Utz: Gedankenspiel zu P2P vs. Musikdownloadportalen

Hallo zusammen,

der Streit um P2P bzw. Musik/Filmdownload-Portale ist ja allgemein bekannt. Ich kann beide Seiten (P2P-Nutzer und Industrie) sehr gut verstehen und frage mich, warum keine Kompromisse möglich sind. Bzw., wie denn ein solcher Kompromiss aussehen könnte. Als reines Gedankenspiel hab ich mir mal eine solche Kompromisslösung ausgedacht, völlig unabhängig von technischer Realisierbarkeit und Durchsetzbarkeit - einfach nur so. Wer an reinen Gedankenspielen nicht interessiert ist, lese am Besten gar nicht erst weiter :-)

Die Idee sieht folgendermaßen aus:

  • In dem Netzwerk kann entsprechend bisherigen P2P-Netzwerken getauscht werden. Alles, was in dem P2P-Netzwerk getauscht wird, ist prinzipiell als legal erworben zu betrachten (Ausnahmen: der Inhalt der getauschten Dateien selbst wäre illegal)

  • P2P-Nutzer zahlen, Urheber- und Rechtebesitzer werden entlohnt.

Das ist jetzt nix aufregendes, deshalb ein paar Detailideen zur Bezahlung/Entlohnng, bisher aus meiner Sicht eine erhebliche Hürde der Nutzung existierender Pay-Angebote:

  • Es muss nicht _vor_ dem Download bezahlt werden. Die Idee sieht so aus: Nach dem Download bleibt die Datei zuerst nur im Arbeitsspeicher (eine temporär gespeicherte Datei, die nur in Zusammenhang mit einem im Arbeitsspeicher liegenden Schlüssel ausgeführt werden kann?) und kann aus der P2P-Software heraus beliebig oft angehört werden.

  • Entschließt man sich, die Datei zu speichern, wird sie a) als normale Datei auf Platte gespeichert und b) eine entsprechende Bezahlung in Gang gesetzt (das übliche große Micro-Payment-Problem, ich weiß :-().

  • Die Gebühr fürs Speichern sollte so gering sein, dass man da gar nicht erst drüber nachdenken muss (10 Cent pro Datei, evtl. mehr für größere Dateien)

  • Schließt man die Software, ohne die Datei gespeichert zu haben, wird die Datei (bzw. deren Teile) gelöscht; es fallen keine Gebühren an. (Ja, ich weiß, man könnte z.B. Sounddateien dann während des einmaligen abspielen aufnehmen *g*). Das heißt, man könnte die heruntergeladene Datei ohne Verpflichtung vor dem Kauf prüfen.

Wie werden die Urheber/Rechtebesitzer entlohnt?

  • Nach einem Modell ähnlich der GEMA - das geht so: ist der Urheber/Rechteinhaber einer Datei ermittelbar, erhält dieser das Geld. Ist er nicht ermittelbar, wandert das Geld in einen großen Topf und wird prozentual an die "Ermittelbaren" ausgeschüttet.

Wie wäre der Rechtebesitzer ermittelbar?

  • Indem Rechtebesitzer (z.B. Plattenfirma) selber Dateien erstellen und mit einem von der P2P-Software lesbaren ID-Stempel versehen - d.h., sie müssten selber ihre Dateien einstellen. Nichts spricht dagegen, dass Privatpersonen weiterhin ihre selber codierten Dateien reinstellen - dafür würden die Rechtebesitzer aber nur indirekt aus dem großen Topf bezahlt. Anders gesehen: wer möglichst viele "Werks"-Dateien unters Volk bringt, kriegt möglichst große Prozente aus dem allgemeinen Topf --> Rechteinhaber wären unmittelbar interessiert, "Werks"-Dateien zu erstellen. Vorteil für den Nutzer: "Werks-"Dateien bieten verm. größere Gewähr dafür, dass a) das drin ist, was drauf steht, und b) dass die Kodierung fehlerfrei ist.

Dateien mit oder ohne DRM?

Funktioniert IMHO nur, wenn die User möglichst wenig geärgert werden, d.h.: kein DRM im eigentlichen Sinne - Dateien bleiben beliebig oft
kopierbar und brennbar. Allerdings könnte man in den Dateiheader ein Wasserzeichen beim Abspeichern schreiben - so bliebe nachvollziehbar, wer die Datei auf unerlaubte Weise weitervertreibt. Würde sie übers selbe P2P-Netzwerk weiterverteilt, würde das Wasserzeichen ständig überschrieben werden, ginge sie an ein anderes, bliebe es erhalten und der Verteiler wäre bekannt (NB: klar würde rasend schnell eine Software zum Entfernen der Wasserzeichen entstehen - hier geht's um Otto Normlverbraucher, nicht um "Fachleute")

Sind 10 Cent pro Download nicht zu billig?

Ich glaube nicht. Bisher liegen wir bei etwa 99 Cent, allerdings inkl. Bereithaltung von Soft- und Hardware für proprietäre Shops und niedriger Nutzung. Bei diesem Modell fiele das meiste davon weg: Verteilung auf viele Rechner, Wegfall einer Datenbank im Hintergrund - beides durch P2P-Technik - und verm. deutlich größere Nutzung.

So, das wär das Gröbste. Wer auch Spaß an Gedankenspielen hat, ist zur Meinungsäußerung/Diskussion eingeladen :-)

Grüße,

Utz

--
Mitglied im Ring Deutscher Mäkler
  1. hi,

    Anders gesehen: wer möglichst viele "Werks"-Dateien unters Volk bringt, kriegt möglichst große Prozente aus dem allgemeinen Topf --> Rechteinhaber wären unmittelbar interessiert, "Werks"-Dateien zu erstellen.

    ja, und jeder rechtinhaber wird versuchen, den anderen was das einstellen eigener "werks-dateien" angeht, zu übertumpfen.
    stelle ich von einem song 10 versionen ein, bei denen sich meinetwegen nur ein piepser ändert, bekomme ich nach dem allgemeinen verteilungsschlüssel mehr, als der konkurrent, der nur eine von seinem song einstellt. na gut, mach ich lieber gleich 100 versionen ...

    Vorteil für den Nutzer: "Werks-"Dateien bieten verm. größere Gewähr dafür, dass a) das drin ist, was drauf steht, und b) dass die Kodierung fehlerfrei ist.

    die kodieren doch heutzutage schon in allen möglichen mist-formaten, schlechte mp3-encoder (nur LAME rockt!), oft auch noch mit CBR, oder andere, proprietäre formate, die von der industrie durchgeboxt werden (microsofts WMA z.b.), aber freien formaten wie ogg vorbis oder musepack nicht das wasser reichen können.

    Sind 10 Cent pro Download nicht zu billig?

    über den "angemessenen" preis wäre sicher noch zu verhandeln - 10 cent sind arg wenig, aber die derzeitigen preise von um 1,- euro sind auch zu hoch, dafür dass ich "nur" den song in einem verlustbehafteten format bekomme.

    und auch die initiative der BMG, ihre CDs jetzt ab preisen von 9,99 euro auf den markt zu bringen, ist für'n arsch - dann das ist die billig-version ohne cover, aufdruck, etc.
    sorry, da hat wirklich jeder nutzer mehr davon, wenn er sich gesaugte musik selber brennt.

    btw: auch sehr schön zu lesen ist dieser artikel zum start des neuen downloadportals von sony:
    http://theinquirer.net/?article=16999 (englisch)
    spricht mir wirklich aus der seele ...

    gruß,
    wahsaga

    --
    I'll try being nicer if you'll try being smarter.
    1. Hallo,

      ja, und jeder rechtinhaber wird versuchen, den anderen was das einstellen eigener "werks-dateien" angeht, zu übertumpfen.
      stelle ich von einem song 10 versionen ein, bei denen sich meinetwegen nur ein piepser ändert, bekomme ich nach dem allgemeinen verteilungsschlüssel mehr, als der konkurrent, der nur eine von seinem song einstellt. na gut, mach ich lieber gleich 100 versionen ...

      Ne, so ja nicht *g*: Wer 5% von den identifzierbaren Downloads erreicht, erhält 5% der Gelder aus dem Topf. Egal ob es von ihm 1.000 oder nur 1 Datei gibt.

      die kodieren doch heutzutage schon in allen möglichen mist-formaten, schlechte mp3-encoder (nur LAME rockt!), oft auch noch mit CBR, oder andere, proprietäre formate, die von der industrie durchgeboxt werden (microsofts WMA z.b.), aber freien formaten wie ogg vorbis oder musepack nicht das wasser reichen können.

      Eigentlich ein weiteres Argument für meine Idee: Passt Dir das nicht, was die Industrie anbietet, kannst Du (und jeder) Dateien im Format nach eigenem Gusto anbieten.

      btw: auch sehr schön zu lesen ist dieser artikel zum start des neuen downloadportals von sony:
      http://theinquirer.net/?article=16999 (englisch)

      Schöner Link :-)
      Grüße,

      Utz

      --
      Mitglied im Ring Deutscher Mäkler