Sven Rautenberg: auflösung/cm eines screenshots?

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Moin!

Ich muss ein paar prospekte erstellen, in die auch screenshots von websiten o.ä. gedruckt werden. leider hab ich damit nicht sehr viel erfahrung, aber die 72px dürften für einen hochwertigen druck wohl kaum ausreichen. oder täusche ich mich da?

Falsch gedacht!

Punkt 1 ist: Auf dem Bildschirm gibt es nur Pixel. Diese Pixel sind undefiniert groß (die Größe ergibt sich aus der Größe des Bildschirms. Ja, man kann bei Präsentationen auch Beamer benutzen. Da ist ein Pixel dann ungefähr 1x1 cm groß, was grob geschätzt 2,5 dpi wären).

Mit anderen Worten: Du kriegst bei einem Screenshot nur diese Pixel eingesammelt, aber keinesfalls mehr. Denn zwischen den Pixeln befindet sich nichts.

Wenn du dann einen Screenshot ausdrucken willst, mußt du ihm eine Größe geben - und zwar in realen Maßeinheiten, also beispielsweise Zentimetern. Erst dadurch definierst du sozusagen die dpi-Zahl.

Jetzt hat es sich für die Druckwiedergabe eingebürgert, dass man eine gewisse DPI-Zahl haben will, damit das Ergebnis gut aussieht. Diese DPI-Zahl bezieht sich aber immer auf Originalcontent, also z.B. Bilder. Bei Bildern (chemische Fotos) hat man die Wahl, wieviel DPI sie haben sollen, wenn man sie einscannt. Man kann da 72 dpi verwenden, oder 6000 dpi, oder jeden Wert dazwischen. Als Ergebnis erhält man dabei wieder eine Sammlung von Pixeln. Die DPI-Zahl in Verbindung mit diesen Pixeln sorgt beim erneuten Ausdruck dafür, dass das Ergebnis _genauso groß_ ist, wie das eingescannte Original.

Wenn man die Bilder aber vergrößern oder verkleinern will, ist die DPI-Zahl des Scanvorgangs absolut irrelevant. Man kann zum Verkleinern die DPI-Zahl einfach erhöhen, ohne irgendwas am Bildmaterial zu ändern (also Pixel wegzurechnen), und man kann zum Vergrößern einfach die DPI-Zahl verringern, ohne durch Interpolation Pixel hinzurechnen zu müssen. Der Ausdruck wird einfach dadurch kleiner oder größer, dass die vorhandenen Pixel dichter oder weiter voneinander gesetzt werden.

Wobei ein Pixel üblicherweise eine quadratische Fläche ist, die vollflächig mit der Pixelfarbe bzw. einem Gemisch von Grundfarben ausgefüllt wird.

Nun zurück zu deinem Screenshot. Der hat eine gewisse Pixelzahl. Und er soll in einer gewissen Größe im Katalog erscheinen. Mit anderen Worten: Aus diesen beiden Tatsachen ergibt sich, dass ein Pixel eine gewisse Ausdehnung in Zentimetern erhält. Diese Ausdehnung wird der Betrachter wahrscheinlich als "pixelig" wahrnehmen, weil die Pixel des Screenshots relativ groß sind im Vergleich zu den Pixeln von hochauflösenden Fotos. Das Verhindern dieser Pixeligkeit ist der Grund für die Forderung, Material in einer gewissen DPI-Zahl anzuliefern. Beim Screenshot hingegen ist die Pixeligkeit absolut kein Problem. Denn auf dem Bildschirm ist die Darstellung genauso pixelig. Da meist aber senkrechte Linien dargestellt werden, fällt das weder auf dem Bildschirm, noch im Druck wirklich doll auf. Und ansonsten: Der Betrachter von Bildschirmen ist diese Pixeligkeit gewohnt. Es sieht aber extrem ungewohnt aus, wenn ein Screenshot nachträglich manuell nachbearbeitet wurde. Häufig werden zur Steigerung der Lesbarkeit beispielsweise alle Schriften nochmal mit einem Vektorfont "überklebt" - ein Effekt, der auf dem Bildschirm nie zu sehen war.

Noch was zu den Fotos: Wie oben erwähnt, kann man Fotos durch Ändern der DPI-Zahl verkleinern und vergrößern. Es ist deshalb beispielsweise kein Problem, ein A4-Bild mit nur 72 dpi einzuscannen und die DPI-Zahl dann auf 300 dpi hochzusetzen. Dieses Bild kann man wunderbar als 300dpi-Bild für den Druck verwenden. Allerdings wird das Bild beim Ausdruck erheblich kleiner sein - allerdings ist auch die Dateigröße erheblich kleiner und spart so Speicherplatz im RAM und auf Festplatte.

Und wenn Bilder gedruckt werden sollen, dann müssen die auch keinesfalls mit 150 oder 300 dpi gescannt werden. Es ist für ein optimales Druckergebnis nur wichtig, dass sie im _Ausdruck_ mit nicht weniger als dieser DPI-Zahl ausgedruckt werden. Man kann ein A4-Foto wunderbar mit 300 dpi scannen, sich dann für einen kleinen Ausschnitt entscheiden und diesen dann wieder auf A4 ausdrucken. Das Foto wird hierbei garantiert pixelig bis total unansehnlich aussehen. Schon wenn man nur das halbe Foto verwendet, sinkt die dpi-Zahl im Ausdruck auf 150 dpi.

Ich hoffe, du verstehst jetzt, dass die DPI-Angabe im Prinzip irrelevant ist. Sie ist die Angabe, die dem Drucker (also dem Gerät, nicht der Person) sagt: Wenn du einen Pixel kriegst, druck den jetzt mal soundsoviel Millimeter groß aus. Diese Größenanweisung ist problemlos änderbar.

- Sven Rautenberg

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