Moin,
Nun habe ich gerade an einer Umfrage teilgenommen, die McKinsey, stern, ZDF und WEB.DE gemeinsam durchführen, die "Perspektive Deutschland" heißt. Nun würde ich euch gern nach eurer Meinung fragen, ob ihr auch das Gefühl hat, dass diese Umfrage mehr Meinungsmache als Meinungserhebung ist, oder ob ich da etwas falsch sehe.
Als _Meinungs_umfrage ist das Ding so schlecht nicht, es wird viel nämlich nach Meinung gefragt - verpackt ins pseudofachliches Deutsch, wie wir es von billigen Magazinsendungen (Report, Monitor, Die Reporter, Ulrich Meyers Akte 08/15 ...) kennen.
Das Problem wird sein, dass die Umfrager glauben, aus den Antworten etwas schließen zu können. Nur eben das glaube ich nicht. Wer z.B. unter der Überschrift "Perspektive" nach dem "Verbesserungsbedarf für die Organisation der Schulen" fragt und weder nach
- Überwindung des ständischen Schulsystems,
- Anpassung der Unterrichtsvermittlung an mitteleuropäische Standards,
- Reform der Lehrerausbildung oder
- Ganztagsschulen (danach wurde nur im Kontext
"Kinderbetreungsangebote" (sic!) gefragt)
fragt, sondern nur nach systemerhaltenden Kleinständerungen (Etwa "Leichterer Wechsel zwischen den unterschiedlichen Schulformen": Das ist doch schon jetzt prima möglich. Die steigende Zahl der Querversetzungen Gym -> Realschule -> Hauptschule belegt das eindrücklich :-( ) oder Selbverständlichkeiten (bessere Ausstattung der Schulen), der zeigt m.E. nur ein deutlich:
Gerade die Fragesteller der "Perspektive Deutschland" kranken an der deutschen Krankheit: Schon den Stillstand als Reform begreifen. Und damit ist auch klar, dass es sich bei den Macher um streng strukturkonservative Leute handelt, also um den ängstlichen, mutlosen, in Wirklichkeit perspektivelosen Kernbereich der CDU/CSU, deren mangelnde Fähigkeit zur Überwindung von Missständen sie - fast schon tragisch - zu den Totengräbern eines modernen, zukunftsorientierten, zuversichtlichen Deutschlands macht.
Viele Grüße
Swen Wacker