Hi Dirk,
Wäre es stattdessen nicht angebrachter, den Mitarbeiter persönlich anzusprechen, ihn auf sein Verhalten aufmerksam zu machen, ihn wohlmöglich dazu zu bringen sich zu bessern und seinen Job zu behalten?
In Deinem leicht hinkenden Vergleich stimmt was Grundsätzliches nicht: Es liegt nicht wesentlich an den Mitarbeitern, dass das Einkaufen in deutschen Supermärkten nervig ist, es handelt sich vielmehr um ein Grundprinzip dieser wertguten Einrichtungen.
Das Scannen der Waren funktioniert schneller als das Einpacken in Tüten. Dadurch entsteht ein Stau und gern lässt der fleißige Kassierer im Dienste der Kette die Waren des nächsten Kunden in dein herrliches Häuflein fahren. Dabei sind verächtliche Blicke auf Dein Toilettenpapier Marke Superflausch ("Ich weiß genau, was Du damit vorhast!") nur eine närrische Zugabe der Hausfrau, die sich ihre Boutiquenbesuche sauer dazuverdienen muss. Denn natürlich arbeiten die alle für Kleingeld und ohne richtige Anstellung und sind deshalb psychisch perforiert.
Da die Mitarbeiter so preiswert sind, ist es verständlich, dass die Kassen meist chronisch unterbesetzt sind, der Arbeitsmarkt gibt ja auch nichts her. Speziell geschulte Manager haben erkannt, dass das Personal vom Kunden eher als störend empfunden wird, und haben daher das vorbildliche Konzept entwickelt, dass Investitionen vor allem in die Fläche, nie aber ins Personal fließen müssen.
Nehmen wir eine beliebte Kaufhauskette:
Die Ladenleitung richtet eine neue, größere CD-Abteilung ein, einige hundert Quadratmeter mit gigantischer Auswahl, perfekt konzeptioniert mit Hilfe externer Fachkräfte. Das hat natürlich eine Erhöhung der Kosten zur Folge, so dass dies logischerweise nur durch Personlaabbau gepuffert werden kann, so dass jetzt 2 besonders qualifizierte Verkaufsfachkräfte die Stellung halten müssen, von denen einer die "Infothek" besetzt, der andere eine der 6 Kassen. Soweit ist jetzt von Seiten des Managements alles optimiert.
Jetzt aber kommt der Kunde.
Er will geholfen werden. Er bringt die CDs durcheinander. Er will was bestellen. Er meckert in der Kassenschlange, murmelt sogar was von DDR. Auch das Personal steht nun immer stärker unter Spannung und reagiert teilweise unangemessen auf persönliche Beleidigungen.
Folge: Die Umsätz steigen nicht so, wie es der vergrößerten Verkaufsfläche entspräche. Nun wäre es nur natürlich, die letzten beiden Verkäufer zu entlassen und die Kunden den Laden selbst führen zu lassen. Dies scheitert aber an der Unehrlichkeit und Unsauberkeit einiger Kunden.
Eine andere Alternative, nämlich den albernen CD-Verkauf einzustellen und die Kunden zu bewegen, einfach regelmäßig einen geringen Anteil ihresy Einkommens an die Firma zu überweisen und als Gegenleistung einige CDs aus der aktuellen Hitliste zu erhalten, wobei durchaus eine Musikrichtung angegeben werden dürfte, scheitert ebenfalls an der Halsstarrigkeit der Kunden.
Dabei spielen vor allem unsere Frauen eine ungute Rolle, indem sie längst vergangenen Kinderträumen von "Einkaufserlebnissen" und "Konsumrausch" nachträumen, zudem gern etwas erhalten wollen, was sie gern "Schnäppchen" nennen. Die vom Management angedachte Abschaffung der nervigen weiblichen Kundin konnte aber bisher ebenfalls nicht durchgesetzt werden.
Viele Grüße
Mathias Bigge