Sven Rautenberg: Warum ist ebay so beliebt?

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Moin!

Ich frage mich, warum eBay so beliebt ist.

Weil es jeder kennt und deshalb alle da hinrennen. Das macht das Angebot sehr breit und tief, was für Käufer durchaus vorteilhaft ist.

Bei eBay wird massiv beschissen, anscheinend wird wenig dagegen getan. Die Auktionen enden immer zu einem bestimmten Zeitpunkt, weswegen s.g. "Sniper-Programme" zum Einsatz kommen, um im letzten Moment die anderen zu ueberbieten.

Wird tatsächlich massiv beschissen? Wer bescheißt? Und wie tut er es? Und was bedeutet "massiv" in diesem Zusammenhang? Welcher Anteil von Auktionen an der Gesamtzahl, in denen beschissen wird, wäre als "massiv" kennzeichnungswürdig?

Und welche Mittel gäb es, dagegen etwas zu tun? Was würdes du vorschlagen? Hängt das nicht auch stark von der Art des Beschisses ab? Und bringt es überhaupt etwas?

Und was die Sniper-Programme angeht: Die können nicht besser sein als ein Mensch. Wer sinnvolle Gebote abgibt, wird bei einer Auktion einmal bieten und sein persönliches Höchstgebot abgeben. Und da ist es dann egal, zu welchem Zeitpunkt er es tut - wenn der Preis höhergeht, als er bieten wollte, ist das eben so. Das nächste Angebot kommt bestimmt. Und wenn jemand einen Artikel unbedingt haben will, muß er eben höher bieten.

Bis hierhin also lauter diffuse Anschuldigungen, die in dieser Form absolut nichts wert sind.

Bei Atrada werden hingegen die Auktionen bei einem Gebot automatisch um 10 Minuten verlaengert. Es kann dem Verkaeufer also nicht dadurch Geld verloren gehen, dass alle im letzten Moment versuchen, bei relativ niedrigem Gebot ihre Sniper-Programme zur Anwendung zu bringen. Ausserdem scheint Atrada relativ bemueht zu sein, Betrueger zu bannen.

Wenn der Verkäufer einen Mindesterlös aus dem Verkauf erzielen will, steht es ihm bei jeder Auktionsplattform frei, einen entsprechenden Mindestpreis festzusetzen. Es kann ja kaum Aufgabe des Anbieters oder der Bieter sein, den Verkäufer mit einem befriedigenden Preis zu versorgen. Wenn jemand mindestens 50 Euro für einen Artikel haben will, soll er den Mindestpreis entsprechend gestalten.

Und was Sniper-Programme angeht: Mir sind die bei EBay nicht besonders ins Auge gefallen. Es gibt immer Auktionen, in denen kurz vor Ende noch schnell geboten wird (was ja auch wunderbar ins Auge gehen kann, wenn man den bis dahin Höchstbietenden nicht überbietet), ebenso wie Auktionen, die sang- und klanglos mit einem mehrere Stunden alten Gebot enden - oder vollkommen ohne Gebot.

Dennoch reden immer alle von eBay... liegt das daran, dass sich die meisten Leute eher als Kaeufer als als Verkaeufer fuehlen? Andererseits muessen natuerlich auch die Kaeufer bei eBay irgendwie auf ihre Kosten kommen, sonst wuerden da nicht so viele Leute verkaufen.

Aus Käufersicht (und nur die kann ich derzeit einnehmen) kann man bei EBay ein reichhaltiges Angebot vorfinden. Andere Anbieter habe ich daraufhin nicht getestet. Und wenn man sich einigermaßen informiert, kauft man dort durchaus zu Schnäppchenpreisen, zumindest aber günstig. Ich kann in diesem Zusammenhang gewisse "Auktions-Rallyes" kurz vor Ende nicht nachvollziehen, in denen sich zwei oder mehr Interessenten gegenseitig in Preisregionen hochbieten, die jenseits von Gut und Böse liegen.

Insofern ist Freud und Leid auf beiden Seiten gut und gleich verteilt: Käufer machen Schnäppchen und Verkäufer erzielen Traumpreise.

Vielleicht kann sich Atrada einfach nicht so viel Werbung leisten wie eBay, oder es kann einfach nur einen geben, obwohl das Verkaufssystem von Atrada IMHO prinzipiell wesentlich besser ist - es gibt auch hollaendische Auktionen, wo der Preis immer faellt, bis jemand zuschlaegt - sehr coole Sache fuer verderbliche Dinge, die man loswerden muss.

Es gibt sicherlich noch ganz viele andere Anbieter, die mal aktiv waren und es vielleicht immer noch sind. Mir fallen spontan Ricardo und QNX (oder so ähnlich) ein. Aber hat man von denen aktuell was gehört? Hört man sonst von irgendwem mal was? Keine Ahnung.

Die Frage ist: Bringt es einem Käufer etwas, auch auf anderen Auktionsmärkten nach Schnäppchen zu suchen? Die Antwort dürfte zu "JA" tendieren: Kleinere Plattform bedeutet weniger potentielle Interessenten für einen Artikel und somit tendentiell günstigere Preise. Aus dem gleichen Grund dürfte es Verkäufer eher zu großen Plattformen ziehen. Allerdings reicht es bei allen Größen der Community aus, wenn eine relativ kleine Gruppe von mindestens zwei Interessenten einen Artikel wollen - der Käufer wird in jedem Fall mehr als das niedrigste Höchstgebot der Interessenten kassieren. Und wenn das ausreichend hoch ist, macht er ein Geschäft.

- Sven Rautenberg

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