Sup!
... hoffentlich liest es überhaupt wer ;-)
Hmmm... tja... also... *räusper*... ich meine... *denk denk denk*
Nun, wenn man Leute, die man gar nicht kennt, beurteilt, dann werden immer irgendwelche Kriterien herangezogen... körperliche Merkmale und vermutete Eigenschaften... ehm... also auch von Frauen, meine ich... knackige Hintern oder so, oder "Witz" und "Esprit", oder vielleicht die Augen... nun, und es gibt Stereotypen, wie biertrinkende Bauarbeiter oder Fernfahrer, die Pornohefte lesen, E-Techniker, die schmutzige Karohemden tragen, Biologinnen, die total bleich sind von zuviel Tofu, oder vielleicht Manager, die ihre Sekretärin schickanieren und im 600er-Mercedes in Dominastudios fahren. Nun, und zum Teil ist an diese Stereotypen auch was dran, und sie helfen, sich selbst gegenüber diesen Gruppen abzugrenzen, und sich irgendwie besser zu fühlen, weil die Angehörigen des jeweiligen Stereotyps immer irgendwelche negativen Eigenschaften haben... hm, und gleichzeitig sind Manager natürlich mächtig und spendabel, und Bauarbeiter sind vielleicht irgendwie kräftig und sexy (wenn man village people glaubt) ... und Messehostessen sind eben irgendwo schnuckelig und sexy, weil sie zumindest schnuckelig und sexy aussehen (müssen sie ja, ist ja ihr Job).
Nun, und wenn jetzt jemand herkommt und sagt "Ich wollte nicht den Flyer, ich wollte die Frau" - wie könnte ich ihm das ernstlich verübeln, mit diesem Messe-Hostess-Stereotyp im Kopf, dieser freundliche lächelnden Frau mit Zahnpastalächeln, die mir in die Augen guckt und mit einer sanften Stimme fragt, ob ich nicht möglicherweise eine Bröschüre über wahnsinnig überlegene Lichtwellenleiter haben möchte... jedermann weiss, dass überlegene Technik die zweite Sache sind, die Männer aus irgendeinem Grund fasziniert... also - ich kann mir jetzt glatt vorstellen, daß der Gedanke, die Frau 'zu wollen' (man möge mir die Verwendung dieses Ausdrucks ausnahmsweise verzeihen, ich beziehe mich auf ein anderes Posting), ganz normal ist. Wenn der Gedanke nicht (zumindest irgendwo, unter der Oberfläche, ansatzweise) da wäre, dann würde der Werbetrick (Männer anlocken mit schönen Frauen) nicht ziehen - und er zieht, wir alles wissen das.
Nun, Dr. Agon hätte vielleicht nicht den Ausdruck "Standhaserl" benutzen sollen. Es war schon abfällig. Zugegeben.
Er hätte schreiben können "Ich traf eine gutaussehende junge Dame, dem Aussehen nach eine Messe-Hostess, die mir einen Fyler geben wollte. Dabei verspürte ich für einen Augenblick den Wunsch, die junge Dame näher kennenzulernen, denn ich fühlte mich irrationalerweise zu ihr hingezogen, nur aufgrund ihres Äusseren; dabei wusste ich nichts von ihren inneren Werten."
Das wäre politisch vielleicht korrekt gewesen, hätte (aus männlicher Sicht) ungefähr die gleiche Aussage gehabt, hätte aber auch viermal mehr Zeilen verbraucht. Die von ihm gewählte, flapsige Formulierung war wohl eher an ein rein männliches Publikum adressiert. Ich denke, die Intention der Nachricht war einfach, mitzuteilen, daß er auf dieser Messe war und da eine aussergewöhnlich hübsche Hostess getroffen hat, die leider nicht an ihm interessiert war, und nicht, Frauen, die auf Messen arbeiten, herabzuwürdigen.
Bleibt die Frage, ob das Benutzen von Ausdrücken wie "Standhaserl" oder "Messemaus" wirklich der Gleichbehandlung von Frauen entgegenwirkt und dazu beiträgt, daß Frauen in erster Linie als "Objekte der Begierde" und nicht als "potentielle Mitarbeiter" gesehen werden.
Ich bestreite nicht, daß man, wenn man eine Frau als "Messemaus" bezeichnet, gewisse Aussagen darüber macht, wie man sie auf den ersten Blick einschätzt.
Aber ich denke nicht, daß dadurch, daß man _eine_ Frau als "Messemaus" bezeichnet, ausgelöst wird, daß man _alle anderen_ Frauen als "Messemaus, nur anders" sieht. Ich meine, wie primitiv soll denn bitte das männliche Gehirn sein? Und soll es wirklich so sein, daß Frauen dadurch, daß mal jemand seinen unreflektierten ersten Eindruck irgendeiner Frau in das Wort "Messemaus" kleidet, ins Gehirn gebrannt bekommen, daß sie als Angehörige der Klasse der Frauen dumm und minderwertig seien?
Nehmen wir einmal an, eine gutaussehende 26-jährige BWLerin von der Uni bewirbt sich bei einer Firma. Nehmen wir an, die Frau ist attraktiv. Nehmen wir an, der Personalmensch ist ein Mann.
Ich behaupte, daß das, was der Mann denkt, wenn er die Bewerberin sieht, wenn überhaupt, dann nur marginal davon abhängt, wie oft er selbst oder Bekannte von ihm Frauen als "Messemäuse" oder sonstwie 'sexuell-herabwürdigend' bezeichnet haben. Ob er jetzt nur denkt "Aha, qualifizierte Bewerberin, gute Abschlüsse..." oder auch noch "... und sieht guuuut aus..." ist doch eher tagesform-abhängig als sonstwas. Es gibt Tage, da ist man sehr anfällig für weibliche Reize, an anderen Tagen ist man es nicht. Vielleicht ist das bei Frauen ähnlich?
-- kleiner Gedankensprung --
Okay - gut... bei manchen Exemplaren der männlichen Hälfte der Bevölkerung ist natürlich Hopfen und Malz verloren, weil sie aus der pubertären Phase der Selbst-Findung und Abgrenzung zum weiblichen Geschlecht nie ganz herausgekommen sind.
In dieser Phase der Entdeckung der eigenen Sexualität fällt es Männern sowieso nicht leicht, darüber zu reden, da werden dann eben flapsige Ausdrücke herangezogen, weil sonst keine Kommunikation möglich wäre - zur Rechtfertigung des männlichen Geschlechts möchte ich auch darauf verweisen, daß Männer in dieser Phase geistig den Frauen sowieso unterlegen sein sollen, was sollen sie also machen, als auf ihrem geringen geistigen Niveau zu versuchen, klarzukommen.
Nun, ich stelle also hier die provokante(?) These auf, daß die Verwendung von abfälligen Ausdrücken zur Bezeichnung von Frauen in der Pubertät in den Gesprächen der jungen Männer untereinander notwendig ist, um die - in dieser Phase nicht wirklich stabile - männliche Psyche durch die Selbstsuggestion von Überlegenheit (die ja zumindest im geistigen Gebiet nicht besteht, und darum aktiv suggeriert werden MUSS) aufzubauen (Kurzfassung meiner Theorie - aber das Posting ist eh lang genug).
Darum glaube ich auch, daß die Weiterverwendung dieses Vokabulars nach der Phase der Pubertät zumindest in "Gesprächen unter Männern" ganz normal ist. Und ich glaube, daß der Verzicht auf dieses Vokabular nur durch äussere Notwendigkeiten (Stonie hört zu oder so... ;-) ) bedingt werden kann, weil es in den Jahren der Pubertät gelernt wird und die Benutzung dieser Ausdrücke auch später möglicherweise noch ein Gefühl von Gemeinschaft und Stärke und gute Erinnerungen auslöst.
Und darum prognostiziere ich auch, daß der Kampf gegen Frauen-herabwürdigendes Vokabular extrem schwierig und tendenziell aussichtslos ist, es sei denn, Du kannst entweder die männliche Pubertät verändern oder aber eine Art "Newspeak" einführen, wo es das Wort "Messemaus" einfach nicht gibt.
Je länger ich darüber nachdenke, desto plausibler erscheint mir die Theorie. Ich gebe zu, wenn ich mit Freunden über Frauen spreche, dann wird manchmal weniger emanzipiertes Vokabular ausgepackt. Das muss doch einen Grund haben. (Naja - vielleicht bin ich auch einfach ein blödes Macho-Schwein - Diplompsycholog(inn)en unter uns?)
Vielleicht reden Frauen nie mit ihren Freundinnen über Männer (bzw. Jungs), vielleicht reden sie dabei nicht über die Dinge, über die Männer reden, vielleicht reden sie eher über ganz romantische Dinge und benutzen ganz gewähltes Vokabular - ich weiss es nicht, ich war ja nie eine Frau. Würde mich mal interessieren, worüber Frauen in der Pubertät so reden, wenn sie allein sind - Boygroups? *scnr*
Vielleicht muss man ein Mann sein, um zu verstehen, warum Maenner manchmal Dinge sagen, die sie (nach Ansicht der Frauen) nicht sagen dürfen sollten.
Wie auch immer, ich will versuchen, hier im Forum immer das ausgesuchteste Vokabular zu verwenden und den Zorn der holden Weiblichkeit nicht auf mich zu ziehen; dennoch bezweifle ich, daß man dieses weiblich definierte Wohl-Verhalten jedem Mann in jeder Situation abverlangen kann. Ich habe zum Beispiel mal gehört, daß es Leute geben soll, die in gewissen Situationen absichtlich vulgäre Vokabeln benutzen, die möglicherweise auch potentiell herabwürdigende Bezeichungen für Frauen umfassen, was dann von den anderen Leuten, die an der Situation teilhaben, allerdings trotzdem nicht als unpassend empfunden werden soll (Ich weiss selbst nicht, was ich damit wohl meinen könnte).
Nun, ich hoffe, ich habe meine persönlichen Gedanken und Meinungen zu diesem Thema verständlich und anschaulich in Worte gefasst, und vielleicht auch etwas ausgesagt - auch, wenn es einigen vielleicht nicht passt. Wenn nicht - dumm gelaufen.
Gruesse,
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