Calocybe: Haftstrafe für volksverhetzenden Internet-Forumsbeitrag

Hi folks!

Als Hinweis fuer jene, die denken, sie koennen im WWW die Sau rauslassen (weil sie glauben, sie waeren anonym, was sie in den seltensten Faellen sind), moechte ich den Artikel http://www.heise.de/newsticker/data/jo-29.06.01-001/ empfehlen. Allerdings will ich damit das gesprochene Urteil nicht unbedingt gutheissen.

So long

  1. Hi,

    das ist ja auch ein Problem durch Archivierung usw., schliesslich geschieht manche Äusserung spontan a la "Stammtisch".
    Eine Kneipe oder ein Biergarten ist öffentlicher Raum, und die oft lockere Art der Kommunikation ist nicht nur auf Alkoholgenuss zurückzuführen sondern auf die Intimität in diesem öffentlichen Raum Biergarten.
    Auch wenn die Person aus dem Beispiel es besser hätte wissen müssen, vielleicht es auch besser weiss und auch noch vorsätzlich gehandelt hat, ganz allgemein muss in einem Forum eine unbedachte Meinungsäusserung möglich sein.
    Alles andere wäre nicht nur weltfremd sondern auch äuserst gefährlich für eine Demokratie.

    eine Meinung dazu gibt es
    http://www.heise.de/newsticker/forum/go.shtml?read=1&msg=470&g=20010629jo001

    mfg
    noname

    1. Hi,

      das ist ja auch ein Problem durch Archivierung usw [...]

      Das ist kein Problem der hiesigen Archivierung. Archiviert (und damit "unvergänglich" wird auch durch Suchmaschinen. Und wenn das wirklich ein Problem wäre, dann hätte z.B. das usenet schon vor Jahren dicht gemacht.

      [...] ganz allgemein muss in einem Forum eine unbedachte Meinungsäusserung möglich sein.

      Sprechen ohne vorheriges denken kann ich mir ja noch vorstellen. Aber wie geht schreiben ohne denken?

      Alles andere wäre nicht nur weltfremd sondern auch äuserst gefährlich für eine Demokratie.

      Demokratie hat nun mal auch was mit Verantwortung zu tun. Wer seine Meinung sagt, der muss auch dazu stehen und die Folgen (er)tragen. Das ist kein Bug, sondern ein Feature :-)

      Viele Dienste des Internet (www oder usenet z.B.) sind eben nicht der Stammtisch oder die Straßenecke, wo man "unter sich" etwas vor sich hinraunzt. Sie sind - wenn man Vergleiche mit herkömmlichen Medien finden will - eher so etwas wie Flugblätter oder Leserbriefspalten oder so was. Warum soll "hier" nicht das gleiche Recht gelten wie "dort"? Es wäre weltfremd und äußerst gefährlich für die Demokratie, wenn "hier" andere Maßstäbe gelten würden als "dort". Diese Folge: "Wenn du jemanden verbal hinrichten willst, dann gehe ich ins www - das tut dann dem Opfer, aber mit Sicherheit nicht dir, weh" kann wohl nicht das Ziel sein.

      noname

      BTW: _Das_ kann auch so ein Problem sein. Die Forderung nach Anonymität findet immer da ihre Grenzen, wo sie mit der Möglichkeit der Verfälschung oder Nachahmung kollidiert.

      _Noch_ hält das soziale Gefüge in newsgroups, Mailinglisten oder Foren. Noch ist dermehrheit bewusst, dass Anonymität auf Dauer nicht dazu taugt, sich einen kompetenten Ruf aufzubauen. Die kompetenten Poster z.B. lassen über kurz oder lang das pupertäre Spiel sein und bekennen sich zum Realname (bzw. zum identifizierbaren Nick). _Das_ regelt sich also von selbst. Der relativ schlechte Ruf des Heise-Forums (Zitat: "Die meisten Antworten sind die Bytes nicht wert, in denen sie gespeichert werden") läßt sich so erklären.

      Ein anderer Aspekt regelt sich aber nicht von selbst. Wenn z.B. Namensfaker Oberhand gewinnen sollten, dann wird deutlich, dass nur mit ihrem Zwilling Authentität die Anonymität ein Wert ist.

      Ein Recht auf Anonymität ohne Möglichkeit der Authentität bleibt schal und brüchig. Die Welt ist halt schlecht und voller Menschen :-) Recht zu fordern ohne den möglichen Mißbrauch zu bedenken "funzt" nicht.

      Viele Grüße

      Swen

    2. Hallo,

      das ist ja auch ein Problem durch Archivierung usw., schliesslich geschieht manche Äusserung spontan a la "Stammtisch".
      Eine Kneipe oder ein Biergarten ist öffentlicher Raum, und die oft lockere Art der Kommunikation ist nicht nur auf Alkoholgenuss zurückzuführen sondern auf die Intimität in diesem öffentlichen Raum Biergarten.
      Auch wenn die Person aus dem Beispiel es besser hätte wissen müssen, vielleicht es auch besser weiss und auch noch vorsätzlich gehandelt hat, ganz allgemein muss in einem Forum eine unbedachte Meinungsäusserung möglich sein.
      Alles andere wäre nicht nur weltfremd sondern auch äuserst gefährlich für eine Demokratie.

      Gefährlich für eine Demokratie ist Volksverhetzung. Deswegen wird dagegen vorgegangen. Ob die Volksverhetzung an einem Stammtisch per Wort oder in einem Forum per Text geschieht ist unerheblich. An einem Stammtisch hat der Volksverhetzer nur bessere "Chancen" nicht angezeigt zu werden, strafbar ist es genauso.
      Wenn die Volksverhetzung auch noch unbedacht erfolgt, ist sie meiner Meinung nach noch schlimmer, da sie schon tief in den Hirnwindungen drinstecken muß.

      axel

      1. Hallo Axel,

        Gefährlich für eine Demokratie ist Volksverhetzung.

        das bestreitet ja wohl auch niemand hier.

        Ob die Volksverhetzung an einem Stammtisch per Wort oder in einem Forum per Text geschieht ist unerheblich. An einem Stammtisch hat der Volksverhetzer nur bessere "Chancen" nicht angezeigt zu werden, strafbar ist es genauso.

        Ich möchte mal ein anderes Beispiel nehmen, Person A beleidigt Person B. Da
        dürfte es einen Unterschied im Strafmass machen ob das spontan, unbedacht,
        besoffen oder geplant geschieht. Wenn mir jemand angetrunken Unfug erzählt
        nehme ich das weniger wichtig als wenn es schriftlich erfolgt.

        Relativ neu sind aber die Änderungen in der Schriftform, der klassische Brief
        existiert physisch als Schriftstück oder Ausdruck, wird u.U. mehrmals in dieser
        Form begutachtet, muss erst noch in ein Kuvert, benötigt Porto.
        Da unterscheidet sich das traditionelle "Schreiben" ganz wesentlich von den
        Vorgängen beim Schreiben einer eMail oder in einem Forum, dort geschieht vieles
        schneller, unbedachter.
        Auch die Art der Öffentlichkeit ist neu und anders als bei einem Leserbrief an
        eine Tageszeitung. Und das zum Teil erst durch spezielle Methoden der Auswertung
        durch "Nichtleser" per Suchmaschinen.

        ... auch noch unbedacht erfolgt, ist sie meiner Meinung nach noch schlimmer, da sie schon tief in den Hirnwindungen drinstecken muß.

        Eine spontane oder unbedachte Äusserung erlaubt ein korrigierendes Feedback
        durch Andere. Und wenn jemand bewusst Unwahrheiten verbreitet scheinen mir
        kriminelle Energie und Vorsatz höher zu sein.

        MfG

        CurtB

    3. Auch wenn die Person aus dem Beispiel es besser hätte wissen müssen, vielleicht es auch besser weiss und auch noch vorsätzlich gehandelt hat, ganz allgemein muss in einem Forum eine unbedachte Meinungsäusserung möglich sein.
      Alles andere wäre nicht nur weltfremd sondern auch äuserst gefährlich für eine Demokratie.

      Was Du meinst, ist Anarchie. In einer Demokratie geht die Freiheit des einzelnen nur soweit, wie die des anderen nicht verletzt wird.  Und in Sachen Volksverhetzung ist die Grenze mehr als überschritten. Wer die Greultaten an Millionen von Menschen schönredet, soll dafür auch bitte zur Verantwortung gezogen werden. Das ist m.E. nicht nur legal, sondern auch legitim.

      Daniel