Sven Rautenberg: wie hoste ich selber meine domain?

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Moin!

Was muss ich machen um sowas zu betreiben? Die Hardware wäre meiner Idee nach bisher folgende:

Die Hardware ist zweitrangig. Die spannende Frage ist, wie das Internet weiß, dass es deinen Server befragen muß. Wie schnell der dann antwortet, kommt erst im zweiten Schritt.

Wie läuft das ab? Ich registriere die Domain selber beim Denic?

Nein. Das würde wahnsinnig teuer - sofern es denn überhaupt ginge. Denic-Domains sind dann billig, wenn du sie bei einem Massenhoster registrierst. Die kriegen Mengenrabatt, pro Stück und Jahr dürften kaum mehr als 1 bis 2 Euro Gebühren anfallen. Wenn du direkt registrierst, rechne lieber mit 100 Euro. Wie es genau geht, sollte auf den Denic-Seiten stehen.

Oder schreibe sie um?

Wenn du schon eine registrierte Domain hast, hast du bessere Ansatzpunkte. Dann fehlt im Prinzip nur noch der Eintrag, welcher Server angesprochen werden soll.

Denic hat in der Datenbank gespeichert, welcher Nameserver für deine Domain zuständig ist. Dieser Nameserver kommt derzeit von deinem Provider, der die Domain für dich registriert hat. Und er gibt die Information weiter, dass der Providerserver zu kontakten ist, wenn www.deinedomain.de aufgerufen wird.

Ansatzpunkte:

Der Providernameserver kann auch jede beliebige andere IP-Adresse herausgeben. Sinnvollerweise diejenige, welche dein neuer Server hat. Der muß dann nur noch korrekt konfiguriert sein, um darauf zu antworten. Problem: Der Provider muß diesen Eintrag ändern. Bei Massenhostern, wo sowas nicht zum Angebot gehört, nahezu unmöglich.

Außerdem kannst du bei Denic den Nameserver ändern lassen, so dass dein eigener Nameserver gefragt wird - mußt aber gleichzeitig den Nameserver beim Provider abschalten lassen, denn sonst behaupten beide, die einzig wahre Information zu kennen, aber verbreiten unterschiedliche Informationen. Die Denic fordert außerdem, dass du zwei verschiedene Nameserver in unterschiedlichen Netzen hast, die von außen erreichbar sind. Es reicht also nicht, einfach _einen_ eigenen Nameserver aufzusetzen, sondern du mußt dir einen "secondary nameserver" von irgendwo hinzumieten. Es gibt Anbieter, die sich auf sowas spezialisiert haben, beispielsweise DynDNS. Kostet zwar eine Kleinigkeit, könnte sich aber dennoch lohnen.

Dann hab ich eine Standleitung und somit eine eigene IP.

Die Logik-Verbindung zum vorhergehenden Satz ist mir nicht ganz klar. Du hast nicht deshalb eine Standleitung mit eigener IP, weil du die Domain umgeschrieben hast.

Muss ich dann per bind etc. einen eigenen DNS auf der Maschine laufen haben?

Du mußt nicht.

Wobei mich die Kostenfrage und Erfahrungen mit solchen Projekten schon interessieren. Gibt es Standleitungen auf Flatratebasis? Wenn ich zu viel Traffic erzeuge, was passiert dann?  Kann man sowas auch per dynamischer IP machen? Wobei meine Domain wirklich z.B. immer www.spellbound.de  sein muss.

Man kann es auch mit dynamischer IP machen. Es gibt genug Anbieter, die dynamische Nameservices anbieten. Die unterscheiden sich von klassischen Nameservern eigentlich nur dadurch, dass man "irgendwie" (also z.B. per Webinterface oder per entsprechendem Tool) dem Anbieter immer seine aktuelle IP mitteilt, und der Anbieter diese dann dem gewünschten Namen zuordnet. Die DNS-Einträge haben eine verhältnismäßig kurze Lebensdauer (von z.B. 15 Minuten), d.h. Änderungen an der IP werden relativ schnell im DNS-System bekannt. Ein DNS-Server darf den Eintrag nämlich nur solange cachen, wie seine Lebensdauer läuft. Statische IP-Einträge halten typischerweise mehrere Stunden lang - dadurch wird das System entlastet, weil nicht ständig nachgefragt werden muß, ob die Information noch aktuell ist.

Theoretisch kannst du deine registrierte Domain auch dynamisch füttern. Praktisch scheitert es erstmal daran, dass die Anbieter dieser dynamischen Services nur Subdomains ihrer registrierten Second-Level-Domains anbieten, beispielsweise irgendwas.dyndns.org, und nicht www.irgendwas.org.

Mit Geld kann man natürlich alles regeln.

Ein wichtiger Punkt ist natürlich auch die Anbindung ans Internet. Du wirst bezahlbar sicher nur irgendeine DSL-Leitung kriegen. Damit hast du dann allerhöchstens 8 MBit SDSL, eher weniger. Das ist keine riesige Anbindung, es könnte die Besucher schon auf eine harte Probe stellen, wenn hoher Andrang herrscht.

Würdest du als Alternative hingegen irgendwo einen kompletten Server mieten, ist das mit Sicherheit günstiger, als die Standleitung, und mit Sicherheit ist es auch schneller, weil Webhosting-Provider tendenziell eher mit dicken Leitungen ans Web angeschlossen sind - die du natürlich auch nutzt.

Wenn deine einzige Sorge ist, dass jemand deine Software in die Finger kriegt, ist das eigentlich die bessere Lösung. Auf deinen persönlichen Server kommt auch dann niemand (außer dem Provideradmin vielleicht) drauf, wenn er extern gehostet wird.

- Sven Rautenberg

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