Hallo Molily,
wie du jetzt vom Doctype zur Usability gekommen bist, ist mir nicht ganz klar geworden. Trotzdem freut es mich, dass es offensichtlich doch noch Leute gibt, die ähnliche Prioritäten setzen wie ich.
Kann eine Seite dem Benutzer eine gewisse Nähe antrainieren, sodass er die Möglichkeiten ergreift, seine Meinung zu sagen, was ist eine erfolgreiche Motivation dazu?
Eine Motivation könnte ich dafür nicht sagen. Viele Unternehmen versuchen, ihre Kundenumfragen durch Gewinnspiele attraktiver zu gestalten, aber ich fürchte, dass sich dadurch kaum relevante Verbesserungsvorschläge "erkaufen" lassen. Man müsste also auf die (wenn auch geringen) bereits vorhandenen Motivationen aufbauen (Besserwisserei, Kommunikationsdrang, Hoffnung auf späteren Nutzen,...). Damit diese wohl eher geringen Motivationen auch zum Handeln (Feedback geben) führen, sehe ich die einzige Möglichkeit darin, die Hürde zum Handeln möglichst gering zu halten, soll heißen den Besuchern eine möglichst einfache Möglichkeit zu geben, ihre Meinung kundzutun. Ein Feedbackformular auszufüllen, dass sich direkt in der Seite befindet, mit der man ein Problem hat, erfordert eben weniger Aufwand, als eine E-Mail-Adresse in der Kopf- oder Fußzeile zu suchen und eine Feedback-E-Mail mit Begrüßung, höflicher Anrede und Grußformel aufzusetzen. Deswegen wird ein (möglichst einfach gestaltetes) Feedbackformular wohl auch zu mehr Feedback führen.
Einige Websites ermöglichen auch auf jeder Informationsseite das Entwickeln einer Diskussion zum auf dieser Seite behandelten Thema. Das ist für größere Projekte sicher von Vorteil, weil hier der Webmaster dadurch entlastet wird, dass er nicht selbst auf alle Fragen antworten muss sondern andere Besucher der Webseite diese Aufgabe für ihn übernehmen können. Außerdem erzeugt das eine neue Motivation: den Kommunikationsdrang, da man sich ja mit "realen Menschen" unterhalten kann.
[...] Denn sofern eine Gewohnheit eintritt, werden jedem Leser unweigerlich Unterschiede in der Bedienbarkeit auffallen, welche er artikulieren könnte. Resultiert daraus eher eine Verweigerungshaltung, sodass der Besucher sich abwendet, oder der Drang, seinem Ärger und seinen Wünschen Luft zu machen?
Das wird wohl vom Besucher abhängen aber eben auch von dem Aufwand, der mit dem "Luft machen der Wünsche" verbunden ist. Wenn man durch die Eingabe eines Stichwortes in einem Textfeld und dem Klick auf einen Button sein Nachricht mitteilen kann, werden das sicherlich auch mehr Leute machen.
Wie nah am Besucher kann und sollte eine Seite aufgebaut sein, sodass dieses Konzept der »Konsumentenbeteiligung« und Einbeziehung der Fragen und Ergänzungen des Benutzers aufgeht,
Das kommt in erster Linie auf den Charakter des Webprojekts an. Die Homepage eines Bäckerladens, auf der man die Öffnungszeiten und Brotsorten nachschauen kann, muss sicher nicht mit einem Diskussionsforum gekoppelt sein. Ein Projekt, das Fachwissen vermittelt und als regelmäßiger Treffpunkt von qualivizierten Leuten dient, kann ein Forum schon eher vertragen - das Beispiel haben wir ja gerade vor der Nase.
Ich würde gerne einmal ein System entwickeln, das den Besuchern ein kontrolliertes "Editieren" von vorhandenen Seiten eines Webprojekts ermöglicht. Dabei müsste jede Seite - oder besser: jeder Knotenpunkt -, der Informationen vermittelt, mit einem eigenständigen Forum verbunden sein. So ähnlich wie beim Heise-Newsticker zum Beispiel. Durch eifrige Besucher, die Fehler, Ergänzungen oder Fragen zu einem Thema bekanntgeben, wächst somit der Informationsbestand der einzelnen Seiten ständig an. Das Problem ist, dass solche Diskussionen schwer zu durchsuchen sind, weil sie meist eine komplizierte Struktur aufweisen, in die man sich zuerst einmal einlesen muss. Das könnte man dadurch erleichtern, dass man den Diskutierenden die Möglichkeit gibt, die Struktur der Diskussion aufzuzeichnen. Zu jedem Posting könnte man den Typ dieses Beitrags angeben (z.B. eine Auswahl aus Frage, Nachfrage, Antwort, Zustimmung, Ablehnung, Korrektur, Bedanken, OT; also nicht der Themenbereich, sondern die Funktion, die das Posting innerhalb der Diskussion hat). Außerdem müssten wichtige oder häufig gestellte Fragen mit deren Antworten durch Abstimmungen in eine FAQ aufgenommen werden können. Auch diese FAQ muss natürlich gut sortiert sein und die passenden Frage-Antwort-Paare sollten direkt bei den betreffenden Passagen der Informationsseiten eingebunden werden. Es muss aber IMHO noch zu erkennen sein, welche Informationsabschnitte "ürsprünglich" auf der Seite waren, und was erst später durch Diskussionen über den entsprechenden Abschnitt dazugekommen ist.
und welchen Mitteln kann sich ein Autor bedienen - leserorientiertes Schreiben,
Das betrifft die Kommunikation in der Richtung vom Autor zum Leser. Oder meinst du damit einen offenen Schreibstil, um Hemmungen beim Geben von Feedback zu vermeiden?
Insgesamt ein sehr interessantes Thema.
ebenfalls Grüße,
Robert
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