Hi @all
Ich habe das Forum aufmerksam verfolgt, welche Aussagen über Frames gemacht werden. Für mich hat es den Anschein, als wenn die Ablehnung dogmatisiert ist. Bei der Nachlese auf anderen Seiten, die sich mit dem Thema befassen, sieht es auch nicht viel besser aus. Teilweise steht von Nachteilen zu lesen, die IMHO wirklich an den Haaren herbeigezogen sind.
Gut, das Thema "Barrierefreiheit" ist sicher sehr ernst zu nehmen. Doch die puristische Behandlung des Themas führt IMHO auch zu Stilblüten, um es mal in dieser Form zu persiflieren.
Ich habe sehr viel Verständnis für Menschen, die mit ihren körperlichen Gebrechen in ihrem Leben zurechtkommen müssen.
Doch niemand würde allen Ernstes behaupten wollen, es sollte i.e. für Blinde die Barriere zum Autofahren demontiert werden, zumindest jetzt noch nicht, da entsprechender technischer Ersatz für die menschliche Sehfähigkeit noch nicht in ausreichender Qualität zur Verfügung steht.
Bei allen Statements zu diesem Thema fällt mir auf, daß Webpages angeblich ausschließlich nur zu einem Zweck gemacht wären. Ich für meinen Teil empfinde das als eine sehr eingeschränkte Sichtweise. So empfinde ich den Tadel, daß Webpages nicht nur für eine Zielgruppe gemacht werden sollten, als nicht gerechtfertigt. Ich habe für meine Bedürfnisse die Technik der Webpages als Ersatz für Dokumentation auf Papier entdeckt, somit richtet sich das sehr wohl an bestimmte Zielgruppen. Der Ausschluß anderer, die nicht zu diesen Zielgruppen gehören, liegt oft in der Natur der Sache und bedeutet dabei keineswegs eine Diskriminerung.
In zurückliegenden Zeiten wurden für technische Dokumente tonnenweise das Papier verwendet, mit dem Nachteil aufwendigster Suche nach bestimmten Details. Die Technik der Webpages ermöglicht es heute, eine Dokumentation zu erstellen, wo das Auffinden von Details in kürzester Zeit ermöglicht wird. Technische Dokumentationen sind IMHO zum Teil aufwendiger als manche Webpages, die als freies Angebot für jedermann errichtet werden. Der oft von den Frame-Gegnern angeführte Hinweis, Navigation wäre zur Vermeidung von Frames ohne weitere Probleme über CSS in die Seite einzubauen, ist IMHO zu kurz gesehen. Ich habe in meinen Projekt derzeit an die 300 Seiten eingebaut, die Navigation enthält z.Zt. etwas mehr als 1300 Einträge, diese Navigation mit jeder Seite laden zu wollen, würde jedes mal etwa zusätzliche 60 KB erfordern.
Auch der Hinweis darauf, Javascript zu vermeiden, weil es gute Gründe gegen die Verwendung von Javascript geben würde, wobei die Kritiker jedes mal die Begründung der angeblich gute Gründe schuldig bleiben, ist für mich sehr weit hergeholt. Niemand würde eine Axt verdammen wollen, nur weil es gute Gründe gibt, die Axt als gefährliches Instrument einzustufen. Der Mißbrauch ist stets nicht ausgeschlossen und mißliebige Zeitgenossen, die eine Sache zu mißbrauchen versuchen, gibt immer wieder. So kann denn die Absicht, eine Navigation mit einem Frame bei Verwendung von Javascript aufzubauen, nicht immer mit dem Hinweis auf fehlende Barrierefreiheit mißbilligt werden.
Das WWW mit seiner Technik ist IMHO keine ausschließliche Spielwiese für WWW-Designer, sondern es muß zugelassen werden, die Technik auch in anderen Kontexten einzusetzen. Es gibt für das WWW nicht nur einen Kontext. Die Gestaltung einer technischen Dokumentation mit der Webtechnik ist ein ernst zunehmendes Thema und es wäre schade, wenn wegen einseitiger Sichtweisen die Elemente, die bisher ihre guten Dienste tun, aus dem Standard verschwinden würden. Das Framesets bisher nur als transitional eingestuft sind, halte ich für bedenklich. Die angeblichen Probleme mit Frames beruhen IMHO auf nicht ausgereifter Umsetzung bei den Browsern. Das Kind mit dem Bade ausschütten zu wollen, so wie es auf verschiedenen Sites zu lesen ist, mit der Maßgabe Frames ganz abschaffen zu wollen, zeugt IMHO von einem viel zu kleinen Horizont. Die angeblichen Probleme mit Frames lassen sich heute alle mit Bordmitteln lösen, da bedarf es keines Hacks, es kommt dabei auf die Kenntnisse an, die aber offenbar bei einigen Frame-Gegnern nicht ausreichend vorhanden sind.
Der Fortentwicklung der Technik kann nur dann sinnvoll sein, wenn sie die mögliche Vielfalt nicht ausschließt. Es wird IMHO aber nie möglich sein, eine Webpages im Sinne eine eierlegenden Wollmilchsau für alle Plattformen erstellen zu können. Man wird sich Gedanken machen müssen, wie man Minderheiten besser versorgt und technische Möglichkeiten errichtet, die diesen speziellen Zwecken dienen. Das ist IMHO besser, als den kleinsten gemeinsamen Nenner zu suchen, wobei andere sinnvolle Techniken aufgegeben werden.
Ich habe hier meine Gedanken zum Thema niedergeschrieben, eben aus einer anderen Sicht, die nicht den Mainstream vertritt. Die von mir vorgetragene Sichtweise behandelt hier nur einen Aspekt. Aber ich wüßte auf Anhieb mindestens noch weitere Anwendungen, die das WWW nicht nur auf den Mainstream reduzieren.
Gruß f