Richard Rüfenacht: Perspektive Deutschland - eine Umfrage

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Hallo Mathias,

ich weiß nicht, wie es euch geht: Für mich ist es immer noch irritierend, dass der Sozialabbau jetzt "Reformen" heißt und dass die Koalition aus den Befürwortern der Entwicklung immer noch größer wird.

ich habe gerade das Spezialthema «Deutschland nach der Wahl - die Rolle der Think Tanks» auf der Ideenmesse für Schweizer Think Tanks hinter mir. Die Höflichkeit gebietet mir, dazu zu schweigen.

Aber ich finde, du könntest dich mit Gescheiterem als mit abwegigen Umfragen befassen ;-)
Etwa wie die Jugend in Deutschland die Zukunft sieht. Ich finde es schon beunruhigend, wenn die sich eine Sozialrepublik sozalistischer Prägung wünschen, die reale Entwicklung aber in Richtung Discounterland mit Billiglohnsektoren und Dauerdemonstrationen gegen soziale Ungleichkheit sehen, allerdings mit geringer Arbeitslosigkeit, was bei 60% Studienquote immerhin gut vorstellbar ist. Die Quelle enthält sonst noch ein paar lesenswerte Texte.

Dabei amüsieren natürlich Details, etwa dass Clement, Steinbrück und andere Sozialdemokraten als neoliberale Hardliner auftreten, von links gebremst durch Reste sozialen Engagements bei Seehofer und Stoiber. Vielleicht sollte sich die SPD in Neue Liberale umbenennen und sich gleich eine passende Klientel dazu suchen ("Initiative 18%"), die CSU das Soziale in ihrem Namen noch größer schreiben und Lafontaine einen Ministerposten anbieten, Angela Merkel aber mit ihrem Lieblingsfinanzprofessor um Aufnahme bei der FDP bitten.

Ist doch schön, wenn etwas Bewegung in die Parteienlandschaft kommt, bewegt sich ja sonst nichts ;-)

Nun habe ich gerade an einer Umfrage teilgenommen, die McKinsey, stern, ZDF und WEB.DE gemeinsam durchführen, die "Perspektive Deutschland" heißt. Nun würde ich euch gern nach eurer Meinung fragen, ob ihr auch das Gefühl hat, dass diese Umfrage mehr Meinungsmache als Meinungserhebung ist, oder ob ich da etwas falsch sehe.

Vermutlich weder noch, eher um Aufträge einer nur dezent mit 3 Buchstaben genannten Firma. Übrigens haben die mich trotz Ausländer und Wohnsitz im Ausland nicht aus der Umfrage gekippt.

Die Frage, ob ein bisschen mehr oder weniger Neoliberalismus, ist doch irgendwie nicht mehr zeitgemäss und für Deutschland längst unwichtig. Gespart werden muss wegen dieses unglückseligen, seinerzeit von Deutschland erzwungenen Stabilitätspaktes, ob dies neoliberal, sozialistisch, sozial oder reformatorisch geschieht, dürfte die EU kaum interessieren. Lasst doch die Menschen in Deutschland darüber abstimmen, ob sie lieber den stabilen Euro behalten oder nicht doch lieber wieder die jetzt vielleicht nicht mehr so stabile DM haben möchten. Schliesslich würde Inflation die Schulden verringern ;-)

Beste Grüsse
Richard