Hallo, Mathias!
ich kann dir bei vielen aussagen zustimmen, aber
- Es gelang den sozialistischen Ländern nur selten, Produkte herzustellen, die auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig waren.
produziert hat die ddr viel hochwertige konsumgüter - für den westen. nur wenn sie versucht hätte, diese unter eigenem label zu vermarkten, wäre das schief gegangen. grundig-fernseher wurden in ostdeutschen knästen zusammengebaut. im westen kamen sie dann in die endproduktion: es wurde das grundig-schild aufgeklebt.
als man im osten ein (für damalige verhältnisse) vollwertiges vier-personen-fahrzeug entwickelte, fuhr man im westen noch bmw-iseta.
eine spätere entwicklung, die dem golf1 hätte konkurrenz machen können, wurde auf betreiben der russen nicht in die serienproduktion überführt, weil die ihren lada weiter absetzen wollten.
ich behaupte auch weiterhin, dass es im westen politisch nicht gewollt war, dass sich produkte aus dem osten als solche erkennbar auf dem westlichen markt etablieren konnten.
wenn westliche komentatoren über ein westunternehmen so berichtet hätten, wie sie es über den osten taten, dann hätte es anzeigen wegen geschäftsschädigung gehagelt. auch das war kalter krieg.
die ddr hat viele hochwertige güter im auftrag von westunternehmen unter deren label produziert, die dort dann als "westqualität" verkauft wurden. anders gab es keine chance, überhaupt auf den westlichen markt zu kommen - und die gewinnmarge selber einzustreichen.
- Die sozialistischen Gesellschaften haben es nicht geschafft, auf den Gebieten der Informationstechnologie und der Elektronik mit dem Westen Schritt zu halten.
es gab wohl entwicklungen, die denen im westen ebenbürtig, teilweise sogar voraus waren. allerdings wurden diese aus devisenmangel oft zu spottpreisen an den westen verkauft.
der farbfernseher war z.b. eine erfindung aus dem osten.
- Das sozialistische Währungssystem war politisch und nicht nach ökonomischen Prinzipien gesteuert, so dass eine devisenbasierte Schattenwirtschaft ins Leben gerufen werden musste.
das "sozialistische" währungsystem war nichts anderes, als das westliche - ein währungssystem, in dem das zugpferd auf den kutscherbock gesetzt wurde. statt als hilfsmittel für den warentausch zu dienen ("der rubel muss rollen", "taler, taler, du sollst wandern, von dem einen zu dem ander'n"), wird das geld selber zu einer ware gemacht. und wärend alle anderen waren einem verfall unterliegen und z.b. lagerkosten verursachen, behält das geld seinen wert und erlangt damit einen vorteil gegenüber _allen_ anderen waren.
die ddr-wirtschaft ist u.a. an den kosten ihres devisenbedarfs kaputt gegangen.
Dabei fällt auf, dass es fast kaum hochwertige Industrieprodukte waren, die exportiert werden konnten, sondern fast ausschließlich billige Massenprodukte, bei deren Herstellung man vor allem in Konkurrenz zu Billiglohnländern trat.
zum beispiel scheinwerfereinsätze für den vw golf - made in gdr (und den könnte man durchaus als hochwertiges produkt bezeichnen, oder?)
selbst gesehen in einem golf, der damit garantiert schon vor 1989 umhergefahren ist.
Und in der DDR wuchs die Unzufriedenheit, die Menschen hatten Unmengen von Geld, weil sie es nicht verkonsumieren konnten.
wie ich in meinem anderen posting schon schrieb: wer eine "west"-banane haben will, der muss dann halt auf 10 andere produkte verzichten.
An einigen Stellen klingt Dein Text so, als habe es nur an einigen zufälligen Fehlentscheidungen der DDR-Führung unter Honecker gewesen, nicht am am Prinzip der Wirtschaftsorganisation.
ack
Der Kapitalismus verfügt mit dem Markt über einen äußerst flexiblen Steuerungsmechanismus für die Wirtschaft, das politisch nur ergänzt, erhalten und kontrolliert werden muss. Ein Steuerungsmechanismus vergleichbarer Qualität fehlte dem Sowjetsozialismus jedoch.
und trotzdem ist auch diese markwirtschaft gerade wieder auf dem weg zum zusammenbruch. also kann es daran allein auch nicht liegen, denn sonst müsste unsere ständig steigende arbeitsproduktivität ja zu mehr wohlstand für alle führen, statt zu steigender arbeitslosigkeit und verarmung.
freundl. Grüsse aus Berlin, Raik