Michael Schröpl: 60 Milliarden im Jahr für Software-Bugs

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Hi,

laut http://www.infoweek.ch/news/n_single.cfm?ID=5894
verbraten Firmen in den USA ( ist aus dem Artikel nicht ersichtlich
den im Titel steht 60 im Fliesstext 5.9)
Ist eine Riesensumme. Ich will ja gar nicht wissen was da Weltweit sich
anhäuft.

wie hoch wäre der Aufwand, dieselben Leistungen ohne den Einsatz von
Software zu erbringen?
Niemand wird gezwungen, Software einzusetzen - alles tun es freiwillig.

Ich finde da müsste sich ändern, egal ob Standards da sind oder nicht,
wenn jemand ein Software Paket releast muss das Ding funzen

Tut es auch. Jedenfalls nach der Definition desjenigen, der das
Software-Paket verkauft.
Für abweichende Interpretationen ist der Käufer verantwortlich, der ja
gerne auf ein Produkt der Konkurrenz umsteigen kann.

egal ob SAP, Lotus Notes, GroupWise, Office etc.  es kann doch nicht
sein das der Kunde Beta Tester spielt ... wann kapiert das die
Software Industrie, wobei solange der Kunde da mitspielt wiso soll
ich was ändern??

Eben. Es gibt überhaupt keinen Grund für die Software-Industrie,
irgendwas zu "kapieren". Sie hat nur die Wahl, entweder langsamer
stabile und funktionell zurückgebliebene Software zu verkaufen oder
schneller brüchige und feature-beladene Software.
Bedenke insbesondere, daß Software unendlich viel mehr verschiedene
Einsatzzwecke hat als ein vergleichsweise primitives Werkzeug wie
ein Auto, mit dem man außer "fahren" nicht viel tun kann und bei
dem bauliche Veränderungen zum Verlust der TÜV-Plakette führen können,
während Software mit millionen unterschiedlichster Hardware-Szenarien
zurecht kommen muß, welche in dieser Vielfalt vom Hersteller nicht
getestet werden können.

Derjenige, der etwas kapieren müßte, ist der Käufer - nicht der
Software-Hersteller.
Solange der Käufer immer nur auf die Features und den Preis sieht,
also nicht bereit ist, Stabilität zu bezahlen, wird kein Hersteller
daran interessiert sein, Stabilität zu bieten, weil er die Leute,
die diese Stabilität produzieren würden, nicht bezahlen kann.

Würdest Du einen 'stabilen' Browser kaufen, wenn Du M$IE 'umsonst'
bekommst? Und wieviel Geld würdest Du dafür ausgeben wollen?
Wahrscheinlich weniger, als Du durch die Abstürze an Produktivität
verlierst ... und das muß dann eben reichen, um den Arbeitsplatz
des Programmierers zu finanzieren, der diese Stabilität einbaut.

Man stelle sich vor das gleiche würde bei einem neuen Auto Modell
abgehen ... ich will es gar nicht beschreiben  "  Ups mein Hinterrad
überholt mich ja"

In den meisten Fällen wird an Software aber nicht derselbe Maßstab
angelegt wie an ein Auto. Es ist ein Unterschied, ob im Falle eines
Verkehrsunfalls mehrere Menschen sterben oder um Falle eines blue
screens of death eine halbe Stunde Arbeitsleistung verloren geht.
Außerdem war das bei den Autos vor 100 Jahren genauso: Da ging es
auch erst mal nur um die Features. Erst als das Auto ein Massen-
artikel für den täglichen Gebrauch wurde und das Problem nicht mehr
darin bestand, das Auto zu lenken, sondern mit den vielen anderen
Autofahrern auf derselben Straße klar zu kommen, ändert sich die
Zielsetzung - nicht zuletzt aufgrund staatlicher Vorgaben. Und eine
Verbreitung analog zum Auto haben auch heute nur ganz wenige Software-
Produkte.

Diejenigen Leute, die Software in entsprechend kritischen Umgebungen
einsetzen (Atomkraftwerke, Raumfahrt, Militär, ...), stellen in der
Tat ganz andere Anforderungen an die Stabilität der Software. Ent-
sprechend teuer wird diese dann auch ... was sie allerdings aufgrund
der kleinen Zielgruppe ohnehin ist, da macht es nicht mehr viel aus,
zusätzlich noch vernünftig zu testen, zumal es sehr viel weniger
Einsatz-Szenarien gibt als beispielsweise verschiedene Rechner mit
unterschiedlichster Hardware verschiedenen Windows-Versionen drauf.

Und trotzdem gibt es immer mal wieder Fehler in solcher Hochleistungs-
Software ... genau wie es immer mal wieder Autounfälle mit tödlichem
Ausgang gibt.

Autos werden ständig weiter entwickelt - demnächst dürfte fällig sein,
automatische Annäherungsdetektoren einzubauen, welche automatisch die
Bremse betätigen oder ein Lenkmanöver einleiten, falls der Fahrer
nicht schnell genug reagiert. Wenn jedoch zwei Autos auf einer Straße
ohne Ausweichmöglichkeit mit Maximalgschwindigkeit aufeinander zu
fahren, wird auch das nicht helfen.
Und vergleichbare Situationen wird es immer auch für Software geben:
Randbedingungen, die bei der Formulierung der Aufgabenstellung nicht
berücksichtigt wurden, auch wenn der Käufer der Software dies fälsch-
licherweise glaubt.

Viele Grüße
      Michael