Siechfred: Hurrah Deutschland

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Привет Mathias.

Die Weltwirtschaft boomte in dieser Zeit. Ich warne aber davor, DDR-Publikationen zu Honecker für bare Münze zu nehmen. Ich habe oft Urlaubsreisen gemacht, zu denen auch Jugendfunktionäre aus dem Ostblock eingeladen wurden, und die Sentenz, "dass Erich Honecker so ungeheuer viel für die Jugend getan hat" war offizielle Propaganda der FDJ.

Jain. Es stimmte eine gewisse Zeit lang (den Zeitraum hatte ich genannt), dass die DDR-Führung unter Honecker etwas für's Volk getan hat, um die Lebensbedingungen zu verbessern. Dass dies auf Dauer nicht gut gehen konnte, hatte ich in meiner ersten Antwort bereits versucht darzustellen. Und im Übrigen wehre ich mich dagegen, diejenigen DDR-Bürger, die du kennen gelernt hast (s.o.) repräsentativ für die DDR-Jugend waren, denn dem war definitiv nicht so.

Was verstehst du unter Konsumniveau?
Die Möglichkeit, attraktive Konsumgüter zu erwerben.

Okay, dann hast du mit deiner Aussage Recht. Aber ich wiederhole das, was auch andere Poster hier geschrieben haben: Konsumdenken, das Grundvoraussetzung für eine Nachfrage nach Konsumgütern ist, war seitens der Offiziellen nicht erwünscht, da es nicht in die Idealvorstellung eines modernen Sozialisten gepasst hat. Ergo war dieser Punkt zweitrangig. Als man dann gemerkt hat, dass man damit an den Bedürfnissen der Bevölkerung vorbeigeht, war es zu spät.

Ich rede aber hier nur vom Wirtschaftssystem, und hier wurde politisch eine Verflechtung der Volkswirtschaften angeordnet, die vor allem von einer Abhängigkeit zur Sowjetunion führten.

Das ist haargenau so innerhalb der EU, allerdings mit dem Unterschied, dass es bisher noch niemandem gelungen ist, wirtschaftliche und/oder politische Abhängigkeiten zu schaffen; dass es diese Tendenzen in der EU gibt (insbesondere von Seiten der "Geberländer"), ist bekannt. Wenn es einem Staat oder einer Staatengruppe gelänge, eine ähnliche Position in der EU zu erlangen wie die UdSSR im RGW, wäre dies das Ende der Europäischen Union. Natürlich ist das Utopie, denn trotz allen Techno- und Bürokratismuses ist die EU immer noch demokratisch organisiert.

Sonst wird in Legitimationsdiskursen der DDR gern behauptet, gerade die vergebliche Prioritätssetzung auf diesem Gebiet sei einer der zentralen wirtschaftspolitischen Fehler Honeckers gewesen. Natürlich hat die Elektronik Priorität in der modernen Industrieentwicklung und es war für den gesamten Ostblock ein Riesenproblem, hier nichts auf die Beine stellen zu können.

Nein, ich meinte mit Prioritäten die _Ausrichtung_ der Elektronik. Die gesamte Heimelektronik z.B. hatte die niedrigste Priorität, während die Automatisierung höchste Priorität hatte. So meinte ich das.

  • Energie wurde stetig teurer
    wieder das Devisenproblem

Nicht nur. Es wurde auch immer teurer, eigene Ressourcen abzubauen (Stichwort Braunkohle).

  • die Produktivität sank
    Warum?

Das lag zum einen an der veralteten Technik, die zum Einsatz kam, an der wachsenden Unzufriedenheit der Bevölkerung, die sich in der Arbeitsleistung niedrschlug, und der teilweise Überbesetzung der Betriebe (es durfte ja keine Arbeitslosen geben).

Das halte ich für eine Notlüge der Politbüros, denn gerade der Sozialismus ist ja unter dem Slogan angetreten, die Lebensverhältnisse der "Massen" zu verbessern.

Nein. Du missinterpretierst den Begriff "Lebensverhältnisse" nach damaligem Verständnis. Da ging es um Dinge wie billigen und guten Wohnraum, kostengünstige Deckung des Grundbedarfs (Lebensmittel, Kleidung u.ä.), kostenlose Kinderbetreuung, kostenlose medizinische Versorgung etc.; das ist mit "Lebensverhältnisse" gemeint gewesen (unabhängig davon, dass nicht alles erreicht wurde). Zur Frage "Konsumverhalten" hatte ich ja weiter oben schon was geschrieben.

Weißt Du, wo ich die ersten FDJ-Funktionäre aus Ost-Berlin kennengelernt habe? Beim Skilaufen - in Oberstorf... Übrigens wirklich nette Menschen, die sich vorkamen wie im Schlaraffenland, als wir mal zum Shoppen nach Kempten gefahren sind. Wenn man unter sich war, konnte man einiges bereden, aber sobald nur ein weiterer Zuhörer dabei war, gab's wieder die volle Breitseite Legitimationsdiskurs.

Trotzdem bleibe ich dabei: diese Menschen waren nicht repräsentativ für den durchschnittlichen DDR-Bürger, genauso wenig hattest du als BRD-Bürger bei Reisen in den Osten Kontakt zum normalen Fußvolk. Und um dieses dreht sich m.E. die Diskussion, nicht um die jenigen, die entweder in die BRD reisen durften oder in der DDR Kontakt zu BRD-Bürgern hatten. Mag sein, dass euch vorgegaukelt wurde, das wäre der gemeine DDR-Bürger, der euch gegenüber steht, aber glaube mir, das war beste Propaganda, der du da aufgesessen bist. Ich will natürlich nicht alle über einen Kamm scheren, denn es gab auch Ausnahmen (vielleicht dein Schachfreund), aber für 99% der Kontakte trifft das oben gesagt m.E. zu.

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Siechfred

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