molily: chatdeeskalation

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Hallo,

http://freenode.net/channel_guidelines.shtml

Diese Richtlinien schlagen vor, das Denken und Handeln zu ändern, nicht nur sich in der Gewandung der Gemeinen zu zeigen, um entsprechenden Anschein de Gleichheit zu erwecken. Davon, was diese Strategie im Kern ausmacht, ist das Ablegen der Moderatorenuniform nur ein marginales Mittel zum Zweck. Der Kern dieser Richtlinien hätte auch mit öffentlicher Sichtbarkeit der Privilegien umgesetzt werden können (da der Moderatorenrang in #selfhtml sowieso nicht die Rolle einer besonderen sichtbaren Kennzeichnung spielt). Es geht in den Richtlinien nämlich darum, Privilegien (das bedeutet hier Sanktionierung und Androhung derselben) erst gar nicht nutzen zu müssen, weil durch gekonnte Kommunikation und Kooperation - das Konzept des Catalyst - keine Notwendigkeit dazu besteht.

Die Moderatoren werden sich aber davor hüten, diesem Konzept konsequent zu folgen, weil sie Moderatoren bleiben wollen. Wenn jeder Teilnehmer und insbesondere jeder Moderator Catalyst ist bzw. sein kann, wenn niemand mehr Autorität und Privilegien zeigen/anwenden bräuchte, wäre das gegenwärtige Moderationsprinzip unsinnig und überflüssig. Je besser der Catalyst, desto unnötiger Autorität und Privilegien (siehe http://freenode.net/catalysts.shtml). Deshalb muss zwangsläufig alles weiterlaufen wie bisher (außer der kosmetischen Änderung): nichtlegitimierte, nicht repräsentative Sanktionierung vermeintlich im Namen der Allgemeinheit und des Grundkonsenses statt direkte soziale Intervention, Durchsetzung der Konventionen primär durch Demonstration der Macht, Festigung des Machtanspruchs durch diese Demonstration (»wir haben hier das Sagen«) usw. Ohne Berufung auf die Moderatorenrechte, ohne den entsprechenden Anspruch, wird das gesamte gegenwärtige Konventionssystem hinfällig, man stünde nackt da. (Das habe ich schon vor einem Jahr postuliert.)

Diese Umstände schließen Selbstverwaltung und Entscheidungsfreiheit per se aus. Da aber darauf die Richtlinien letztlich hinauslaufen, werden sie nicht umgesetzt werden. Denn wenn das Prinzip der Richtlinien anerkannt und verinnerlicht würde, würde dies wirklich eine Revolution bedeuten. Die Existenz der beschriebenen Machtstrukturen und die Entwicklung von Catalysts schließen sich aber aus, das Eine ist nur ohne das Andere denkbar. Daher sind die momentanen Vorgänge nur ein Sturm im Wasserglas und ändern nichts an der Substanz. Eigentlich sind sie zutiefst reaktionär, da die wahren Zusammenhänge verschleiert werden. Punkt!

Mathias