AlexBausW: <--- Was ist das denn nun?

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Hallo,

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Ich finde, man sollte ruhig weg von der rein technischen Diskussion, hin zu einer Begriffsphaenomenologie. So sehe ich z.B. einen Spannungszusammenhang zwischen "Barrierefreiheit" und "Zumutbarkeit". Man kann Busse so bauen, dass sie eine ausfahrbare Rampe haben, ueber die Rollstuhlfahrer ohne fremde Hilfe in den Bus gelangen koennen. Zumutbar ist dabei allerdings, dass es sich um eine abschuessige Rampe entlang der Einstiegstreppe handelt, d.h. der Rollstuhlfahrer wird viel elektrische oder koerperliche Kraft benoetigen, um in den Bus zu gelangen. Und wenn jemand Probleme mit Webseiten hat, die mit CSS auf 11 Pixel Groesse Standardschrift festzementiert sind, dann besteht die Aufhebung der Barrieren, aber zugleich die Zumutung derzeit darin, sich einen anderen Browser als den meist verbreiteten Internet Explorer zu besorgen, naemlich einen, der echtes Zoomen zumindest von Text erlaubt (Gecko, Opera usw.), oder ein zoom-faehiges Betriebssystem.

So wie Du es verlangst, müsste der Rollstuhlfahrer sich die Rampe erst mal selbst bauen, bevor er den Bus besteigen darf.
Imho ist es nämlich nicht zumutbar, sich wegen "vorsätzlicher" Behinderung extra einen Browser herunterzuladen, von deren Existenz (geschweige denn auch noch deren individuellen Fähigkeiten) die wenigsten Normalos(urfer) etwas wissen dürften.
Die nötige Kraft, sich eine Rampe hinaufzuschieben, haben sich viele Rollstuhlfahrer bereits angeeignet. Manche sind erstaunlich wendig, sogar bei einzelnen Stufen. Sprich, einen Screenreader zu lizenzieren oder eine Braillezeile zu kaufen ist schon ein Kraftaufwand der dem Autor einer Webseite entgegen kommt. Nur wenn es dann auf der ganzen Seite nichts außer Dateinamen zu lesen gibt, weil der Autor keine sinnvoll gefüllten Alt-Attribute verwendet ist imho so, als würde der Busfahrer die Rampe (die eigentlich beinahe jeder Bus [im übertragenen Sinn] schon eingebaut hat) absichtlich oder wegen Unwissenheit nicht ausfahren.

[...]
Wer etwas fuer die Allgemeinheit anbietet, muss sich mit dem Fakt auseinander setzen, dass nicht alle Leute die gleichen Zugangsvoraussetzungen haben, schon allein aufgrund ihrer koerperlichen Konstitution nicht, aber auch was finanzielle Mittel oder Zeit betrifft. Andererseits aber: wer an einer koerperlichen Behinderung leidet, kann auch nicht erwarten, dass die Welt in jedem Fall auf seine speziellen Beduerfnisse zugeschnitten sein kann, sondern dass der "Zuschnitt" sich in der Regel an der Konstitution der breiten Mehrheit orientiert.

Ich denke kaum ein Behinderter erwartet, daß sich die ganze Welt um ihn dreht. Die meisten werden schon froh sein, wenn ihnen nicht unnötige Knüppel zwischen die Beine geworfen werden.
Vielleicht sollten wir mal die Welt mehr aus der Sicht der Betroffenen sehen. Hier in Wetzlar gibt es eine Zivildienstschule, deren "Azubis" regelmäßig in kleinen Grüppchen mit dem Rollstuhl oder mit Augenbinde und Blindenstock, durch die Stadt fahren bzw. gehen, um eben die alltäglichen Behinderungen mit denen Behinderte zu kämpfen haben kennen zu lernen.

Mir waere es lieb, wenn "Barrierefreiheit" mal aus dem Kontext des moralischen Zeigefingers herausgenommen wird und stattdessen mehr ueber dieses "gegenseitige Entgegenkommen" geredet wird.

Zum ersten Teil 100% ACK. Wer mit Moral, oder gar Gut und Böse Argumentiert lässt den Sinn von Barrierefreiheit in einem Licht erscheinen, daß mehr Schatten wirft, als es Dunkle Geister erhellt. Beim zweiten Teil sehe ich aber im Moment mehr Handlungsbedarf auf der Seite der Seitenentwickler, ohne das ich der Meinung bin, sie müssten für jeden vermurksten HTTP-(oder auch nichtHTTP ;)-Client den Kopf hinhalten. Manches wünschenswerte geht eben im Moment nicht. Die Diskussion darüber muss aber trotzdem geführt werden, weil nur so sich etwas bewegt. Über die Bewegungsrichtung muss man sich halt noch einig werden. :)

Gruß Alex

--
http://www.google.de/search?hl=de&safe=off&q=Rechtschreibung+Standart
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<--- Was ist das denn nun?

Armin G.
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      Barriere, elitaer, cool oder ueberfluessig ;-)

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