Robert Bamler: Suche psychologische Experimente zum Thema Webseitengestaltung

Hallo Forumer,

ich muss/darf in der Schule ein Projekt über "psychologische Aspekte von zielgerechter Webseitengestaltung" halten (hatte nicht genug Zeit, mir einen vernünftigeren Titel zu überlegen ;-). Dabei möchte ich - damit es nicht zu langeweilig wird - mit den Schülern ein paar Experimente durchführen, aus denen Gesetzte und Regelmäßigkeiten in der Wahrnemungspsychologie, Gedächtnispsychologie, etc. erarbeitet werden. So habe ich beispielsweise an den "Stroop-Effekt" gedacht (schön dargestellt unter http://www.kommdesign.de/texte/stroop.htm) und an Experimente, in denen verschiedenen Schülern unterschiedlich aufbereitete Daten gegeben werden, die sie nach einer kurzen Pause wiederholen oder anwenden müssen (zum Testen, wie Informationen aufgenommen und "gespeichert" werden).

Nun meine Frage: was für Experimente kennt ihr, die man an zwei Tagen mit einer kleineren Gruppe von Schülern durchführen kann?

Würde mich über Tip(p)s freuen, weil das Projekt eigentlich nichts "staubtrockenes", sondern eher ein bischen "interaktiv" sein sollte.

Robert

  1. Hallo Robert

    Sperr die Schüler die ganzen zwei Tage in eine dunkle Kammer mit einem PC, worauf sie sich die ganze Zeit eine Klicki-Bunti-Website ansehen müssen. Ich verspreche dir, die werden einmal die besten Webdesigner... *g*

    Im Ernst: Experimente kenne ich keine. Du könntest jedoch verschiedene Websites mit dem _gleichen_ Inhalt erstellen, wobei gutes (Gute Farbkontraste, gute Navi, usw.) und schlechtes (Klicki-Bunti) Webdesign zum Einsatz kommt. Die Klasse teilst du in Gruppen auf, wobei jede Gruppe mit einem anderen Design den Inhalt lernen soll. Danach könntest du das Gelernte prüfen und die Resultate vergleichen.

    Um das ganze interaktiv zu gestallten könntest du mit Flash-Annimationen arbeiten. Wähle ein etwas komplexeres Thema, dass sich gut graphisch darstellen lässt wie z.B. Fotosynthese, oder Vorgänge im synaptischen Spalt, je nach Schulstufe (Thema sollte jedoch noch nicht behandelt worden sein!).
    Die einen arbeiten damit, die anderen mit normalem Text und mit einigen Bildern, wie wir es aus dem Bio-Lehrbuch kennen.
    Die einen werden dir IMHO den Vorgang ziemlich genau beschreiben können, wärend die anderen noch etwas unsicher sein werden.

    Die Resultate werden IMHO nicht besonder repräsentativ sein, da die individuelle Lernfähigkeit jedes Schülers in kleinen Gruppen einen grossen Einfluss hat.

    Da fällt mir noch ein Experiment ein, welches direkt mit Webdesign zu tun hat, jedoch auch sehr interessant ist. Versuch dir folgende Zahlen ein paar Sekunden anzuschauen und dann aus dem Gedächniss aufzuschreiben (langsam aufbauen, erst 4 Zahlen, dann 5, usw):

    3   4    6   9   5   1   0   4   5   7   8   3

    Der Durchschnitts-Mensch wird sich etwa 7 Zahlen merken können.
    Nun so:

    346   951   054   783

    Auch zwölf Ziffern, jedoch nur 4 Zahlen, die dir die meisten aufsagen können. -> Informationen kann man sich besser merken, wenn diese Gruppiert sind (=> Neues mit bestehendem Wissen verknüpfen).

    Und noch eine Idee zu Webdesign-Experimenten: Gib den Schülern eine Seite voller Links (wirklich randvoll), nach dem 08/15-Portal-Muster und protokolliere mit, welche Seiten (dh. Links in welchem Bildschirmbereich) sie in einer überfüllten Seite zuerst anklicken.

    MfG

    Tom2

    PS: Ich warte gespannt auf deine Ergebnisse!

    1. Hallo,

      danke für deine Vorschläge.

      Sperr die Schüler die ganzen zwei Tage in eine dunkle Kammer mit einem PC, worauf sie sich die ganze Zeit eine Klicki-Bunti-Website ansehen müssen. Ich verspreche dir, die werden einmal die besten Webdesigner... *g*

      Glaube nicht, dass das bei der Schulleitung so gut ankommt ;-)

      Im Ernst: Experimente kenne ich keine. Du könntest jedoch verschiedene Websites mit dem _gleichen_ Inhalt erstellen, wobei gutes (Gute Farbkontraste, gute Navi, usw.) und schlechtes (Klicki-Bunti) Webdesign zum Einsatz kommt. Die Klasse teilst du in Gruppen auf, wobei jede Gruppe mit einem anderen Design den Inhalt lernen soll. Danach könntest du das Gelernte prüfen und die Resultate vergleichen.

      Gute Idee, also praktisch gute mit schlechten Lernmitteln vergleichen. Anschließend könnte man erarbeiten, was denn nun bei den Guten gut und bei den Schlechten schlecht ist.

      [...] Wähle ein etwas komplexeres Thema, dass sich gut graphisch darstellen lässt wie z.B. Fotosynthese, oder Vorgänge im synaptischen Spalt, je nach Schulstufe (Thema sollte jedoch noch nicht behandelt worden sein!).

      Fotosynthese ist "leider" Unterichtsstoff der 6. Klasse und wird von einigen Lehrern immer wieder bis zum ermüden wiederholt (was aber nicht heißen soll, dass die/wir Schüler sich/uns damit auskennen ;-)

      [...] Die Resultate werden IMHO nicht besonder repräsentativ sein, da die individuelle Lernfähigkeit jedes Schülers in kleinen Gruppen einen grossen Einfluss hat.

      Das ist klar: ich erwarte keine besonders repräsentativen Ergebnisse. Ich muss sogar damit rechnen, dass im GAU bei einer so kleinen Gruppe genau die Ergebnisse herauskommen könnten, die ich gerade nicht vermitteln möchte. Aber die Schüler wissen ja selbst auch, dass sie nicht die Weltbevölkerung oder der berühmte "Mann von der Straße" sind.

      [...] -> Informationen kann man sich besser merken, wenn diese Gruppiert sind (=> Neues mit bestehendem Wissen verknüpfen).

      Davon habe ich auch schon gelesen. Noch eindrucksvoller ist es bei Buchstaben:

      versuch dir folgende Buchstaben einzuprägen:

      S M U A Z N E M

      dann versuche, dir die Gleichen Buchstaben in dieser Ordnung einzuprägen:

      Z U S A M M E N

      Das erste Mal musst du dir 8 verschiedene Dinge merken (8 Chunks belegen), beim zweiten mal nur eines. Deshalb ist es im zweiten Fall um einiges leichter.
      Quelle: http://www.kommdesign.de/texte/gedaechtnisspanne.htm

      Und noch eine Idee zu Webdesign-Experimenten: Gib den Schülern eine Seite voller Links (wirklich randvoll), nach dem 08/15-Portal-Muster und protokolliere mit, welche Seiten (dh. Links in welchem Bildschirmbereich) sie in einer überfüllten Seite zuerst anklicken.

      Danke, das ist sicher interessant. Ich wette, dass es sehr stark auf die Reihenfolge der präsentierten Links ankommt. Vielleicht könnte ich die Schüler auch in zwei Gruppen teilen, bei denen die gleichen Links mit gleichen Formatierungen und Hervorhebungen, aber in unterschiedlicher Reihenfolge präsentiert werden. Sehr wahrscheinlich (so meine Theorie) werden die oberen Links öfter angeklickt, als die weiter unteren, besonders, wenn man sich nicht wirklich intensiv mit den angebotenen Themen beschäftigt.

      PS: Ich warte gespannt auf deine Ergebnisse!,

      Ich auch ;-)
      Falls etwas dabei herauskommt, werde ich es wahrscheinlich irgendwo veröffentlichen (wenn die "Versuchspersonen" damit einverstanden sind).

      Robert