch ihr Auskommen, halt doch irgendwie zu finanzieren.
Ich frage mich: was fehlt uns, wenn die Angebote dieser Firmen nicht mehr da wären? Wenn das Angebot im WWW nur noch bestünde aus a) Hochschulinhalten b) Inhalten von Enthusiasten, und c) Inhalte, die Firmen aus ihrem herkömmlichen Marketing/Werbehaushalt finanzieren? Ich glaube nicht, dass mir viel fehlen würde.
Insofern ist die o.g. Frage einfach die falsche Frage; die viel richtigere Frage für mich wäre:
"Wie schaffen wir es, die Leute von dem Gedanken wegzubringen, dass man mit Internet-Content Geld verdienen kann?"
Was meint Ihr dazu?
Grüße,
Utz
Sup!
Du triffst den Nagel auf den Kopf. Die Marketing-Fuzzies packen es einfach nicht, daß es evtl. Dinge gibt, mit denen sie kein Geld verdienen können - schließlich ist es neu und technisch und ein Hype... ;-)
Gruesse,
Bio
Hi Utz
Zurzeit wird ja eine Frage viel diskutiert, die man zusammengefasst vielleicht so stellen könnte:
"Wie schaffen wir es, die User von dem Gedanken wegzubringen, dass alles im Internet kostenlos sein müsse?"
IMHO auch eine Frage, die sich so gar nicht stellt (darf ich das Medium Internet mal derart vereinnahmen? ;-)).
Sie stellt sich in den Köpfen jener, die ne schnelle Mark machen wollen (oder gar müssen!), oder jenen, die davon leben wollen. Damit ist für mich die Fragerei also schon mal durchaus berechtigt - aber nur für diese Gruppen. Nicht aber für das Netz und seine Benutzer.
Die Hintergründe dieser Frage kennt Ihr wahrscheinlich alle: Zahlreiche Startups gehen aufgrund von Finanzierungsschwierigkeiten den Bach runter
Und das ist gut so. Ein Lebensmittelhandel, der ein schlechtes Vertriebsnetz aufbaut, geht auch zugrunde. ein Autor, der zu schlecht schreibt, als das ihn noch jemand liest, wird zu schreiben aufhören. (oder nur damit, ausreichend Geld dafür haben zu wollen?). Wer das Netz nicht kapiert, hat es halt nicht verstanden.
weil man merkt, dass Bannerwerbung einfach nicht genug Kohle bringt.
Auch das ist für mich nur der Auftakt. Bald wird man merken, dass TV-Werbung ähnlich wenig bringt. Warum?
Bannerwerbung zieht nicht, weil man seine Wirkung ja haarklein messen kann: in Klicks.
Wie lang muss man warten, bis man sich seitens der Werbenden fragt, ob das reine Konsumieren von Werbung a la TV wirklich "was bringt"? Wird man nicht netzähnliche Instrumente einführen wollen, um zu sehen, wieviele "Klicks" mir ein TV-Spot bringt? (Das Internet lehrt ja - siehe Bannerwerbung - eine gewisse Werbungsresistenz - wenn das erst mal viele Leute haben, siehts mit TV-Werbung auch alt aus)
Vielleicht erziele ich beim TV-Spot "Klickraten" (hm, beim TV wohl "kognitive Bewußtseinsprozesse" oder ähnlich schwer messbares) weit unter 1%. Stellt sich halt nur die Frage, was ein "Klick" beim TV-Spot genau ist.
Bislang gabs nur psychologische Argumente ("... müssen Markenbewußtsein schaffen...", "... immer präsent bleiben... ", ...), Die IMHO seitens der TV-Gesellschaften (Analog: radio, print,...) suggeriert wurden. Ich glaub, unsere immer mehr auf "messbare" und rationale Grössen ausgerichtete Wirtschaft wird da bald den Hebel ansetzen. Denn auch hier bei der Werbung kann noch einiges an "Rationalisierungsmassnahmen" vorgenommen werden (nicht nur was Technik und Personal betrifft). Wozu noch soviel Geld rauswerfen?
Sorry, zurück zum Thema...
B2C läuft nicht so richtig, und auch B2B bringt keine richtigen Umsatzsteigerungschancen.
Das geht IMHO beides einen sehr laaangen weg - kurzfristig mag sich das nicht so wie erwartet auszahlen. seh ich wie du. langfristig ists "rationalisiernd".
Also werden neue Finanzierungsmodelle gesucht, mit denen teure Kosten wieder eingefahren werden können. Und der Tenor ist: die User werden sich daran gewöhnen müssen, für Content zu zahlen.
Ist doch Unsinn (sie steigen ja auch nicht auf ein zahlungspflichtiges Napster um). IMHO werden sie dann - wenn immer mehr zu zahlen sein wird - erst umdenken. In zwei Richtungen:
Wir hier sind echt "drin" - weite Teile der Bevölkerung ist es aber nicht. Immer noch gibt es viele, die den "Sinn" da noch nicht begriffen haben, die nicht wirklich mit Suchmaschinen umgehen können, und ihre 3,4 Standard-Adressen ansurfen.
Bei den weiterhin nicht allzubilligen Providerkosten können kostenpflichtige Internet Inhalte dazu führen, dass man schneller aus dem Netz aussteigt, als man je drinnen war. (und wer bleibt drin?)
Sie werden lernen wollen, wo man Inhalte noch kostenlos erhält, Suchmaschinen richtig bedient und schliesslich, in welchen Foren ihnen geholfen wird. Das netz ist und bleibt Kommunikation. Und Kommunikation lässt sich eigentlich nur schwer von dritten zu einem Geschäft machen. (Die Zugangsprovider konnten und können das - imho weil sie noch auf der "physischen" Seite des Netzes sind)
Die Argumentation scheint schlüssig zu sein - auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick fragt man sich, wie das gehen soll, wenn neuen Firmen erst mal mit kostenlosem Angebot User zu Stammkunden machen (und damit kostenpflichtige Anbieter rauskegeln), nur um dann selbst, wenn sie kostenpflichtig geworden sind, von dann wieder neuen Firmen selbst rausgekegelt zu werden.
Richtig, das ist ein Kreislauf. Sobald die Mehrheit der Infoanbieter Geld verlangen, findet sich jemand, der diese Kosten drückt oder eben gar wieder kostenlos wird (um "Kunden" abzugraben).
Ich seh sogar einen umgekehrten Weg: die Kostenlos-Spirale kommt vom Netz ins Offline-Leben (Siehe Handymarkt). Die Firmen gingen (ich glaub sie gehen z.T. noch) mit dem Preis immer weiter runter. Sie schreiben doch alle keine schwarzen Zahlen. Und wenn sie genug Kunden mit ihren arg reduzierten Preisen gekeilt haben (so dass es sich auszahlen würde, die Preise zu heben), drängt ein Neuer/Konkurrent in den Markt - natürlich mit niedrigen Preisen...
Und auf den dritten Blick frage ich mich ketzerisch: Ja, wer sagt denn überhaupt, dass irgendwer mit dem Internet Geld verdienen soll?
Richtig. Warum soll ich Dritten Geld geben, wenn ich mich mit jemand austausche und so zu dem komme, was ich grad brauche? (Wenn ich dabei bleibe, dass das Netz nachwievor zunext ein Kommunikationsmittel zw. Privatleuten ist)
Oder wollen Forenbetreiber bald pro Nachricht Geld einsacken?
Oder wie will ein Contentanbieter verhindern, dass mir jemand dieselbe Info in einem Forum "zusteckt"?
Ich seh nur ein Mittel für diese Firmen: Es dürfen _keine_ kostenlose Angebote mehr möglich sein. Wo kein kostenloses Forum, da keine Kommunikation und auch kein Ausweg für diese ich-will-alles-kostenlos-kiddies.
*Alle* Contentanbieter müssten sich gleichschalten, keiner dürfte die Kosten/Preis-Schraube anziehen. Absprachen wären nötig. Würde selfhtml mit seinem forum da mitziehen?
Dann kamen Business-Leute und fanden, dass sie doch in der Lage sein müssten, mit dem neuen Medium Geld zu verdienen. Das ging nicht so richtig.
Und war es nicht absehbar? Klar, im nachhinein ists gross reden. Aber wie ich oben schrieb: Dass TV Firmen Geld mit Werbung machen, liegt nicht daran, dass Werbung zieht, sondern dass die TV Firmen wege finden, immer noch Werbende zu finden. Werbung ist gewissermassen Käse ;-)
Jetzt jammern sie also, dass sie, die armen Unternehmer, doch bitte von den Usern Geld kriegen sollen, um Ihr Angebot, nach dem erst mal keiner gefragt hat, und letztlich auch ihr Auskommen, halt doch irgendwie zu finanzieren.
Das ist auch berechtigt. Leute haben ihre Kobs durch diese Angebote gesucht und erhalten. Da gehts nicht direkt um die Unternehmen, da gehts um jene, die dort arbeiten.
Wohin mit diesen Leuten, wenn ihre Firmen einfach nie schwarze Zahlen schreiben? Sind es nicht oft sogar diese Leute, die den kostenlosen Content in ihrer Freizeit ins Netz bringen? (das ist imho der Grund, warum sich viele in dieser Branche wünschen, dass es kostenpflichtig wird, sie brauchen ihre Jobs)
Ich frage mich: was fehlt uns, wenn die Angebote dieser Firmen nicht mehr da wären? Wenn das Angebot im WWW nur noch bestünde aus a) Hochschulinhalten b) Inhalten von Enthusiasten, und c) Inhalte, die Firmen aus ihrem herkömmlichen Marketing/Werbehaushalt finanzieren? Ich glaube nicht, dass mir viel fehlen würde.
Die einzigen Firmen, die ich im Netz brauche, sind jene, die ihren Auftritt ohnehin durch Offline-Verkaufe finanzieren. Digitale Information lässt sich technisch nun mal nicht eigentummässig schützen (sagt man hier im Forum ja auch den Quellcode-Schützern) - das lässt sich nur rechtlich regeln (Sprich: ich seh im rechtlichen Aspekt die grösste gefahr bzgl. kostenlosen Inhalten).
Insofern ist die o.g. Frage einfach die falsche Frage; die viel richtigere Frage für mich wäre:
"Wie schaffen wir es, die Leute von dem Gedanken wegzubringen, dass man mit Internet-Content Geld verdienen kann?"
Lassen wir sie ach so tolle Ideen ins Netz stellen, gross in den alten Medien promoten und trotzdem furchtbar eingehen. Wer braucht denn schon ein 100tes Sportportal, dass jene News bringt, die überall anders auch rumkommen?
Was übrigbleibt: Freiraum für kostenlose Inhalte.
ciao - Ad Hoc
Hi Utz,
ist noch gar nicht so lange her, da mußte man verschiedene Dienste doch tatsächlich noch bezahlen. Ende 1997 / Anfang 1998 beispielsweise hatte ich gerade eine Mailingliste bei einem der ersten kostenlosen Mailinglisten-Provider (Coollist) eingerichtet, als auf einmal deren Server wochenlang nicht mehr erreichbar waren und ich händeringend nach anderen kostenlosen Angeboten suchte, aber nichts fand. Ich meldete dann schließlich bei irgend einem kleineren US-Provider für $5 im Monat eine Majordomo-Liste ein (nix mit komfortablem Web-Interface - alles per E-Mail-Befehle und Config-Datei!). Erst kurze Zeit später schossen auf einmal die ganzen werbefinanzierten Kostenlos-Angebote wie Pilze aus dem Boden (Topica, Onelist, eCircle, eGroups, und wie sie alle heißen (bzw. hießen)). Mal sehen, wie lange das noch so funktioniert, und wann wir uns wieder daran gewöhnen müssen, daß "nur der Tod umsonst ist"... ;-)
Das, was das Netz (zumindest für mich) hauptsächlich darstellt - ein globales Kommunikations- und Informationsmedium - wird es (hoffentlich...) weiterhin bleiben, auch wenn manche Dienstleistung demnächst vielleicht wieder etwas kosten wird...
Gruß,
Stefan
Hallo Utz,
Und auf den dritten Blick frage ich mich ketzerisch: Ja, wer sagt denn überhaupt, dass irgendwer mit dem Internet Geld verdienen soll?
Ich, zum Beispiel. ;) Du klingst sehr zufrieden mit dem Intenet in der jetzigen Form. Ich bin es nicht, und ich wäre gerne bereit, an mancher Stelle ein paar Pfennig zuzuzahlen, wenn ich dadurch einen Dienst von besserer Qualität oder ein völlig neues Angebot bekomme. Ein (funktionierendes!) Geschäft bedeutet immer, den Kunden irgendetwas zu bringen, das sie ohne dieses Geschäft nicht hätten und für das sie zu zahlen bereit sind. Bei Diensten, die sich allein durch Werbung nicht tragen, heißt die Frage nun mal nicht "kostenpflichtig oder kostenlos" sondern "kostenpflichtig oder nicht existent".
Dass es Leute gibt, die im Internet vor allem das große Geschäft wittern, ist bedauerlich für sie selbst, aber letztendlich gut und wichtig für das Entstehen kommerzieller Angebote. (Was freilich nichts daran ändert, dass die meisten der spinnerten Startup-Geschäftsideen der letzten Jahre Schwachsinn waren und weder kostenlos moch kostenpflichtig funktionieren werden.)
Ich habe gerade noch so eben das Internet erlebt, bevor es kommerzialisiert wurde - die Inhalte wurden hauptsächlich von Hochschulen und vor allem von Enthusiasten beigesteuert - und es war ziemlich aufregend und attraktiv.
Das heißt ja nicht, dass es nicht noch besser werden kann. Schlechter wird es bestimmt nicht, denn kein Angebot, das bislang kostenlos wirklich funktioniert hat (z.B. weil der Betreiber bereit ist, drauf zu zahlen) wird durch das Auftauchen kostenpflichtiger Angebote verschwinden.
Ich frage mich: was fehlt uns, wenn die Angebote dieser Firmen nicht mehr da wären? Wenn das Angebot im WWW nur noch bestünde aus a) Hochschulinhalten b) Inhalten von Enthusiasten, und c) Inhalte, die Firmen aus ihrem herkömmlichen Marketing/Werbehaushalt finanzieren? Ich glaube nicht, dass mir viel fehlen würde.
Es würde alles fehlen, was wir noch nicht kennen und wozu Enthusiasten keine Lust oder keine Mittel haben.
Gruß
Steffen
Hallo Steffen,
Ein (funktionierendes!) Geschäft bedeutet immer, den Kunden irgendetwas zu bringen, das sie ohne dieses Geschäft nicht hätten und für das sie zu zahlen bereit sind.
Da hast Du recht - in diesem Sinne sehe ich allerdings in weit überwiegendem Maße nicht-funktionierende Geschäfte (unter unternehmerischen Gesichtspunkten), die nicht etwa (was ich logisch fände), eingestellt werden. Statt dessen versucht man verzweifelt, daraus irgendwie noch ein funktionierendes Geschäft zu machen.
Bei Diensten, die sich allein durch Werbung nicht tragen, heißt die Frage nun mal nicht "kostenpflichtig oder kostenlos" sondern "kostenpflichtig oder nicht existent".
Die Crux im Augenblick ist IMHO: "kostenpflichtig" bedeutet halt in den allermeisten Fällen, dass das Angebot eher schneller als langsamer dann halt mangels Kundschaft "nicht existent" wird. Zurzeit scheint mir die Argumentation eher so zu laufen: "existent, und daher auch (bald) kostenpflichtig" - und dieses Argument geht an der Realität vorbei.
Dass es Leute gibt, die im Internet vor allem das große Geschäft wittern, ist bedauerlich für sie selbst, aber letztendlich gut und wichtig für das Entstehen kommerzieller Angebote.
Das impliziert in meinen Augen, dass kommerzielle Angebote per se etwas positives sind. Du magst mich einen Sozialromantiker schimpfen, aber ich kann das so nicht finden.
Das heißt ja nicht, dass es nicht noch besser werden kann. Schlechter wird es bestimmt nicht, denn kein Angebot, das bislang kostenlos wirklich funktioniert hat (z.B. weil der Betreiber bereit ist, drauf zu zahlen) wird durch das Auftauchen kostenpflichtiger Angebote verschwinden.
Hoffen wir es - vgl. dazu Wolfgangs Anmerkungen <?m=138905&t=26613>
Es würde alles fehlen, was wir noch nicht kennen und wozu Enthusiasten keine Lust oder keine Mittel haben.
Erst hier widerspreche ich Dir wirklich. Aus diesem Satz klingt für mich: ohne unternehmerisches Engagement wäre das Internet heute nicht da, wo es ist, und würde sich auch nicht weiterentwickeln. Bei weitem der Großteil dessen, was das Internet ausmacht (zumindest soweit ich das weiß), wurde die Grundentwicklung von öffentlicher Hand (Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Militär) und eben, ja, Enthusiasten gemacht. An Gegenbeispielen (die sich auch wirklich einigermaßen durchgesetzt haben und die aus sich selbst heraus Geld bringen) fallen mir jetzt überhaupt nur SSL, PGP und Audio-/Video-Streaming ein. Insofern wäre es mir nicht Bange darum, dass bei einem verminderten Entwicklungsengagement seitens der Wirtschaft der Fortschritt im Netz ins Stocken käme.
Grüße,
Utz
Hallo Utz,
"Wie schaffen wir es, die User von dem Gedanken wegzubringen, dass alles im Internet kostenlos sein müsse?"
und dagegen:
"Wie schaffen wir es, die Leute von dem Gedanken wegzubringen, dass man mit Internet-Content Geld verdienen kann?"
Es ist in der Tat so, dass das Internet nicht geschaffen wurde, um das big Business damit zu machen. Es ist ein Medium, nichts weiter. Es kommt meines Erachtens einfach drauf an, dass die Geschaeftemacher ein normales Verhaeltnis dazu bekommen und erkennen, wozu dieses Medium gut ist, und wozu nicht. Wenn sie zum Telefonhoerer greifen, haben sie ja auch keine Dollarzeichen in den Augen, obwohl sie wissen, dass modernes Business ohne Telefon praktisch nicht moeglich ist. Und genau so ein Verhaeltnis muessen sie zum Internet kriegen: die eigene Firmen-Homepage und angeschlossene Extranets usw. sind wichtige Informations- und Kommunikationszentralen im modernen Geschaeftsleben, aber sie brauchen deshalb doch nicht gleich zum "Unternehmensgegenstand" zu werden.
Was Firmen angeht, die wirklich von Content-Angeboten leben wollen, sieht die Sache natuerlich anders aus. Da gibt es beispielsweise derzeit zwei deutschsprachige Lexikon-Projekte:
bei http://www.xipolis.net/ kann man etliche bekannte Lexika wie Brockhaus, Kindler, Duden usw. durchsuchen. Gefundene Artikel sind wenn sie recht klein sind kostenlos, aber bei groesseren Artikeln muss man zahlen. Dafuer kann man Punkte kaufen, z.B. 1000 Punkte zu 50 Mark. Artikel haben dann z.B. 30 Punkte, was 1,50 DM entspricht. Ich denke, so schlecht ist das gar nicht. Schliesslich sucht man ja nicht dauernd nach irgendwas, und wenn man mal hin und wieder Auskunft ueber eine Stadt, ein Land, eine Person der Zeitgeschrichte oder sonstwas braucht, sind z.B 1,50 fuer einen ein- bis zweiseitigen, "echten" Lexikonartikel nicht zu viel verlangt. Vor allem, wenn man das mit dem Anschaffungspreis all der Lexika vergleicht und der Tatsache, wie schnell einmal gekaufte Lexika veralten.
Doch dann gibt es noch http://www.encarta.msn.de/. Da wird nicht lange rumgefackelt - Suchbegriff eingeben, und los gehts. Kostenlos, sauber hypertextuell aufbereitet, fuer die meisten Recherchen sicherlich ausreichend. Und auch wenns von M$ ist ... wenn man auf die Schnelle mal was suchen will, geht man vermutlich eher dorthin, als sich bei der Konkurrenz erst mal eine Prepaid-Card mit Punkten zu kaufen. Das Angebot lebt davon, dass es nicht vollstaendig den Inhalt der bekannten Encarta-CD enthaelt und z.B. auf multimediale Elemente verzichtet. Das Konzept scheint also zu sein, die Leute mit den Inhalten im Netz so weit zu ueberzeugen, dass sie sich davon angelockt vielleicht auch mal die CD mit den "Mehrwerten" zulegen. Ob diese Rechnung aufgeht, sei dahin gestellt. Versucht wirds jedenfalls, und ich faende es durchaus nicht schlecht, wenn die Rechnung aufgeht. Denn so ist ein ordentliche kostenloses Informationsangebot im Netz, und zahlen tut man nur, wenn man "auf nichts verzichten will".
Wenn die Sache mit dem Micropayment erst mal technisch so ausgereift ist, dass es problemlos moeglich ist, koennte sich allerdings alles das noch mal aendern. Wobei ich dabei gerne zwischen zwei Sorten Micropayment unterscheiden wuerde: first-buy-then-see und first-see-then-decide-to-buy. Bei ersterer Variante bekommt man z.B. auf einer vorgeschalteten Seite eine Warnung, dass von da an jeder weitere Seitenaufruf 20 Pf. kostet. Bei der letzteren Variante hat man z.B. auf jeder Seite einen Link "Seite mit 20 Pf. honorieren", bei dessen Anklicken einem 20 Pf. abgebucht werden.
Ich stehe - besonders der letzteren Variante - des Micropayments gar nicht so negativ gegenueber. Ich selber faende es beispielsweise schoen, wenn ich von dem Web-Angebot hier leben koennte. Fuer das Angebot hier waere das sicher nicht nachteilig.
viele Gruesse
Stefan Muenz
Hallo Stefan
Ich stehe - besonders der letzteren Variante - des Micropayments gar nicht so negativ gegenueber. Ich selber faende es beispielsweise schoen, wenn ich von dem Web-Angebot hier leben koennte. Fuer das Angebot hier waere das sicher nicht nachteilig.
Vor allem dem letzten Absatz kann ich mich voll und ganz anschliessen. Wenn manches kostenpflichtig wäre, würde weniger Müll produziert und veröffentlicht werden.
Gruss
Christian
Sup!
Recherchedienste und professionelle Geschäftsdatenbanken nehmen z.B. Geld für ihre Artikel - dabei werden auch mal Gebühren fällig, die gar nicht so "micro" sind. Ich frage mich sowieso, warum es "Micropayment" heisst... hört sich evtl. weniger teuer an als "Payment" oder einfach "Bezahlen"?
Im Endeffekt lohnen sich spezielle Angebote nur für spezielle Zielgruppen, die bereit sind, dafür zu zahlen. Beim B2B-Verkehr im Internet geht es um "Agglomerationsvorteile" und "Supply-Chain-Management", um "Just-in-Time" Produktion und Vertrieb und Absatz - davon profitieren alle Teilnehmer der B2B-Angebote, wahrscheinlich aber bauen sie diese Netzwerke selbständig unter sich auf und verlassen sich dabei ungern auf "Marktplätze" oder andere Pools, die evtl. nicht vertrauenswürdig sein könnten - von daher bezahlen wahrscheinlich die Teilnehmer selbst ihr eigenes B2B-Netz, und niemand kann daran verdienen.
Das einzige, was IMHO richtig funktioniert sind Online-Kataloge von Versandhäusern. Dafür ist das Internet ideal geeignet.
Mailinglisten und Foren wird es wahrscheinlich ewig umsonst geben, und sei es nur als Zusatzangebot von irgendwelchen Online-Spiele-Seiten.
Gruesse,
Bio
Hi Stefan,
Ich stehe - besonders der letzteren Variante - des Micropayments gar nicht so negativ gegenueber. Ich selber faende es beispielsweise schoen, wenn ich von dem Web-Angebot hier leben koennte. Fuer das Angebot hier waere das sicher nicht nachteilig.
Zum einen währe es kein Problem mit diesem Webangebot (nicht wenig) Geld zu verdienen. Damit könnte man so wunderbare Sachen wie Server etc. erwerben. Und zum anderen würde es die Qualität der Inhalte erhöhen da man mehr Zeit hat sich drumm zu kümmern, da man weniger Hauptberuflich tätig sein muß (sofern möglich). Weiterhin würde man damit einen Haufen 'ich habe nix zu sagen, laber aber trotzdem - Leute' vertreiben (in kostenpflichtigen Bereichen) und somit nochmals die Qualität indirekt erhöhen.
Irgendwann wird so ein Schritt nötig sein, wenn die Traffic weiter steigt, dann der Provider stöhnt, der nächste Server zu lahm wird usw....
Erfolg kostet im Netz Geld, das zu kompensieren ist die Kunst in der Zukunft (besonders bei kostenlosen Angeboten). Schon deswegen wird es bald keine guten kostenlose Angebote mehr geben, besonders wenn noch mehr Menschen ins Netz ströhmen.
viele Grüße
Thomas
Hallo Thomas,
wenn ich mir dein Posting und generell die Beitraege in diesem Thread ansehe, dann frage ich mich doch ernsthaft, wie SELFHTML je soweit kommen konnte und wie es ueberhaupt noch existieren kann. Sicher kostet dieses Angebot Geld. Gutes Geld sogar. Doch muss wirklich alles und jedes in letztendlich umgelegt werden? Wenn sich ein Konzern wie die Telekom ein Radrennteam leisten kann, wenn Unternehmen hochdotierte Kunstfoerderung betreiben, wenn Sponsoring um einen guten Ruf Willen ein vielfaches desswn kostet, was das Angebot von SELFHTML verschlingt, warum soll sich das Web nicht auch derwartiges leisten koennen?
Die gleiche Frage stellen die Gegner des OpenSource naemlich auch: Wie kann etwa gut sein, was kostenlos ist? Und koennte es nicht noch besser sein, wenn das Angebot kommerzialisiert wuerde? - Imho nein. Eher im Gegenteil! Kommerz kann auch den Tod der Qualitaet bedeuten. Dann wenn nur noch der Kontostand regiert. Ein privates bzw. nichtkommerzielles Angebot kann sich Idealismus leisten. Unter dem monetaeren Zwang leidet dieser spaetestens dann, wenn einmal Ebbe in der Kasse herrscht.
Fuer mich stellt sich die Frage naenlich eher nach dem vernuenftigen Miteinander kommerzieller und ehrenamtlich betreuter Angebote. So wie ein gemeinnuetziger Verein versucht, seine Kosten durch Mitgliedsbeitraege zu decken, so koennte (!) Micorpayment dem einen oder anderen Angebot die Basis bieten. Mehr aber imho nicht.
Klar faende ich es schoen, davon leben zu koennen, womit ich den inzwischen groessten Teil meiner Zeit verbringe, statt bei einem Unternehmen meine Broetchen zu verdienen, die den hier erworbenen Kenntnisssen nur mir Ackselzucken begegnet. Doch alles hat zwei Seiten. Und der Vorteil einer Trennung zwischen Lebensunterhalt und privaten Engagement liegt eben auch in der Abwechslung die Motivation foerdert. Das ist nicht zu unterschaetzen.
Viele Gruesse
Kess
Hi Stefan,
Ich stehe - besonders der letzteren Variante - des Micropayments gar nicht so negativ gegenueber. Ich selber faende es beispielsweise schoen, wenn ich von dem Web-Angebot hier leben koennte.
Die Option waere akzeptabel, aber nur wenn ich meine Kosten mit Vino bianco oder rosso begleichen koennte.
Ich mag nicht, wenn mir permanent was vom Konto abgebucht wird.
:-)
Gruesse
Wilhelm
Hallo Stefan,
ich stehe der Micropayment-Idee im Prinzip auch positiv gegenüber, insbesondere der first-see-then-decide-to-buy-Variante - das wäre ja eigentlich nur eine Übertragung der Shareware-Kultur auf Web-Content. Ein Problem dabei sehe ich allerdings darin, dass das Internet von seiner "Funktionsweise" her etwas derartiges nicht vorgesehen hat. Soweit ich das überblicke, wird vielerorts an entsprechenden "Add-Ons" gebastelt, von denen allerdings keines auch nur annähernd so weit ist, dass es so weit verbreitet/akzeptiert/unterstützt wird, dass irgendwas davon praktikabel wäre. Und da die Entwicklungen, von denen ich gehört habe, auf privatwirtschaftlicher Basis laufen (und damit sich gegenseitig aus dem Rennen werfen wollen), sehe ich mittelfristig nicht, dass Micropayment Realität werden wird. Lasse mich da aber gern eines Besseren belehren.
Die first-buy-then-see-Variante ist IMHO bereits gescheitert - Online-Dienste vor dem großen Internet-Boom boten zumindest teilweise diese Möglichkeit schon (BTX und andere proprietäre Online-Dienste) und konnten (erwartungsgemäß) sich gegen das (kosten)freie Web nicht durchsetzen. Ich sehe nicht was sich ändern sollte, wenn diese Variante jetzt auch im WWW angewendet werden können sollte.
Im übrigen finde ich Dein Lexikon-Beispiel sehr lehrreich für die "Kämpfe" zwischen freien und kostenpflichtigen Angeboten. Ich glaube, es wird Plätze für kostenpflichtige Angebote geben - dort, wo der Bedarf an erstklassigem Inhalt so hoch ist, dass schon allein die Gewährungsleistungspflicht (sofern es sowas für Content überhaupt gibt - ich denke eher an die moralische) allein schon das zu zahlende Geld wert ist.
Ich zum Beispiele zahle gern Geld für ein Abo eines MP3-Händlers - weil es mir die Sicherheit gibt, bestimmte Kataloge garantiert vollständig abrufen zu können, und garantiert auch vollständige Originale zu erhalten (mal ganz von der Legalität abgesehen). Der Standard-Musikfan begnügt sich da wohl eher mit Napster und Konsorten. Es bleibt also wohl auf einen Nischenmarkt beschränkt. Das muss der, der einen solchen Dienst anbietet, wissen. Genau dieses Wissen scheint mir aber kräftig zu fehlen.
Grüße,
Utz
Hallo,
Hi zusammen,
Ich frage mich: was fehlt uns, wenn die Angebote dieser Firmen nicht mehr da wären? Wenn das Angebot im WWW nur noch bestünde aus a) Hochschulinhalten b) Inhalten von Enthusiasten, und c) Inhalte, die Firmen aus ihrem herkömmlichen Marketing/Werbehaushalt finanzieren? Ich glaube nicht, dass mir viel fehlen würde.
Nun, die Kommukation findet zwar auch viel über Email und Newsgroups statt, aber eben auch viel über Mailinglisten. Hier ist Yahoogroups der größte Anbieter und wenn der sich entschließen würde, sein kostenloses Angebot einzustellen, würden einige Leute ganz schön in die Röhre schauen.
Zum Auffinden von anderen Infos (Webseiten, Newsgroups) ist Google ungeschlagen. Ein kostenpflichtiges Abo wird imho sicherlich kommen - und viele werden dafür bezahlen, weil man die Infos eben schnell bekommt. Auch SelfHTML verursacht erhebliche Kosten (v.a. Traffic) und kann wohl nur existieren, weil diese Kosten eben von Sponsoren übernommen werden. Die Liste könnte man fortsetzen.
Fazit: Viele beliebte Angebote können nur existieren, weil die Kosten bislang von anderen übernommen werden. Und nicht jeder hat Lust bzw. die Mittel, ein kostenloses Angebot mit mehr als 50 Mark pro Monat zu finanzieren (abgesehen von der nicht unerheblichen Arbeitsbelastung). Daher werden wohl _mehr_ Angebote kostenpflichtig sein (v.a. sehr beliebte bzw. qualitativ gute), einfache Sachen bzw. Angebote ohne herausragende Qualität werden aber nie kommerziellen Erfolg haben.
fs
Hi Felix,
vielleicht erst mal: mir ging's eher um Content, nicht um Dienste. Bei Diensten ist IMHO die Akzeptanz, dafür auch zu zahlen, deutlich höher. Beide Bereiche vermischen sich aber - was kurioserweise eher zur Folge hat, dass in den Augen vieler User ein Dienst wie z.B. ne Mailingliste zu Content mutiert, den sie unbedingt auch kostenfrei (und fertig präsentiert) haben wollen. Hier haben wir etwas, dass sich auch selber mit entsprechendem Zeitaufwand programmieren ließe - was auf die Frage hinausläuft: "Investiere ich die Zeit, es selber zu machen, oder zahle ich lieber dafür?".
Zum Auffinden von anderen Infos (Webseiten, Newsgroups) ist Google ungeschlagen. Ein kostenpflichtiges Abo wird imho sicherlich kommen - und viele werden dafür bezahlen, weil man die Infos eben schnell bekommt.
Das glaube ich nicht - Google-Lookalikes (z.B. AltaVistas Raging Search - http://www.ragingsearch.com) stehen längst in den Startlöchern und würden sich diebisch drüber freuen, wenn Google kostenpflichtig würde.
Daher werden wohl _mehr_ Angebote kostenpflichtig sein (v.a. sehr beliebte bzw. qualitativ gute), einfache Sachen bzw. Angebote ohne herausragende Qualität werden aber nie kommerziellen Erfolg haben.
Ketzerische Gegenfrage: muss denn alles kommerziellen Erfolg haben? Wenn alles eingestellt würde, was keinen kommerziellen Gewinn abwirft, wäre unsere Gesellschaft auf einen Schlag unglaublich arm. Kultureller Reichtum kann nur dort entstehen, wo "kommerziell uninteressantes" halt eben ehrenamtlich von Enthusiasten gemacht wird. Und Ergebnisse ehrenamtlicher Arbeit sind nicht selten qualitativ sehr gut.
Es muss ja auch nicht alles zu Riesen-Portalen ausufern. Stell Dir vor: da ist wer, der kennt sich ganz prima mit einem Mini-Spezialgebiet aus, macht dazu ganze fünf Seiten - aber das ist toll, das hat herausragende Qualität. Wenn es nur genügend Leute gibt, die ihre fünf Seiten machen - dann haben wir aber wirklich alles, was wir brauchen.
Grüße,
Utz
Hi,
Hi zusammen,
ich verstehe nicht ganz warum du und deinesgleichen sich so aufregen: wer zwingt dich denn konstenpflichtige oder werbe-finanzierte Seiten / Dienste zu nutzen? Deshalb stellen sich die von dir genannten Fragen eigentl. nicht.
MfG
Moldawian
Hi!
Manchmal ist eine Sache so nah, das man sie greifen können sollte. Und
doch ist sie weiter entfernt als die Sterne.
Was ich bei all den Nachrichten hier und in den Pressewald
vorher darüber höre erscheint mir irgendwie eingefahren; Ideenlos.
Als gäbe es nur Werbefinanzierung oder Sponsoring. ABer nichts anderes.
Das ist falsch.
Es ist genauso falsch zu sagen, daß Werbung im Netz erfolglos ist und
sich nur anhand von Clickraten messen ließe. Klar möchten uns Webworker
die Banneragenturen gerne einreden (-die verkaufen ja ihre Bannerplätze
gegen Views), aber dem ist einfach nicht so.
Es ist nur anders;
So, lang genug schlau herumgeredet. Up to the facts.
Es wird IMHO ein großes und bedeutendes DIng übersehen: Die Werbewirkung
durch gute Websites.
Wieviel verdient ein großer Autohersteller mit einem Autoportal?
Sicher wenig durch Bannerwerbe-Einnahmen.
Irgendso ein schlauer Gerademaleben-Diplomant wird daraus sagen,
daß ganze bringt nichts. ALso auf und Teile der SIte kostenpflichtig machen.
So weit, so schlecht: Denn was vergessen wurde: Durch die Site informierten sich viele potentielle und echt-Kunden über ihr
Auto. Sicher hat kaum einer online ein Auto geordert.
Aber durch den Vergleich von Unterlagen im Netz konnten die Leute
eine Vorauswahl treffen, mit dessen Hilfe die dann vor Ort zu ihren
Autohändler gingen und dort dann das Auto kauften.
Anderes Beispiel: Ich selbst zahle ab diesen Monat 200,- DM
für meine Sites an Traffik und qualitativ hochwertiges Hosting.
Zur selben Zeit verdien ih pro Monat ein paar Mark Fuffzig fuer
Werbeeinnahmen.
Wieso geht das? Wieso nicht auch auf den Zug aufspringen und jetzt
alles kostenpflichtig machen?
Wenn schon Internet-Vollblutexperten wie der T-Online-Chef
dies propagieren ? :)
Ganz einfach: Durch meine Website direkt mach ich zwar nur miese. Aber dadurch dass ich sie hab, krieg ich fast taeglich Kundenanfragen von Leuten die irgentwas programmiert haben wollen.
Und ein paar dieser AUftraege nehm ich an und verdien mir damit ein
hübsches Sümmchen.
Davon dann 200,- DM abzuziehen für meinen Provider ist da ein Klaks.
So, lange Rede, kurzer SInn:
Die derzeitigen Statements, von wegen das jeder COntent was kosten
muß, sind ebenso erfolgreich wie die letztjährige StartUp-Manie.
Das einzige was mir an der Sache sorgen bereitet, ist, daß die Leute
doch etwas aus der negativen Erfahrung gelernt haben und es etwas taktischer angehen.
Ist es denn ein Zufall, daß große Wirtschaftsgroessen jetzt auf einmal mit dieser These losbrechen?
Die Antwort ist: Sie haben nur darauf gewartet, daß einer den ersten Stein wirft.
Und nun wird nicht nur mit Worten gegen die kostenlos-Angebote angegangen, sondern auch mit Hilfe der Anwaltsmacht.
Ich sag nur zwei Beispiele:
a) Europaisches Patentrecht auf Software
b) Qualitaetsfloskeln gegenüber kostenlose Anbieter. Tenor:
"Wir kosten zwar was, aber bei uns finden sie qualitativ
hochwertige Seiten. Dies kann ein kostenloser Anbieter
nicht leisten".
Welchem Linux-Benutzer kommt dies bekannt vor?
Was dies brisant macht ist: Die Leute mit kostenpflichtigen
Content werden nur erfolgreich sein, wenn es ihnen gelingt,
a) etwaige kostenlose Anbieter aus den Markt zu werfen.
Egal wie!
b) wenn sie verhindern können, daß ihre Benutzer den
Vergleich anstellen zu kostenlosen Anbietern.
Derzeit ist das Marketing genau auf letzteres ausgerichtet.
Auf den Punkt a) ist derzeit noch nicht viel zugange, jedoch denke
ich, daß -sollte das Software-Patentrecht kommen- in kürzester
Zeit das Netz durch "anwaltliche Kriegsführung" befreit wäre von
konkurrierenden kostenlosen Sites.
Ciao,
Wolfgang
Hi Wolfgang,
ich denke auch - wie Du schön dargestellt hast - dass Kosten für viele Online-Auftritte durchaus mit anderem als nur den Einnahmen durch Bannerwerbung gegengerechnet werden können und sollen, was oft vergessen wird. Nicht nur Freiberufler, sondern auch viele Firmen sparen mittlerweile viele Kosten für klassische Werbung bzw. klassisches Marketing durch ihren Online-Auftritt ein - weswegen wir auch nicht befürchten müssen, dass sie aus dem Internet verschwinden :-)
Und nun wird nicht nur mit Worten gegen die kostenlos-Angebote angegangen, sondern auch mit Hilfe der Anwaltsmacht(...)
Da könnte man schon reichlich paranoid werden bei dem, was Du da zu denken gibst. Mir war das in diesem Kontext nicht gegenwärtig, aber die Logik ist schon deutlich: wenn kostenpflichtiger Content per se nicht durchsetzbar ist, muss man halt dafür sorgen, dass kostenloser Content verschwindet. Wenn Ehrenamt (und nichts anderes ist es, wenn man in seiner Freizeit und für lau ne Website anbietet) Gewinn verhindert, muss halt das Ehrenamt verschwinden. Ich will einfach nicht glauben, dass es so weit kommen wird, und hoffe halt mal...
Grüße,
Utz
Hallo,
Im Grunde genommen, kann ich dem von dir Gesagten nur beipflichten - allerdings sehe ich da einige Punkte, die problematisch werden könnten, falls sich viele der Firmen vom Internet-Markt zurückziehen sollten - wer bleibt, hast du ja schon aufgezählt:
Ich frage mich: was fehlt uns, wenn die Angebote dieser Firmen nicht mehr da wären? Wenn das Angebot im WWW nur noch bestünde aus a) Hochschulinhalten b) Inhalten von Enthusiasten, und c) Inhalte, die Firmen aus ihrem herkömmlichen Marketing/Werbehaushalt finanzieren? Ich glaube nicht, dass mir viel fehlen würde.
Die Frage ist glaub ich gar nicht, ob etwas fehlen würde - die Frage ist, können die Aufgezählten überleben, wenn es die anderen nicht mehr gibt. Spinnen wir mal das Thams weiter und nehmen an, es gäbe zum größten Teil nur noch Inhalte von den aufgezählten Personenkreisen. Tja der User (der dann überhaupt noch im Netz sein wird - nicht umworben und beworben mit viel Mühe und noch mehr Geld) wird sich dann wohl auf die Inhalte dieser Seite konzentrieren müssen.
Was passiert nun: Einerseits werden sich die Betreiber der Seite freuen, daß Ihre Inhalte von vielen Leuten gelesen werden, aber andererseits fängt nun die für den freien Content tötliche Spirale an, sich zu drehen. Durch die hohen Zugriffszahlen muss schnelleres und besseres Equipment angeschafft werden - die Anbindung ans Netz muss verbessert werden - die GByte schnellen in die Höhe, die Betreiber werden anfangen zu schwitzen, wenn sie nur an die Rechnung Ihrer Hoster oder Netzanbieter denken ;-) Tja nun die ersten infrastrukturellen Maßnahmen werden unter Umständen noch von den Seitenbetreibern getragen - nach und nach werden dann wohl die Leute anfangen, Ihre Seiten vom Netz nehmen, da sie sich diese nicht mehr leisten können - oder im Falle von Hochschulen nur noch einem ausgewählten Publikum (zB den Studenten) zur Verfügung stellen.
Tja und die Anzahl der Seitenbetreiber würde weniger und weniger werden - die Spirale dreht sich weiter.
Mag sein, daß das jetzt etwas überspitzt dargestellt war, aber ich denke in der einen oder anderen Form würde das wohl eintreten - welcher Betreiber einer Seite mit hohen Datenvolumen kennt denn nicht die Sorgen, wenn das Datenvolumen sich einer magischen Grenze nähert ;-)
Und falls dann doch noch die Betreiber von c) überbleiben - nur wozu noch viel Geld ausgeben für Marketing und die Seite, wenn nur noch wenige da sind, die sich diese anschauen.
Tja und in meiner ganzen düsteren Hypothese hab ich die vielen Leute, die Ihr Geld quasi mit dem Netz verdienen - wie sicher einige (oder viele) hier dies tun, indem sie Seiten erstellen, Content recherchieren, Scripte programmieren, etc. etc. - noch nicht miteinbezogen.
"Wie schaffen wir es, die Leute von dem Gedanken wegzubringen, dass man mit Internet-Content Geld verdienen kann?"
Ich würde es andere ausdrücken:
"Wie schaffen wir es, ein harmonisches Nebeneinander von freiem und in der einen oder der anderen Form zu bezahlenden professionellen Content zu schaffen - ohne daß einerseits der freie Content im Netz verschwindet und andererseits durch Rückzug der Professionisten dem Netz das Geld ausgeht."
liebe gruesse aus oesterreich
Martin