Hallo Gunnar,
Nationalismus beinhaltet keinesfalls automatisch einen Überlegenheitsanspruch gegenüber anderen Nationen.
Wenn das mal stimmt.
Das tut es.
Dagegen ist die Betonung der eigenen nationalen Besonderheiten und die Abgrenzung zu anderen Nationen ein wesentlicher Bestandteil des Nationalismus; damit ist jedoch nicht unbedingt eine Wertung verbunden.
Wenn's mal so wäre, dann wäre der Nationalismus fast eine Wissenschaft, so etwas wie Komparatistik oder vergleichende Sprachwissenschaft. Davon scheint mir der real existierende Nationalismus weit entfernt.
Wie kommst du denn da drauf?
Besonders die deutschsprachige Kultur- und Wissenschaftsgeschichte gibt für eine nationale Geschichtsschreibung so wenig her. Kafka lebte in Prag, Kant in Königsberg, Fontane war doch eher Preuße als Deutscher, einige seiner schönsten Gedichte hat Heine in Paris verfasst, ebenso Rilke als Sekretär von Rodin. Freud ein Österreicher, leider auch Schickelgruber, Horvath ein ungarischer Österreicher, Wernher von Braun hat seine Raketen in Peenemünde, später DDR, dann in den USA steigen lassen, ein großer Teil der Weimarer Klassik sah sich als Untertanen eines kleinen Herzogtums, Max Frisch aus der Schweiz wie viele andere. Wiener Würstchen sind keine Deutschländerwürstchen, Schlesien ewig deutsch oder doch polnisch, sicher Krakau ist heute polnisch aber die schlimmste Unkultur der deutschen Geschichte fand in seinem Umfeld statt. Sicher, Wagner, Mozart, ewig deutsch, ebenso Bach, Dürrenmatt und Einstein - oder doch nicht?
Mein Fazit: Die deutschsprachige Kultur- und Wissenschaftsgeschichte ist wesentlich nicht national geprägt...
Was willst du mir jetzt damit sagen?
Viele Grüße
Mathias Bigge
Johannes
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