molily: Warum wirken CSS-Seiten so steril?

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Hallo,

Dass der Code oft leicht zu verschlanken wäre, ist richtig, es wird aber nicht gemacht, weil es Arbeit wäre, die am äußeren Erscheinungsbild nichts verändert und die deshalb niemand bezahlt.

Große Seiten verschlanken ihren Code am ehesten mit der Absicht, dadurch wirtschaftliche Vorteile zu haben. Man denke an den stern.de-Relaunch. Dort geht es bei der Umstellung tatsächlich nicht um das äußere Erscheinungsbild, sondern um die zur Realisation verwendete Technik dahinter, die an sich Vorteile bietet.

Für mich ein schönes Beispiel sind die total überfrachteten Bildwechselscripte von Dreamweaver. Sie sind unsinnig komplex und werden dennoch eingesetzt, weil sie mit zwei Klicks zu erstellen sind und funktionieren. Moderne Rechner zeigen sie ohne messbare Verzögerung an. Warum also darüber nachdenken?

Ich finde sie weniger wegen der schlechten Performance problematisch, sondern weil sie für JavaScript-Anfänger unnötig kompliziert und unverständlich sind. Solche Scripte können Sie schwer anwenden und anpassen/erweitern. Solange man sie nur mit zwei Klicks erstellt und selbst nicht JavaScript programmiert, erfüllen sie allerdings ihren Zweck.

CSS bietet prinzipiell nicht gleiche Möglichkeiten wie Tabellen, zumindest wenn man die Konzepte vergleicht, die hinter dem jetzigen Tabelleneinsatz und dem CSS-Einsatz stehen.
Das glaube ich nicht. Es wäre leicht möglich, die fehlenden Positionierungsmöglichkeiten, etwa in Bezug auf Spaltensatz zu implementieren.

Natürlich. Das geht aber nicht mit dem jetzigen CSS 2.x, die Hoffnung auf bessere CSS-2.x-Unterstützung tröstet also nicht. Das wird es irgendwann in CSS 3 geben. Also vielleicht in fünf Jahren oder später. Deshalb frage ich mich, wie CSS angesichts dessen für dich eine Perspektive hat.

Das Problem ist doch in Wirklichkeit, dass Microsoft u.a. so etwas
genau so lange blockieren, bis sie mit einem guten Konzept kommerziell am Markt sind.

Microsoft hatte eigentlich Jahre Zeit, neue Webtechniken zu entwickeln, im Gegensatz zur damals aktiven IE-Entwicklung kommt heute nichts neues mehr, weder das Mitgestalten und Forcieren von W3C-Standards (viele Webstandards wurden von Microsoft-Technikern bearbeitet), noch das Herausgeben von proprietären Standards, die tatsächliche Lücken füllen und Bedürfnissen entgegenkommen. (Tantek Çeliks Engangement vielleicht ausgenommen. Diese Ausnahme bestätigt eher die Regel.)

Die hier oft blind abgefeierten Normungsgremien

Da musst du ein anderes SELFHTML Forum lesen als ich.

sind trotz aller Bewunderung keine heiligen Hallen des technisch-wissenschaftlichen Fortschritts, sondern Orte kommerziell geprägter Auseinandersetzungen.

Beim W3C läuft sowieso nichts mehr, was den gemeinen WEbbastler betrifft, nicht einmal kommerzielle Auseinandersetzungen. Die Mozilla Foundation kocht in vielerlei Hinsicht ihre eigene Suppe, engagiert sich darüber hinaus verhalten für kommende W3C-Standards. Opera hat zumindest über Ian Hickson die W3C-Standards unterstützt, die damals angestoßenen Techniken scheinen aber im Sand verlaufen zu sein. Opera scheint Innovation vor allem in den WHATWG-Standards zu suchen, die zusammen mit Apple und der Mozilla Foundation entwickelt werden.

CSS könnten große Seiten auch zusammen mit Tabellen als Layoutmittel einsetzen, wenn es ihnen punktuell um robuste Mehrspaltigkeit usw. ginge (schreibe ich hier seit Jahren als Erwiderung auf solche Thesen).
ISt ja auch richtig und wir oft gemacht.

Ich habe mir gestern ein anderes Gefühl bekommen, als ich die großen Sites durchgesehen habe.

Selbstverständlichkeiten wie den Verzicht auf <font>, Spacer und Co. sowie Grundlagen der Trennung von Layout und strukturiertem Inhalt.
Naja, viele tun das doch inzwischen.

Ja, CSS wird überhaupt eingesetzt. Trotzdem wird die <font>-Logik selten durchbrochen. <font> wird durch <span class=""> ersetzt. Riesige Sites wie Amazon haben nicht einmal ausgelagerte Stylesheets und völlig ineffiziente Style-Regeln. Zwischendrin vereinzelt <font>. spiegel.de setzt auf breiter Front auf <font>. Das ist CSS auf 1998er-Niveau.

In meiner Firma war es meist so, dass neben anderen Werbeträgern auch ein Weblayout umgesetzt werden musste. Dazu ging meist ein Wust von Photoshop-Dateien ein, das möglichst genau umgesetzt werden sollte (...) Warum sollte man hier eine lange Diskussion anfangen, wie man das Layout mit CSS nachbauen könnte?

Habe ich das gesagt? Im Gegenteil, ich sehe in CSS keine gleichwertige Methode zur Umsetzung eines Aufbaus, der mit dem Tabellen-Paradigma geradliniger lösbar ist. Trotzdem überwiegt CSS aus vielen anderen Gründen und die Layouts, die, wenn man diese Gründe für ausschlaggebend hält, nicht tabellenfrei umesetzbar sind, kann man an einer Hand abzählen. Zu dem Schluss komme ich zumindest, wenn ich die vielen Tabellen-artigen Strukturen auf großen, rein CSS-basierten Seiten (1, 2, 3) ansehe.

Mathias