Gunnar Bittersmann: Logische vs. semantische Auszeichnung

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<ul>
    <li>A</li>
    <li>B</li>
    <li>C</li>
  </ul>

Damit ist der Webagent schon besser informiert als bei <div>A<br>B<br>C</div>.

Er weiß, es ist eine Liste mit drei Einträgen. Toll.
Er hat keinen Schimmer, _was_ in der Liste drinsteht.

Warum soll es heute keine Suchmaschinen oder Lesesoftware  geben?

Natürlich gibt es Suchmaschinen, nur sind die nicht intelligent. Sie können nur nach Zeichenfolgen suchen, haben aber keine Ahnung, was diese _bedeuten_.

Stell dir vor, Personen würden als solche _semantisch_ ausgezeichnet sein (vergiss HTML), dann wäre es möglich, dass "an intelligent search program can sift through all the pages of people whose name is 'Cook' (sidestepping all the pages relating to cooks, cooking, the Cook Islands and so forth)." [1]

Du erahnst den Unterschied, ob Frau Cook als Person oder als Listeneintrag auszeichnet ist?

Wenn du aber meinst der Begriff "Semantic Web" müsse abgegrenzt werden, wären vielleicht eher historische Begründungen geeignet als HTML-Tags die mögliche Bedeutungsebene grundsätzlich absprechen zu wollen.

HTML-Elemente haben ihre Bedeutung nur zur Beschreibung der _Struktur_ einer Webseite, aber nicht zur Beschreibung des _Inhalts_.

"Das WWW mit Browsern als clientseitiges Endgerät ist auf direkte Interaktion eines vernunftbegabten Akteurs mit einer Anwendung ausgerichtet. Die Bedeutung einer Web-Seite entsteht im Kopf des Akteurs. Die Seitenbeschreibungssprache -- HTML -- muss lediglich Informationen übermitteln, auf welche Art eine übermittelte Information dargestellt werden soll. Dazu muss der Browser nicht 'wissen' bzw. ableiten können, was die dargestellte Information bedeutet. Syntaktische Information, wie dies ist eine Überschrift auf dem Level 1 (<H1>) reichen aus." [2]

Gruß,
Gunnar

PS. Die Links dürfen durchaus als Lesetips verstanden werden.

[1] Tim Berners-Lee, James Hendler and Ora Lassila: The Semantic Web. Scientific American 2001-05. http://www.sciam.com/article.cfm?articleID=00048144-10D2-1C70-84A9809EC588EF21&sc=I100322

[2] Wolfgang Dostal und Mario Jeckle: Semantik, Odem einer Service-orientierten Architektur. Java Spektrum 1/2004. http://www.jeckle.de/semanticWebServices/intro.html

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"(Der Student) kann sich so völlig dem hingeben, was er naiv für die Computerwissenschaft hält, also der bloßen Verfeinerung seiner Programmiertechniken, daß er sich auf diese Weise effektiv daran hindert, etwas wirklich Wesentliches zu studieren."
(Joseph Weizenbaum in "Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft")