Hallo Gunnar,
Der Meinung bist du; ein Webagent nicht. Für den ist
<div>A<br>B<br>C</div>
genauso bedeutungsleer wie
<ul>
<li>A</li>
<li>B</li>
<li>C</li>
</ul>
weil er nicht weiß, was A, B und C _bedeuten_. (Er weiß vielleicht, was ul und li bedeuten, aber das ist was ganz anderes. Mir geht ja gerade um die Semantik des Inhaltes.)
nein. Der Webagent kann schon etwas mehr "wissen", z.B. wie du selbst schreibst:
Ist die Liste A, B, C eine Aufzählung gleichartiger Objekte (rotes T-Shirt, grünes T-Shirt, blaues T-Shirt) oder verschiedener Eigenschaften eines Objekts (Farbe rot, Größe XL, Zustand schmutzig)?
Damit ist der Webagent schon besser informiert als bei <div>A<br>B<br>C</div>.
Ein Browser muss das nicht wissen; er soll die Liste ja nur darstellen, nicht interpretieren. Das tut der Mensch, und dann bekommen A, B und C wieder ihre Bedeutung, auch ohne semantische Auszeichnung. Aufgrund menschlicher Intelligenz und Konventionen ist sie für Sender und Empfänger (im Idealfall) die gleiche.
Die "semantische Auszeichnung" macht die Beziehungen eben unabhängiger von Konventionen.
Ist der Empfänger aber kein Mensch, sondern eine Maschine (Webagent), muss die Bedeutung mitgeteilt werden -- durch semantische Auszeichnung. Das kann -- und soll -- HTML nicht leisten.
Zunächst mal sind "ist nicht dafür gedacht" oder "kann -- und soll -- nicht leisten" schwache Argumente. Ein Automobil ist nicht dafür gedacht schneller als Pferdewagen zu fahren, das kann -- und soll -- die Motorisierung nicht leisten.
Warum soll es heute keine Suchmaschinen oder Lesesoftware geben? Etwa weil eine andere Vorgehensweise bei HTML als die von Auszeichnungsschaltern mit <b>, also eher Objektorientiert und ggf. semantisch unterstützend <strong> usw., womöglich in einem Artikel über Sematic Web nicht genannt ist?
Wenn du aber meinst der Begriff "Semantic Web" müsse abgegrenzt werden, wären vielleicht eher historische Begründungen geeignet als HTML-Tags die mögliche Bedeutungsebene grundsätzlich absprechen zu wollen.
Grüsse
Cyx23