Jens: Liveübertragung im Web per Webcam

Hallo!
Was brauche ich alles, um via Internet und einer Homepage einen Vortrag anderen zugänglich zu machen? Das erzeugte Bild soll in einer Webseite integriert werden. Wenn keine Vorträge laufen, soll entweder ein definiertes Standbild oder ein anderweitiger (vielleicht Werbefilm, der auf dem Webserver liegt) laufen.

Was benötige ich dafür alles und was muss man bei der Installation beachten. Wie funktioniert das genau mit der Bild und evtl auch Tonübertragung?

Vielen Dank für eure Hilfe!!!

  1. Hallo, Jens,

    guck mal hier:

    http://www.camnow.de/

    Grüße,

    Sebastian

    1. Vielen Dank an Euch beide!!! Eure Antworten haben mir sehr viel weiter geholfen!!!

  2. Moin!

    Was brauche ich alles, um via Internet und einer Homepage einen Vortrag anderen zugänglich zu machen?

    Kamera. :)
    Mikrophon. :)
    Computer, der Kamerabild digitalisieren und einen Stream erzeugen kann.
    Programm, welches den Stream erzeugt.
    Leitung ins Internet, um den Stream live abzuliefern.

    Soweit mal die logischen Mindestanforderungen.

    Kamera und Mikrophon sind hoffentlich vorhanden. Es ist durchaus sinnvoll, bei der Kamera nicht irgendeine billige USB-Webcam zu nehmen. Solche Kameras liefern meist ein mieses, verrauschtes Bild, sind zudem noch relativ lichtschwach und lassen sich einfach nicht komfortabel als KAMERA benutzen. Die richtet man einmal auf einen Punkt (z.B. dorthin, wo man normalerweise sitzt), und das wars dann.

    Die schlechte Bildqualität hat natürlich zusätzlich negative Auswirkungen auf die Bildqualität und Komprimierungsmöglichkeiten des Codecs. Wenn vorhanden, dann darf es gerne ein handelsübliche Heim-Camcorder sein (bzw. das wäre das erste, was man anschaffen sollte, wenn Testläufe mit einer Webcam erfolgreich sind). Das Videoformat ist dabei ziemlich egal: VHS, S-VHS, Video8, Hi8, Digital8, DV. Alles geht. Entscheidend ist, welche Qualität die Kamera am Videoausgang liefert (da es ja alles live geschehen soll, wird eine Aufzeichnung des Bildes zweitrangig sein.

    Nächster Punkt wäre dann: Das Kamerabild (und den Ton) in den Rechner zu bekommen. DV- und Digital8-Kameras haben die digitale Schnittstelle (IEEE1398, auch Firewire genannt) gleich eingebaut, und entsprechende Schnittstellenkarten sind recht günstig zu haben (erfordern zwecks Treiberunterstützung nur mindestens Win98 "ganzneu" (also letzte Ausgabe) oder WinME. Win2000 dürfte wohl ebenfalls gehen. Was ich persönlich noch nicht ausprobiert habe: Liefern diese Kameras das Kamerabild auch im Aufnahmemodus über die Schnittstelle an den Rechner? Normalerweise tun sie es im Play-Modus (dann kann man das Bandlaufwerk über den Rechner steuern), aber das ist logischerweise dann eine Aufzeichnung.

    Zumindest qualitätsmäßig sind diese Kameras top und auf jeden Fall empfehlenswert. Analoge Systeme liefern nur ein analoges Signal, welches mit einer Digitalisierungskarte verfügbar gemacht werden muß.

    Der nächste Schritt: Software, die einen Videostream herstellt. Gibts zum Glück kostenlos von Microsoft (Stichwort "Windows Media Encoder") und Real (Stichwort "Real Producer Basic") zum Download. Quicktime wäre die dritte Format-Alternative, da habe ich bei Apple vor einem Jahr keine kostenlose Software gefunden. Kann sein, daß sich das inzwischen geändert hat - Apple unterstützt einen Open-Source-Streamingserver namens Darwin, vielleicht erleichtern sie dann ja auch das Erstellen von Quicktime-Filmen.

    Diese Software erlaubt, entweder aus vorliegenden Videodateien oder aus Live-Quellen einen Videostream zu machen und diesen entweder als Datei auf Festplatte zu speichern oder als Live-Stream über eine vorhandene Netzwerk-Verbindung auszustrahlen.

    Und genau DA sind wir am Knackpunkt. Es gibt zwar eine Technologie, welche für solche Videodatenströme im Prinzip wunderbar geeignet wäre: Multicast. Das bedeutet, daß du die Datenpakete einmal ins Internet überträgst, und wer sie haben will, erhält sie von seinem Router. Die Daten werden also baumartig an den Knotenpunkten vervielfältigt, die Last für den Sender ist aber klein. So könnte man mit ISDN einen 56K-Stream ins Internet leiten, und die gesamte Welt könnte zusehen.

    Leider ist Multicast immer noch in einem experimentellen Stadium, bzw. nicht internetweit verfügbar. Das bedeutet: Jeder einzelne Zuschauer benötigt einen eigenen, exklusiven Datenstrom. Schauen zwei Leute einen 56K-Stream, muß die Übertragungsleitung 2x56KBit/s liefern, also schon Doppel-ISDN. Zehn Zuschauer verbrauchen 560KBit/s (das ist schon soviel, wie eine TDSL-Leitung in DOWNLOAD-Richtung verträgt), und hundert Zuschauer wollen logischerweise 5.6 MBit/s (was für ein lokales Netz mit 100 MBit/s ein Klacks ist, aber für weitreichende Übertragungswege ganz schön viel).

    Aus diesem Grunde ist es durchaus sinnvoll, sich für die Distribution von Videostreams einen Partner zu suchen, der entsprechende Bandbreiten anbieten kann und sich in EINEM Datenstrom bei dir die Daten abholt. So kannst du mit einer ISDN-Leitung mehrere Besucher versorgen.

    Potentielle Partner sind natürlich die Telekom, und jeder andere große Netzbetreiber wie z.B. UUNet etc.

    Du kannst natürlich auch einen Server irgendwo mieten und den entsprechend konfigurieren. Es ist zwingend erforderlich, daß ein Streamingserver installiert ist. Mit einem simplen HTTP-Server wirst du nichts werden. Und da beißen sich wieder zwei Technologien: Real und Apple benutzen die für solche Zwecke vorgesehene Protokolle RTP und RTSP, während Microsoft ein eigenes Format entwickelt hat, und für die es Streaming-Server nur auf Basis von einem Microsoft-Serverbetriebssystem gibt. Apple (ich erwähnte es) bietet einen Open-Source-Streamingserver an, und auch Reals Server laufen (unter anderem) unter Linux.

    Das erzeugte Bild soll in einer Webseite integriert werden. Wenn keine Vorträge laufen, soll entweder ein definiertes Standbild oder ein anderweitiger (vielleicht Werbefilm, der auf dem Webserver liegt) laufen.

    Die Integration in eine Website ist vielleicht nicht unbedingt das, was du machen solltest. Wenn das Video im Videoplayer (egal ob Windows Media Player, Real Player oder Quicktime) läuft, ist der Benutzer flexibler, was die Benutzung seines Browsers angeht. Er kann den Player auch einfach in den Hintergrund packen und nur zuhören, oder seinen Browser in den Fenstermodus packen, daneben anordnen und weitersurfen. Wenn er aus versehen die Seite mit dem Video verläßt, würde der Empfang unterbrochen. Und alles in neuen Browserfenstern zu machen ist auch nicht unbedingt jedermanns Sache. Und schließlich: Stürzt der Browser ab, dann nicht unbedingt der Player - man kann also weitergucken. :)

    Was benötige ich dafür alles und was muss man bei der Installation beachten. Wie funktioniert das genau mit der Bild und evtl auch Tonübertragung?

    Du solltest dir genau überlegen, ob Live-Videostreaming das ist, was du willst. Üblicherweise ist so ein Vortrag (hoffentlich) sehr interessant für die körperlich Anwesenden, aber aufgrund von mangelnder Athmosphäre weniger interessant für die Stream-Zuschauer. Insofern bietet es sich schon aus diesem Grunde an, den Vortrag lieber erstmal aufzuzeichnen und nachzubearbeiten (sprich: Zu kürzen), um dann eine Streamingdatei zum Angucken "on demand" anzubieten. Das würde auch dein "Testbild" mit sinnvollem Inhalt füllen, weil eben einige Vorträge abrufbar wären. Sonst müßte man sich ja gedulden, bis der nächste Vortrag kommt - und ich kann mir vorstellen, daß das den meisten zu lange dauert... :)

    Noch ein anderer Grund spricht für Streaming-Dateien anstatt Live-Streaming: Auch wenn es im technischen Sinne kein Streaming ist, können auch Webserver über HTTP zusammen mit den entsprechenden Playern "streaming-like" agieren, d.h. das Abspielen wird schonmal gestartet, obwohl die Datei noch garnicht ganz übertragen ist. Auf diese Weise kann man den Vortrag für langsame Verbindungen auch zum Download anbieten, was ansonsten nur in ständigen Unterbrechungen enden würde (weil die Daten einfach nicht so schnell nachgeladen werden können, wie sie abgespielt werden).

    Vielen Dank für eure Hilfe!!!

    Ich denke, dir ist erstmal geholfen. Rückfragen gerne! Ansonsten schau dir auch noch mein Skript über "Video im Internet" an (http://rtbg.rautenberg.privat/diverses/) - da steht nochmal etwas anderes, eher technisch angehaucht, drin, aber es könnte für dich durchaus interessant sein.

    - Sven Rautenberg

    1. Moin!

      Kurze Korrektur:
      http://rtbg.rautenberg.privat/diverses/ wirst du im Internet nicht finden, und an mein Intranet bist du nicht angeschlossen. :)

      Der korrekte Link heißt
      http://www.rtbg.de/diverses/

      - Sven Rautenberg