emu: Warum Webseiten schlecht sind

Hallo!

Am Anfang waren Bücher und Theater. Sie existierten schon seit tausen-
den von Jahren und obwohl immer wieder neue Ideen dazukamen, hatten
die Theaterspieler und Autoren eine gewisse Ahnung, wie man Theater
spielen und Bücher schreiben soll.

Viel später kamen Kino und Radio. Beim Kino kamen zuerst Leute und
meinten, das ganze sei ja im Prinzip eine Art Theater und begannen,
Theaterstücke zu filmen und in den Kinos zu zeigen. Das waren zwar
wunderbare Theaterstücke, aber bald sind diese Leute dann auf die
Idee gekommen, dass Theaterstücke auf Leinwänden nicht der Weisheit
letzter Schluss sein können und produzierten Kinofilme. Beim Radio
kamen andere Leute und meinten, das ganze sei in gewisser Weise dem
Buch ähnlich und dementsprechend produzierte man Radio. Auch das war
nicht besonders toll und bald tauchten die ersten Sendungen auf, die
die Möglichkeiten des Radios tatsächlich ausschöpften.

Später kamen Fernsehen und Massenzeitungen. Beim Fernsehen dachte man
zuerst, es sei eine Art Theater und brachte Theater. Dann meinte man,
es sei vielleicht eine Art Kino und zeigte Wochenschauen wie im Kino.
Irgendwann besann man sich eines besseren, ließ Theaterverfilmungen
und Wochenschauen zwar bestehen, machte aber den Rest des Programmes
nach den neuen Möglichkeiten und Erfordernissen. Bei den Massenzei-
tungen dachte man zuerst, sie seien ja irgendwie mit den Büchern ver-
wandt und schrieb nach den Textsorten, die die Literatur in den
letzten Jahrhunderten hervorgebracht hatte. Man war auch hier weiser
geworden, verbannte die alten Literaturgattungen nicht völlig,
schrieb aber Artikel in einer neuen Art.

Dann kam das Internet. Es war noch geheimnisvoller als alles vorher-
ige und deswegen entwickelte man auch hier Mythen. Zuerst meinte man,
es diene vor allem dazu, Texte in der Welt herumzuschicken. Man
schickte ganze Bücher durch die Kupferleitungen und wunderte sich,
warum das nur gut funktionierte, wenn man sie an der anderen Stelle
ausdruckte. Dann kam eine Menge von neuen Leuten, die meinten, das
Internet sei eine Art Radio oder eine Art Kino. Überall wurde man mit
Musik und Filmen belästigt und keiner wusste so genau, warum. Dann
meinte man, das Internet sei eine Art Fernsehen und machte die Kino-
effekte auf Fernsehbasis. Schließlich kopierte man sogar das mittler-
weile perfektionierte Layout der Zeitungen und Zeitschriften, aber
richtig zufrieden war keiner.

Irgendwie wirken heutige Internetseiten wie gefilmte Theaterstücke.

emu
[...]

  1. hi emu,

    Irgendwie wirken heutige Internetseiten wie gefilmte Theaterstücke.

    Deine Aussage ist sehr allgemein gehalten... Das Internet ist ein allen anderen Medien gleichberechtigtes Medium zum Übermitteln von Unterhaltung, Information und anderen Inhalten. Wenn einer sich zum Ziel gemacht hat auf seiner Webseite ein gefilmtes Theaterstück zu zeigen und es gelingt ihm so ist ja sein Ziel erreicht und die Seite alles Andere als schlecht.

    Ich versuche mal ne andere Definition:
    Eine Seite ist auf jeden Fall schlecht wenn der Inhalt nicht zum Design passt. Beispiel: KlickiBunti und RFCs.

    Viele Grüße, Rolf

    1. Hallo!

      Wenn einer sich zum Ziel gemacht hat auf seiner Webseite ein gefilmtes Theaterstück zu zeigen und es gelingt ihm so ist ja sein Ziel erreicht und die Seite alles Andere als schlecht.

      Vgl. [pref:t=32286&m=174831]:

      Irgendwann besann man sich eines besseren, ließ Theaterverfilmungen
      und Wochenschauen zwar bestehen, machte aber den Rest des Programmes
      nach den neuen Möglichkeiten und Erfordernissen.

      emu
      [...]

    2. Hallo,

      Ich versuche mal ne andere Definition:
      Eine Seite ist auf jeden Fall schlecht wenn der Inhalt nicht zum Design passt. Beispiel: KlickiBunti und RFCs.

      Einspruch: Ein Kontrast zwischen Inhalt und Erscheinung kann wundervoll spannend - und vor allem sogar gewollt! - sein. Man kann ein derartiges Vorgehen fast schon als Gestaltungselement ansehen.

      Außerdem: Wer bestimmt, wie und wann ein Layout zum Inhalt paßt? Müssen RFCs trist grau sein? Müssen Medienwebseiten wirklich so medial sein?

      Die meiner Meinung nach beste Regel ist die, dass es keine Regeln gibt.

      Gruß,
      _Dirk

      --
      http://www.placebo-film.de/teaser/ - Teaser released!
  2. Moin!

    Irgendwie wirken heutige Internetseiten wie gefilmte Theaterstücke.

    Erstmal: Unterscheide zwischen "Webseiten" und "Internetseiten". Es gibt keine Internetseiten, weil das Internet die unterschiedlichsten Dienste zusammenfaßt: WWW, MAIL, IRC, ...

    Ok, also "Warum Webseiten schlecht sind". Sind sie es denn wirklich?

    Wenn du dich mal umsiehst, wirst du schon heute eine derartige Vielfalt an Seiten finden, die teilweise konservativ Konzepte älterer Medien zu kopieren versuchen, teilweise auch innovativ und progressiv sind, um die Möglichkeiten, die "Internet" bietet, zu erforschen und auszuloten.

    Wichtig ist doch nur eines: Der Seitenanbieter hat ein Ziel - wird dieses Ziel erreicht? Und das würde ich für viele Seiten bestätigen - nur sind eben nicht alle Seiten für mich interessant. Und für dich sicherlich auch nicht. :)

    - Sven Rautenberg

    --
    Diese Signatur gilt nur am Freitag.