hallo Forum,
ich habe in den letzten Tagen das zweifelhafte Vergnügen gehabt, bei einem Bekannten den PC zu reparieren - das ist eine kleine Geschichte: er ist ein hochintelligenter Mensch, der fließend Sanskrit liest und von der indonesischen Botschaft immer dann benötigt wird, wenn es mal etwas zu übersetzen gibt. Sein Hobby ist preußische Geschichte, und davon weiß er vielleicht mehr als jedes bisher erschienene Lexikon. Aber wie es bei manchen derart einseitig Begabten der Fall ist, hat er vom "Rest des Lebens" absolut keine Ahnung. Das geht so weit, daß er nicht weiß, woher er Kohlen für seinen durchaus noch funktionsfähigen Kachelofen bekommen kann, seit die nächstgelegene Kohlehandlung in Konkurs gegangen ist.
Natürlich hat er auch von seinem Rechner keine Ahnung. Er hatte vor knapp vier Jahren vom CDU-Kreisvorstand einen dort ausgemusterten Rechner (Pentium75, sollte eigentlich auf den Müll) geschenkt bekommen, den ich ihm damals eingerichtet habe. Windows98 drauf, einen Uralt-Drucker angeschlossen, mit etwas Mühe sein analoges Modem eingerichtet. Er muß Texte schreiben und ausdrucken können, und er muß mails aus Indonesien erhalten und beantworten können, mehr verlangt er von seinem Rechner nicht.
Ende November rief er mich völlig aufgelöst an: auf seinem Bildschirm erscheinen "komische Zeichen". Ich habs mir angesehen: er hatte sich einen Virus eingefangen. Es war eine mail mit indonesischem Absender eingetroffen, und er hatte den Anhang geöffnet, obwohl er nicht sicher war, daß der Absender wirklich das indonesische Außenministerium war. Na prima. Wirklich geschehen war, daß er sich einen Virus oder Wurm eingefangen hatte, und die Wirkung war immerhin interessant: das Ding hat ihm offenbar auch das BIOS zerschossen oder irgendwas andres angestellt. Es gab auf dem Monitor überhaupt keine vernünftigen Darstellungen mehr, und selbst wenn ich gar nicht den Rechner starten, sondern "nur" ins BIOS kucken wollte, standen dort keine lesbaren Buchstaben mehr, sondern nur noch irgendwelche unlesbaren Zeichen. Außerdem hatte er eine AntivirusSoftware von Symantec drauf, die er sich 2000 eingespielt, aber niemals geupdatet hatte. Die meldete prompt einen Virusbefall, blockierte den gesamten Rechner und wollte, daß man die zugehörigen Disketten einlegen soll, um das Virus zu beseitigen. Nur gabs solche Disketten nicht - "hab ich ja nicht gewußt, daß man das braucht".
Also ein DAU in des Wortes bester Bedeutung, wenn auch ein Mann mit einer hochspezialisierten Begabung, aber _eigentlich_ vollkommen lebensfern bis auf das winzige Fenster, das ihm seine Spezialisierung ermöglicht. Es gibt solche Menschen.
Ich habe ihn mit Mühe dazu überredet, sich bei ebay einen neuen (und besseren) Rechner für 25,- Euro zu kaufen. Klar, System aufspielen durfte ich, hab ich gemacht, jetzt hat er nun einen Pentium2 mit 233 MHz und 128 MB RAM und einer 10 GB-Platte. Eine enorme Verbesserung gegenüber seinem originalen Rechner. Zwar habe ich die ebay-Lieferung zweimal reklamieren müssen, weil die gelieferten Rechner zweimal defekt waren, erst der dritte war in Ordnung, macht aber nix.
So, und nun zum Problem: Ich habe auf diesen Rechner natürlich wieder Windows98 aufgespielt. Zum Testen hab ich ihn bei mir zuhause ins LAN gehängt, das klappte alles, und einen Virus oder Wurm gibts nicht, auch BIOS-Anzeigen funktionieren mit mindestens vier verschiedenen Monitoren problemlos. Nur ist nun bei meinem Bekannten kein LAN vorhanden, sondern er möchte wieder mit seinem analogen Modem ins Internet, damit er weiterhin bzw. wiederum mails schreiben und empfangen kann (er hat weder ISDN noch gar DSL). Ich dachte, das dauert allenfalls drei Minuten, die DFÜ-Verbindung einzurichten - aber: es geht nicht. Das Modem wird brav im Gerätemanger der Systemsteuerung aufgeführt, wenn ich seine "Eigenschaften" mit einem Diagnoseprogramm teste, blinkert es heftig, das heißt, das Ding ist ansprechbar. Die Leitungen, die es braucht, sind eingestöpselt, auch das Telefonkabel. Sobald ich aber versuche, eine DFÜ-Verbindung einzurichten, will der "Assistent" jedesmal die Modemsoftware neu installieren und es passiert nix anderes. Er sagt, das Modem sei fertig konfiguriert, aber der button "weiter" wird nicht aktiviert und ich komme gar nicht erst zu dem Dialog, mit dem ich Benutzerkennung und Anschlußdaten eingeben müßte. Die Platte im "neuen" Rechner ist sauber, Win98 ist ganz frisch aufgespielt, es gibt außer dem Betriebssystem noch gar nichts anderes an Software - und ich kriege es nicht hin, die Verbindungsdaten so einzutippen, daß überhaupt erstmal eine Verbindung aufgebaut wird. Dabei hat es mit seinem Modem doch schon fast vier Jahre lang funktioniert ...
Wie nun weiter? Wie richte ich unter Win98 eine DFÜ-Verbindung über ein analoges Modem ein?
Grüße aus Berlin
Christoph S.
mailto:christoph.schnauss@berlin.de
http://www.christoph-schnauss.de
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