Gunnar Bittersmann: Logische vs. semantische Auszeichnung

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"mit HTML den Inhalt eines Dokuments semantisch auszeichnen".
Wer fordert denn das?

Na eben niemand. Weil HTML eben nicht semntisch auszeichnet. Sag ich doch die ganze Zeit.

<div class="headerText">Firmenname</div>

Aber auch mit <h1>Firmenname</h1> sagst du nichts darüber, dass in der Überschrift ein Firmenname steht. Das interpretierst du (u.a. Menschen) nur so.

Und ich bin _immer noch_ der Meinung, dass das obige HTML durch die entsprechenden korrekten HTML-Elemente an Bedeutung gewinnen würde, also mehr Bedeutung hätte, als die DIV-Suppe da oben.

Der Meinung bist du; ein Webagent nicht. Für den ist
  <div>A<br>B<br>C</div>
genauso bedeutungsleer wie
  <ul>
    <li>A</li>
    <li>B</li>
    <li>C</li>
  </ul>
weil er nicht weiß, was A, B und C _bedeuten_. (Er weiß vielleicht, was ul und li bedeuten, aber das ist was ganz anderes. Mir geht ja gerade um die Semantik des Inhaltes.)

Ist die Liste A, B, C eine Aufzählung gleichartiger Objekte (rotes T-Shirt, grünes T-Shirt, blaues T-Shirt) oder verschiedener Eigenschaften eines Objekts (Farbe rot, Größe XL, Zustand schmutzig)?

Ein Browser muss das nicht wissen; er soll die Liste ja nur darstellen, nicht interpretieren. Das tut der Mensch, und dann bekommen A, B und C wieder ihre Bedeutung, auch ohne semantische Auszeichnung. Aufgrund menschlicher Intelligenz und Konventionen ist sie für Sender und Empfänger (im Idealfall) die gleiche.

Ist der Empfänger aber kein Mensch, sondern eine Maschine (Webagent), muss die Bedeutung mitgeteilt werden -- durch semantische Auszeichnung. Das kann -- und soll -- HTML nicht leisten.

Gunnar

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"(Der Student) kann sich so völlig dem hingeben, was er naiv für die Computerwissenschaft hält, also der bloßen Verfeinerung seiner Programmiertechniken, daß er sich auf diese Weise effektiv daran hindert, etwas wirklich Wesentliches zu studieren."
(Joseph Weizenbaum in "Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft")