fjh: WSDL, UDDI, DISCO und kein Ende

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Hallo Stefan,

die Inflation der "Technologien" schreitet munter weiter. "Web Services" ist bereits so abgelutscht, dass sich jetzt schon die Aasgeier um den Begriff streiten (siehe weiter unten).

Ja, aber auch XML ist/war abgelutscht, letztlich ist auch HTML abgelutscht. Entscheidend ist doch immer, was Brauchbares übrig bleibt, wenn man das Marketing-Geschrei abzieht. Das ist oftmals erstaunlich wenig, aber auch erstaunlich einfach und deswegen von Erfolg gekrönt. Das war bei HTML so und auch bei XML. Dann steigen jedoch die Ansprüche wieder und man erwartet ein Allheilmittel, rankt neue (schon nicht mehr so einfache) Standards/Technologien um die alten und verlagert das Komplexitätsproblem, was man eben gelöst hatte auf eine neue Ebene. Und nicht alles ist dabei Marketing-Hype, sondern Erfahrung, aus der man lernt. XML ist technisch gesehen sicherlich ein lang ersehntes geeignetes Datenaustauchformat. Gut: das alleine nützt einem nichts, solange man sich nicht auf die Semantik einigt. Schon sprießen hunderte von XML-Vokabularen für E-Business usw. aus dem Boden. Um die nun wieder zu vereinfachen benötigt man eine UBL (Universal Business Language) [Die gibts wirklich ;-)] oder auch Registries wie UDDI, um erstmal nach dem geeigneten Vokabular/ zu suchen. Dann braucht man noch ne Beschreibungssprache für die Vokabulare usw....

Was aus meiner Sicht also wirklich diese Entwicklung treibt, ist die ständige Verlagerung von Komplexität auf eine höhere Ebene. Dort versucht man dann wieder neue Lösungen zur Vereinfachung zu finden, verlagert wieder usw. Das ist sowas wie der Spieltrieb der IT.

Was ich an diesen ganzen Sachen so lustig finde: nun hat man also XML, jenen Standard, von dem man sich erhoffte, dass er unter anderem genau diese Probleme von Datenaustausch und Schnittstellensprachen loesen wuerde. Man verwendet diesen Standard auch sogar bei dem ganzen Gerangel um die Web Services - aber die Probleme sind offenbar nicht geloest. Weiterhin wird versucht, Einzelsprachen als Standard durchzuboxen (auch wenn diese auf XML basieren).

Richtig, auf der höheren Ebene braucht es dann eben wieder eine Einigung/Standardisierung. Was sich aber bei allen Web-Services-Plattformen durchzusetzen scheint, ist SOAP und WSDL. Es gibt in diesem Standardgerangel auch immer mal kluge Entscheidungen: z.B. hat die ebXML-Initiative (schon wieder ne neue Abk ;.)) schon vor einiger Zeit eine Weise Entscheidung getroffen und SOAP als Nachrichtenprotokoll übernommen, statt in nem Riesenaufwand ein eigenes Protokoll zu entwickeln. Positiv ist also: es gibt XML Standards und es gibt sowas wie XML-Webservices, aber eben auch verschiedene Plattformen für Web-Services, die sich in einigen Dingen unterscheiden. Auch die Initiativen machen sich gegenseitig Konkurrenz: so z.B. UDDI und ebXML, da gibt es ganz große Schnittmengen.
Meiner Meinung nach wird sich da der Urwald noch lichten und einige Standards werden sich durchsetzen. Klar die nächste Ebene wartet schon: Schonmal was von WSFL (Web Services Flow Languages) gehört? Das propagiert IBM, um den Workflow einzelner Web-Services zu modellieren. Und auch da gibt es zunächst mehrere Konkurrenzstandards. Einige wenige oder auch nur einer setzen sich aber durch. Vorher werden aber alle noch versuchen, möglichst viel Geld daran zu verdienen. Huch, das klingt ja irgendwie nach IT-Standard-Darwinismus.

Bei MS ist alles wieder anders (womit programmiert man eigentlich .NET-Anwendungen?

C# ist doch ein weiterer neuer Hype. Aber auch die anderen MS-Sprachen. Man kann sogar verschiedene Sprachen zusammnkompilieren.
Aber für .NET gilt: Plattformunabhängigkeit auf MS-Plattformen ;-).

Jedenfalls macht es irgendwie keinen Spass, was diese Konzern-Herolde sich so alles ausdenken. Alles so Wischiwaschi. Da ist man doch froh, wenn man mal wieder mit einem ganz handfesten JavaScript-Problem konfrontiert wird, oder nicht?

Hm, also irgendwie macht es mir auch Spaß immer wieder neue Sache zu entdecken. Und Web Services sind ein Hype, aber eben im Kern auch eine interessante Angelegenheit. Der XML-Hype ist mir auch sehr auf den Keks gegangen, aber die Grundidee war faszinierend. Solange man weiss, dass es noch wichtigere Dinge gibt und dass man nicht alles im Detail beherrschen kann.

Gruß
Franz