molily: <--- Was ist das denn nun?

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Hallo Armin,

Barrierefreiheit bedeutet imho einfach nur, dass _jeder_ denkbare Besucher einer Seite mit ihrem Inhalt etwas anfangen kann. Sicher ist es unmöglich, dass jeder das gleich geboten bekommt (das ist ja bei verschiedenen Browsern schon unterschiedlich), aber jedem sollte die Möglichkeit gegeben werden, unabhängig von seinen physischen und/oder geistigen Fähigkeiten den Inhalt einer Website erfassen zu können.

Tja, und da faengt fuer mich das Problem und der Widerspruch an. Solch eine Seite muss ein Wunderding sein. Nehmen wir an wir haben vier Besucher: (...) Ich halte es fuer praktisch unmoeglich eine Site zu erstellen die alle diese Anforderungen erfuellen kann.

In letzter Konsequenz ist es auch ohne Frage nicht vereinbar.

Dieses Problem kann man auch unabhängig vom Thema »Barrierefreiheit« diskutieren. Die Deutungsschemata des Zugänglichkeitprozesses lassen sich aber tatsächlich anwenden.
In deinen Beispielen ist eher nicht das Problem, dass dieselben Inhalte in verschiedenen Formen vermittelt werden müssen, sondern dass teilweise komplett andere inhaltliche und thematische Schwerpunkte gesetzt werden müssen. Das hat abstrahiert nicht unbedingt etwas mit körperlichen, kognitiven und anderen für die Zugänglichkeitsproblematik in erster Linie typischen Einschränkungen zu tun, sondern mit unterschiedlichen Zielgruppen, die andere Anforderungen an die Seite stellen, unterschiedliches Vorwissen mitbringen und dennoch alle die gewünschte Information dem individuell eigenen Lerntyp angemessen vorfinden wollen.
Ein Vergleichsbeispiel wäre, dass eine Seite sowohl für Erwachsene als auch für Kinder Interessantes bieten soll. Diese grundverschiedenen Erwartungen kann tatsächlich keine Seite vereinheitlichend erfüllen, da jede grundlegende Überlegung über den Aufbau der Seite, folglich die gesamte Herangehensweise, für nur eine Teilgruppe hinreichend passend sein kann. Wahrscheinlich ist es die größte Herausforderung an eine Seite, auch solche Differenzen als Barrieren zu begreifen und zu minimieren.

Nun nehmen wir an die Site soll eine Uebersicht ueber Pferde und Reitsport geben. Nichts grosses, nur 3-4 Seiten, so in der Groessenordnung.

In dem Fall wäre das Naheliegendste, dass unterschiedliche, jeweils querverlinkte oder verwobene Parallelversionen und/oder Sektionen angeboten werden, um alle Beispielbesucher zufriedenzustellen.
Ein kurzer, leicht verständlicher im Hinblick auf die Zielgruppen vielseitiger Einleitungstext, eventuell stichpunktartig und durch Bilder illustriert, könnte die wichtigen groben Informationen vermitteln und auf den Punkt bringen. Darauf aufbauend können verschiedenartig aufgebaute weitere Inhalte angeboten werden - mag der Besucher lieber Tiefgründigeres lesen oder multimediell aufgewertete Texte anschauen?

Fuer den Leseschwachen duerfte die Seite praktisch nur aus Bildern bestehen.

Dafür wäre eine Bildergalerie mit beschreibenden Texten, welche beispielsweise chronologisch den Ablauf eines Turniers zeigt, ideal. Diejenigen, die die Texte anöden, nehmen nur die Überschrift, das Bild und den allgemein gehaltenen jeweils hervorgehobenen Absatz des darunterstehenden Textes wahr (»scannen«) und lassen die epischen Erklärungen links liegen, während die Anderen den zusätzlichen Text lesen und von den Details erfahren.

Ein Pfeil der anzeigt wo es vor- bzw rueckwaerts geht.

Siehe oben, eine solche Tour fände ich in jedem Fall passend.

Fuer den hochintelligenten muesste die Seite intellektuell herausfordernd sein, vielleicht Fragen nach dem Sinn des Reitsports stellen und komplex zum Denken anregen. Die Sprache sollte komplex und herausfordernd sein, vielleicht ein bisschen hintergruendig und mit nachdenklichem Witz.

Das wäre tatsächlich schwer, mir fällt nur ein, einen Text zur Verfügung zu stellen, welcher ebenfalls mehrgleisig fährt und einen beliebig wählbaren schrittweisen Einstieg bietet. Schnell und einfach könnten beispielsweise die Kernpunkte aufgenommen werden, während die vertiefenden, anspruchsvollen und eventuell trockenen Hintergründe in sichtbar separierten Absätzen behandelt werden.
Wenn es beispielsweise darum geht, die Faszination am Reitsport zu vermitteln, indem die Ästhetik und Anmut der Pferde geschildert wird, wären mehrere parallel einsetzbare Konzepte und Wege denkbar.
Generell sehe ich kein Problem damit, einen Text anzubieten, welcher vom Anspruch nur für einen speziellen Teil der Besucher »optimiert« (teilweise Rehabilitierung des Begriffs ;)) ist, solange diese Eintönigkeit nicht zur Regel wird und andere Teilgruppen insgesamt nicht zu kurz kommen.

Fuer den "ungebildeten" Menschen muesste die Seite recht einfach gestrickt sein. Einfach nur ein paar Fakten, vielleicht mit ein paar Bildern zur Erlaeuterung. Keinerlei Fremdworte oder komplizierte Woerter, die versteht er nicht. Die Saetze muessen einfach, kurz und knapp sein. Direkt und zur Sache.

Zwar lässt sich alles schwer unter einen Hut bringen, aber zumindest lassen sich manche Hürden wie Fremdwörter entschärfen, indem sie der »graceful degradation« folgend durch anschauliche Erklärungen nachträglich anstatt präventiv so gut wie möglich zugänglich gemacht werden.

Grüße,
Mathias

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»In Anbetracht des extrem schädlichen Einflusses, der von diesem Forum ausgeht, wär's natürlich besser, es so weit zu bringen, dass es in sich kollabiert.«<img src="http://w0.extreme-dm.com/0.gif?tag=saftnase&j=n" border="0" alt="">
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<--- Was ist das denn nun?

Armin G.
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      Barriere, elitaer, cool oder ueberfluessig ;-)

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