Swen Wacker: Gestern vor 10 Jahren

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Moin,

was sie Anfang Juni 1995 gemacht haben,

Oh Gott, ich habe mich schon immer geärgert, dass ich kein Tagebuch führe. Jetzt muss ich erstmal recherchieren, was ich wohl gemacht haben könnte. Zum Glück gibt es ja das Internet :-) Also: Mein Tochter war ein halbes Jahr alt und wir hatten einen Kleingarten in Holtenau, in dem wir jede freie Minute verbrachten. Da das Wetter im Juni 1995 nicht so toll war, waren wir sicher viel in unserer damaligen Wohnung in der Wik. Beruflich, - damit verbrachte ich damals viel Zeit - kümmerte ich mich mit darum, die Notwendigkeit eines Nachtragshaushaltes und den Verkauf der Provinzial abzuschließen. Ich glaube, mir ging es damals gut. Nach einem halben Jahr Papa sein hatte ich mich an die neue Art des Schlafens gewöhnt. Zu der Zeit bedeutete mir Arbeit noch sehr sehr viel, sicherlich zuviel. Ein halbes Jahr später, meine Tochter nannte mich immer noch hartnäckig "Mama", bin ich dann erstmals auf Teilzeit gegangen. Vom www hate ich noch wenig Ahnung. Ein damaliger Freud war seit einiger Zeit irgendwie bei einem damals in Kiel sehr beliebten Internet-Verein aktiv und hatte mir mehrmals die Vorzüge des Usenets näher bringen wollen, aber irgendwie war das nicht mein Ding. Hätte ich gewusst was im WWW los war, wäre ich vielleicht anders davor gewesen.

und mal dazu zu ermuntern, dass mal ein paar Geschichten aufgetischt werden, wann und wie _ihr_ zum Web kamt, welche Gedanken, Vorstellungen, Erwartungen ihr damit verknuepft habt, und welche Tendenzen im heutigen Web aus euerer Sicht am ehesten noch den Ur-Gedanken des Web entsprechen.

Erst ein paar Jahre später interessierte ich mich (aus dienstlichem Interesse heraus) für Hypertext (und stolperte über einen Artikel eines gewissen Stefan Münz. Wieder etwas später wollte ich was über HTML wissen und stolperte wieder über den Typen. Gut dachte ich, wenn da einer ist, der immer ein paar Jahre vor dir die Themen beackert, die dich dann auch mal interessieren, dann muss der echt nett sein. Was sich dann auch als richtig heraus stellte :-)

Das Web ist für mich immer ein altruistisches Wissensuniversum gewesen - genauso unendlich und unerforscht. Nicht so einengend strukturiert wie ein Lexikon, nicht so thematisch eingeschränkt wie ein Fachbuch. Das WWW ist die Einladung zum freien Assoziieren. Das Geniale ist der Link; er ist der interstellare Antrieb, der in Überlichtgeschwindigkeit von Wissensstern zu Wissenstern springt. Das Notwendige ist eine kritische Menge an Mitmachern. Das WWW ist unausweichliches kollaboratives Arbeiten. Wobei ich diesen Begriff nicht so strukturiert sehen möchte, wie man ihn wohl zumeist benutzt. Man muss sich nicht (vielleicht sollte man es sogar bewusst nicht) zusammenschließen, um etwas zu schaffen. Jeder kann (muss aber nicht) für sich schaffen - und die Gesamte ergibt (vielleicht gerade deshalb) für jeden und in jeder Hinsicht mehr als die Summe der Teile.

Suchmaschine ersetzen das, was dem HTML-Link fehlt. Ihre Kommerzialisierung ändert jedoch mittelbar die Struktur des Netzes. Man findet nicht, man möchte gefunden werden. Aus Gründen der Eitelkeit ist das okay; überwiegen die kommerziellen Interessen, dann stellt sich der Kommerz über die altruistische Wissenbereitstellung. Es gibt viele Gründe, warum Suchmaschinen dennoch toll sind und kommerziell sein müssen und nur so "alles besser funktioniert". Ich habe manchmal nur das Gefühl, dass das perfekte Netz nicht mehr so spannend sein wird. Das freie Assoziieren wird gefangen genommen in einer Metastruktur eines Meta-Nachschlagewerkes. Dort stirbt es dann, denn die Struktur ist der Todfeind der freien Assoziation. Übrig bleiben irgendwelche formal richtigen Verweise, die so spannend wie Telefonbücher sind. Schönes Bild überhaupt, das mit dem Telefonbuch: Solange die Adressen nicht hübsch geordnet sind, zwingt mich ihre Nichtstruktur zum Kennenlernen der Teilnehmer. Ist alles hübsch geordnet, ist es keine Kontaktbörse mehr, sondern nur noch eine Naschschlagewerk.

Ich wuerde dabei auch gerne Beitraege von Leuten lesen, die lieber feiern als Schluessel tauschen ;-)

Beides, Stefan, beides ist möglich :-)

Viele Grüße

Swen Wacker

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Gestern vor 10 Jahren

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