Calocybe: Autor/Leser-Balance (1)

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Moin moin!

Wenn Du Deinem <LINK>-Element noch ein TITLE-Attribut mitgibst, ist es uebrigens fuer Mozilla-Benutzer sehr einfach, dieses abzuwaehlen, wenn es ihnen gar zu sehr auf den Sack geht.
[...] Ich wollte sowieso dem Benutzer die Wahl des Stylesheets überlassen, erst recht wenn ich eines Tages auf einen PHP-/Perl-fähigen Netzspeicherplatz wechsle. [...]
Clientseitig habe ich das schon ein wenig erprobt... http://home.t-online.de/home/dj5nu/js-dom-nodelisting.html Aber du kannst dir denken, was ich von JavaScript-Lösungen halte.

Ich habe tatsaechlich eher an eine Loesung in JS gedacht. Wer kein JS kann, dem geht ja nichts verloren. Eigentlich muesste der Browser ja ohnehin durch eingebaute Funktionalitaet einen Wechsel des Stylesheets ermoeglichen. Ich wuerde aber via JS noch die Moeglichkeit offerieren, die Wahl in einem Cookie zu speichern.

Was hältst du/was haltet ihr eigentlich davon, die Textbreite zu begrenzen? [...] Natürlich trägt eine begrenzte Spaltenbreite enorm zur Lesbarkeit dar, aber wie wir festgestellt haben, kann man nicht von der Breite Xem darauf schließen, wieviel Text denn im Endeffekt beim Benutzer in einer Zeile angezeigt wird.
[...] Deshalb hatte ich immer zu Ungunsten mancher Benutzer, welche hohe Bildschirmauflösungen gebrauchen, keine direkte Begrenzung der Fließtextbreite angegeben (nur eine indirekte, also bspw. 80% Textbreite da 20% die feste Navigation ausmacht usw.). Dadurch können im schlimmsten Fall über 200 Zeichen in einer Zeile zu finden sein, was grausig zu lesen ist.

Orlando und ich hatten vor kurzem den Konsens gebildet, dass der Benutzer sein Browserfenster gewoehnlich so eingestellt hat, dass er eine angenehme Textbreite vorfindet, waehrend noch Platz fuer ein oder zwei Menuespalten an den Raendern ist. Benutzer an sehr grossen Bildschirmen haben nach allgemeiner Auffassung (dieses Forums) ihre Browser praktisch nie im Vollbild. Widersprochen hatte damals keiner. ;-) Ich fahre jedenfalls ganz gut mit meinem etwa 960 Pixel breiten Fenster (rein nach Gefuehl eingestellt). Auf heise.de habe ich eine sehr angenehme Textbreite, hier im Selfforum ist der Text ein bisschen zu breit, aber durchaus noch im vertraeglichen Rahmen.

Die Alternative ist natürlich, vor vornherein mit Pixeln zu arbeiten. [...] Eine feste Spaltenbreite von circa 600px für @media screen erscheint mir für den Fall sogar das einzig Sinnvolle [...].

Wie bei so vielen layout-beeinflussenden Umgebungsvariablen ist wohl auch das Geschmackssache. *g*

Wenn ich das richtig verstehe, gehst Du dabei aber davon aus, dass alle ihre Browser so eingestellt haben, dass sie serif bei 1em gut lesen koennen. Das kannst Du aber wirklich nicht voraussetzen.

Ehm, nein, so war das nicht direkt gemeint; aber wenn du fragst, ob ich davon ausgehe, dass beim Benutzer 1em großer Fließtext (unabhängig vom Schrifttyp) generell lesbar ist, dann würde ich mit "ja, aber" antworten. (Irgendwas muss ich voraussetzen [...].)

Kann man halt aufgrund der unterschiedlichen Lesbarkeit bei gleicher Pixelgroesse nicht. Schade.

Durchgestyltes Design steht letztlich einfach im Widerspruch zur Ruecksicht auf die Benutzerpraeferenzen (siehe auch http://www.cs.tut.fi/~jkorpela/styles/harmful.html). Man kann mit CSS bis zu einem gewissen Grad beides unter einen Hut bringen, aber irgendwo ist eine Grenze. Wenn eine Designidee diese Grenze ueberschreitet, muss man sich wohl entscheiden.

Als ein mich als verantwortungsbewusst nennender Seitenautor :) plädiere ich grundsätzlich dafür, trotz dieser Unvereinbarkeit die Gratwanderung zu versuchen, jedem Benutzer eine problemlos und gleichzeitig ansehnliche und individuell gestaltete Seite zu bieten.

Ja schon, mache ich ja auch. Leider kann man bei einer Gratwanderung auch mal zu einer Seite runterfallen.

Die radikale Sicht von Jukka Korpela, dass alleinig der Nutzer über die endgültige Präsentation der Seite haben soll, kann ich nicht verstehen. Für mich ist die individuelle Gestaltung einer Seite ebenso prägend wie deren Inhalte.

Ich wuerde den Artikel auch nicht 100% fuer mich uebernehmen, ich finde nur, er liefert sehr gute Denkansaetze. Viele waeren nicht nur nicht selber auf solche Ideen gekommen, wie er/sie (?) darin aeussert, sie koennen sich sowas noch nicht mal vorstellen! Dabei muss man doch nur mal ein paar Science-Fiction-Filme/Serien schauen, um Ideen zu bekommen, wo die Entwicklung hingehen koennte.

Ob die Gestaltung einer Seite zum Inhalt gehoert (Chraecker predigt das ja hier immer vehement *g*), kommt imho auch auf die Art der Seite an. Wenn ich z.B. Allerwelttools vorstelle, die ich programmiert habe, wuesste ich nicht, welche Aussage ich da mit einem bestimmten Design noch unterstreichen koennte. Ginge es jedoch um ein Spiel, so soll natuerlich das Design die Atmosphaere dieses Spiels reflektieren. Das finde ich ja auch ok, aber man kann das auch in einer Weise realisieren, ohne dass der Besucher staendig das Gefuehl hat, dass ihn die ganze Zeit jemand mit FUCK YOU von der Seite anbruellt. In dem Paradebeispiel von Jukka, naemlich einer Zeitung, deren Ziel es hauptsaechlich ist, Information zu vermitteln, sehe ich wiederum auch keinen Sinn in einer uebersteigerten Wertbetonung eines bestimmtes Layouts (das sich obendrein oft nach traditionellen Paradigmen aus dem Printbereich richtet, die fuer das Web kaum zu uebernehmen sind).

Also kurzum: Kommt drauf an, naemlich auf die Art der Seite.

Ich als Nutzer empfinde CSS als relativ einfach zu erlernen und trotzdem enorm leistungsstark. Mit einem Repertoire an einer Handvoll CSS-Eigenschaften kann man schon anspruchsvolle Designs erstellen. Das Einarbeiten in komplexere CSS-Syntax geht meiner Meinung nach auch problemlos.

Leistungsstark, um ein vorgegebenes Design/Layout umzusetzen, ja. Aber nicht um Autorenvorgaben und Benutzerwuensche halbwegs friedfertig unter einen Hut zu kriegen. Dafuer ist es voellig untauglich.

Nehmen wir mal mich: Ich kann weiss als Hintergrundfarbe nicht ausstehen, weil es durch die grosse Helligkeit die Augen ueber Gebuehr beansprucht und extrem schnell zur Ermuedung fuehrt. Nun kann ich zwar mit einem geeigneten UA (User Agent) ein Benutzerstylesheet definieren, in dem ich meine praeferierte Hintergrundfarbe mit !important kennzeichne. Aber damit mache ich jeglichen Override von Seiten des Autors unmoeglich, was ich gar nicht will. Viele Seite haben durchaus angenehme Hintergrundfarben gewaehlt. Ich will nur gerne alles ueber einem gewissen Helligkeitslevel ausblenden. Kriege ich mit CSS aber nicht hin.

Und wenn ich jetzt als Autor aufgrund dieser Erkenntnis soweit gehe, auf meinen eigenen Seiten keine globalen Farbvorgaben zu machen, sondern die Benutzereinstellungen zu respektieren, aber gerne so wie Du gewisse Strukturelemente oder vielleicht ein zur Seite positioniertes DIV durch Hintergrundfarben deutlicher hervorheben will, dann habe ich mit CSS keine Chance. Man braeuchte eine Moeglichkeit, so etwas wie "relative" Farbangaben zu machen, also z.B. im Vergleich zur eingestellten Hintergrundfarbe einen Bereich etwas gruener oder etwas heller zu machen. In CSS dagegen muss ich mit festen Farben arbeiten. Entweder ganz oder gar nicht. Zu Recht beschwert sich der Validator z.B. auch wenn ich eine Vordergrundfarbe angebe, ohne auch die Hintergundfarbe zu spezifizieren.

Dies sind nur meine beiden brennensten Probleme.

<q>It seems that the current style sheet model provides no easy way to formulate practical rules in order to avoid such conflicts.</q> (Ende Absatz "The incompleteness of the specification", es geht ungefähr um die Unvereinbarkeit von Benutzer- und Autorenstylesheets)
Das sagt genau das aus, was du meintest, dem stimme ich auch vollkommen zu, ich würde es jedoch nicht unbedingt als Problem sehen, sicher kann es problematisch werden. Es ist die Aufgabe der Autoren und der Benutzeragenten, Autoren- und Benuutzerinteressen vereinbar zu machen.

Solange man CSS benutzt, wird da leider der beste UA nicht viel machen koennen.

Versteh' mich nicht falsch, ich will auf keinen Fall CSS gleich wieder abschaffen, und ne bessere Moeglichkeit faellt mir auf Anhieb auch nicht ein. Ich finde es auch wichtig fuer den Fortschritt des WWW als Wissenspool, der eine strikte Trennung von Inhalt und Design zur elementaren Voraussetzung macht (und genau das wird ja durch CSS gefoerdert). Nur ist es halt noch lange nicht der Weisheit letzter Schluss.

Man kann den Autor nicht durch die Verabschiedung von Technologien lenken, die ihn nur einschränken. So etwas führt zu der Verbreitung unfreier, proprietärer Technologien.

Ja, sicher, das haben wir ja seit etwa 1995 gesehen.

Insgesamt finde ich nicht, dass die CSS-Spezifikation dieses Problem der Unvereinbarkeit von Autor- und Leserinteressen auslöst.

Nein, das nicht. Ich sagte ja schon, dass ich die beiden Ziele fuer grundsaetzlich widerspruechlich halte (wenn man nur konsequent genug auf beiden "insistiert"). Und ich glaube, auch Jukka Korpela hat die Schuld nicht auf CSS geschoben. ("Some of the above-mentioned serious problems could be alleviated by modifying and clarifying the specifications. However, inherent and unavoidable difficulties would remain.")