molily: Warum wirken CSS-Seiten so steril?

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Hallo,

manchmal denke ich, du hast deine Meinung zu CSS seit Jahren nicht geändert, der Siegeszug von CSS scheint sie eher gefestigt zu haben.

So Recht du in der Sache haben magst, wird CSS 2 seine Defizite nicht von selbst abschütteln und das Argument der Browserunterstützung ist ein unendliches und beliebiges, so konnte man es vor Jahren genauso wie heute anbringen, schließlich hat sich beim dominierenden MSIE seit 2001 nichts getan.
Mal alles zugestanden, zu welcher Erkenntnis kommt man dann? Ich sehe da nur Fatalismus von einem Zuschauer-Standpunkt: CSS ist hoffnungslos unbrauchbar, Alternativen gibts nicht, Perspektiven ebensowenig.

Designer suchen häufig nach Bildstrukturen und -ordnungen, die sich mit CSS aufgrund bestimmter Defizite nur schwer realisieren lassen.

Dass die größten deutschsprachigen Seiten immer noch Tabellen einsetzen, und zwar in einer äußerst ineffektiven Weise (selbst Tabellenlayout kann vergleichsweise aufgeräumten Code haben), hat m.E. weniger mit mangelhaften Designmöglichkeiten von CSS zu tun. Überall, wo ich wirkliche Gestaltungsfreiheit sehe, sehe ich CSS-Einsatz. Die großen Content-Seiten, die fast jeder Websurfer frequentiert, haben hingegen keinen vergleichbaren Anspruch hinsichtlich ihrer Gestaltung und setzen auf überfrachteten Code, der nicht einmal die zur Genüge unterstützten Features von CSS 1 ausschöpft.

Die Vermutung, dass die überragenden Möglichkeiten von Tabellen CSS-Layouts verhindern, müsste sich ganz einfach daran beweisen lassen, dass nach wie vor gestalterisch hochwertige Seiten gelaucht werden, die dem Tabellen-Paradigma folgen. Diese Beobachtung mache ich aber nicht - wo sind die Layouts, die Tabellen so virtuos und originell einsetzen, dass CSS prinzipiell nicht mithalten kann?

CSS wird sich als Alternative zu Tabellen dann wirklich durchsetzen, wenn wenigstens die gleichen Möglichkeiten wie mit Tabellen zur Verfügung stehen

Soll das ein entscheidender Punkt sein? Dann wird sich CSS meiner Schlussfolgerung nach nicht durchsetzen. display:table und Co. wird kein Anreiz sein, das bietet keinen Mehrwert, den man nicht jetzt schon hat. Eine korrekte Unterstützung des Float-Modell kann es auch nicht sein, zur alternativen Umsetzung klassischer Tabellenlayouts bietet es sich nicht an. CSS bietet prinzipiell nicht gleiche Möglichkeiten wie Tabellen, zumindest wenn man die Konzepte vergleicht, die hinter dem jetzigen Tabelleneinsatz und dem CSS-Einsatz stehen.

CSS könnten große Seiten auch zusammen mit Tabellen als Layoutmittel einsetzen, wenn es ihnen punktuell um robuste Mehrspaltigkeit usw. ginge (schreibe ich hier seit Jahren als Erwiderung auf solche Thesen). Dabei würde immer noch viel besserer Code herauskommen. Warum tun sie es nicht, auf was warten sie? Mangelnde Unterstützung von CSS kann es nicht sein, ich meine ja nicht Spaltenlayout und Positierungen mit CSS, sondern Selbstverständlichkeiten wie den Verzicht auf <font>, Spacer und Co. sowie Grundlagen der Trennung von Layout und strukturiertem Inhalt.
Im Übrigen gibt es gewisse (ungefähr 2001 diskutierte) CSS-Layout-Techniken, die viele Tabellen unnötig machen, damit den Code entschlacken und gleichzeitig so robust sind, dass (ohne Anpassung) höchstens im von der Bildfläche verschwundenen Netscape 4 Probleme zu erwarten sind. Daher glaube ich den Erklärungen des allgemeinen Zögerns nicht.

Mathias