Andreas Lindig: 1 Euro Jobs, in diesem Fall Zweifel ;-(

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Es gibt m.E. keinen "Missbrauch",

leider doch - jede Menge...[1]

sondern die Wirkung von 1 Euro Jobs kann
doch wohl kaum anders sein.

Und selbst "Gemeinnützige Projekte" werden i.d.R. irgendwie Auswirkungen auf den realen Arbeitsmarkt haben, wie sollte es denn auch anders sein wenn die gemeinnützigen Projekte etwas nötiges oder sinnvolles tun.

Deine Argumentation besticht, würde aber voraussetzen, daß die Bereitschaft besteht, gemeinnützige, soziale und was auch immer Arbeit zu bezahlen. Und das ist leider nicht der Fall. Wenn alle gesellschaftlich nötigen und nützlichen Arbeiten (ANSTÄNDIG!) bezahlt würden, hätten wir kein Problem mit Arbeitslosigkeit. Stattdessen wird die meiste davon ehrenamtlich gemacht.

[1] Der Mißbrauch liegt auch eher im Mißbrauch des Systems und Aubeutung der Euro-Jobber. Da wird ja jede Menge Geld kassiert - was scheinbar viele Leute immer noch nicht wissen. Der Arbeitgeber muß nicht nur den Euro-Jobber nicht bezahlen (das Geld kommt vom Amt), sondern bekommt ZUSÄTZLICH diese "Qualifizierungspauschale" von ca. 350.- €. Und DAS Geld wird kassiert, statt wirkliche Qualifizierungen anzubieten. Nebenher lassen halt einige die Jobber auch ganz gut für sich malochen. Die Werkstatt, in der ich meinen letzten Jahres-Job hatte (noch vor 1€-Zeit) macht jetzt genau sowas. Die gleichen Arbeiten, für die ich immerhin noch über 1000.- € Netto bekommen habe, machen jetzt Euro-Jobber. Es gibt Fälle zuhauf. Das krasseste, was ich gelesen habe ist eine Firma, die die Euro-Jobber nur vermittelt. Also sie "stellen" den Jobber ein und reichen ihn dann für die eigentliche Arbeit z.B. an Dritte-Welt-Läden von Kirchen weiter. Die stellen also nicht mal Arbeitsplatz zu verfügung. Und DIESE Firma - nennen wir sie mal Sklavenhändler - kassiert für massenhaft Euro-Jobber die Qualifizierungspauschale. Der Einzige Kontakt zwischen Euro-Jobber und dieser Firma ist, daß er dort einmal im Monat einen ausgefüllten Stundenzettel abgibt. Man kann mit sowenig Arbeitsaufwand natürlich jede Menge Jobber vermitteln - und kassieren. Hier sind wieder die Abzocker auf den Zug aufgesprungen. Ich habe mir ganz ehrlich auch schon überlegt, sowas zu machen - scheinbar ist es so gewollt, daß man nur noch mit Abzocke und Beschiß an einen Verdienst kommt.

Ich selbst habe mich um einen Euro-Job bemüht. Hier in der Modellbauwerkstatt der Fachhochschule. War erst auch alles ok. und erwünscht. Als es dann daran ging, diesen Job zu beantragen und vom Amt genehmigen zu lassen, hat der zuständige Professor einen Rückzieher gemacht, weil er nicht garantieren könne, daß mit meiner Arbeit der reguläre Arbeitsmarkt nicht tangiert würde. Tja..., das spricht für ihn und die Seriosität dieser FH. Und genau diese Seriosität hat mich veranlaßt eben genau dort mich zu bemühen. Dort hätte ich auch Qualifizierung bekommen und sinnvolle Arbeit gemacht. Aber so ist das - die Seriösen setzen sich auf diesem Markt nicht durch.

Gruß, Andreas

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