molily: Petition

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Hallo, Götz,

Der Mensch ist von Natur aus die Krone der Schöpfung, und das befähigt ihn, über alle weniger entwickelten Wesen zu entscheiden wie über die Erde im Allgemeinen (steht ja auch in der Bibel), es ist also natürlich, dass er sich Tiere als Nutztiere hält und über sie nach Belieben verfügt, [...]

Ja, in der Bibel steht, daß der Mensch über die Tiere herrschen soll. Doch da steht auch etwas von "bewahren" (jetzt kannst du zwar sagen, daß sich das bewahren nur auf den Garten bezieht, aber ich dene, daß man dies problemlos auf die ganze Schöpfung, also auch die Tiere, beziehen kann).
Die Bibel fordert nicht zum Tierquälen auf, also kannst du damit auch keine Tierquälerei bzw. sinnloses Tiertöten begründen.

Was ich damit innerhalb der fiktiven Argumentation beispielhaft begründet habe, ist die alltägliche Praxis der Nutztierhaltung, nicht mehr und nicht weniger. Tiere werden als Gegenstände behandelt, sie werden ihren natürlichen (deiner Argumentation von Gott geschaffenen) Gewohnheiten und Bedürfnissen zum Trotz eingepfercht, maximal industriell ausgebeutet und als Waren verwertet. Vom Tierrechtsstandpunkt aus (ich bin übrigens kein Tierrechtler) gibt es kein »sinnvolles« Tiertöten und keine »nötige« Tierquälerei. Selbst von der massenhaften Tötung abgesehen ist das geschilderte Ausbeuten zwangsläufig mit Erniedrigung, Qual und Leid verbunden (und hängt sowieso untrennbar mit dem Töten zusammen).
Ich wollte der Bibel nicht unterstellen, dass sie über das (konstruierte) Mindestmaß hinaus Gewalt und Willkür gegenüber Tieren gutheißt. Aber im Allgemeinen erklärt die Bibel bzw. der Gott der Bibel das Beschriebene für rechtens, es ist ja auch »ganz normal« und gesellschaftlicher Konsens, nur liefert u.a. sie das argumentative Fundament dazu (nicht direkt, die Gesellschaft ist insgesamt dadurch geprägt), indem sie das »Nutzen« von Tieren mit den unvermeidlichen Konsequenzen als gottgewollt und somit als unverrückbar hinstellt. Was Bewahrung der Schöpfung Gottes in Zeiten von sowieso durch und durch künstlichen Züchtungen zu einem vom Menschen vorherbestimmten Lebenszweck ist (»Fleischmaschine« usw.), ist mir unverständlich. Das traf vielleicht für Adam und Evas Subsidienzwirtschaft zu, aber nicht für die rationalisierte Massenproduktion des 20. Jahrhunderts der westlichen Industriestaaten, in der der »Verbraucher« die Tiere nur eingetütet und mundgerecht zu Gesicht bekommt - da gibt es kein idyllisches Mensch-Tier- bzw. Mensch-Natur-Verhältnis, wie es die Bibel als Ideal skizziert und als Anfangssituation hinstellt bzw. dem Mensch sogar als Auftrag gibt.

Grüße,
Mathias