Mathias Bigge: Screenreader usw.

Hi alle,

aufgrund der wachsenden Sehbehinderung einer Schülerin suche ich konkrete Hinweise für den Stand der Dinge im Bereich Screenreader und praktische Tipps, wie ich provisorisch einen Schulrechner entsprechend einrichten kann. Wer kann mir mit konkreten Tipps und Erfahrungen helfen? Interessieren würden mich auch Tipps zu Profilösungen.

Die allwissende Mülllhalde habe ich natürlich schon befragt, es geht mir also nicht um erste Ideen, sondern um konkrete Hinweise.

Viele Grüße
Mathias Bigge

  1. Hallo,

    Ich nehme einmal an, es geht nicht nur darum, das Web bzw. Webdokumente zugänglich zu machen, sondern den ganzen Rechner mit verschiedenen Programmen. Da bin ich nicht so informiert, dazu kann man wohl auch wenig Allgemeines sagen. Welche Aufgabe soll die Schülerin mit dem Rechner erledigen können? Je nachdem gibt es allgemeine oder auch spezielle Lösungen. Soll der Rechner generell für verschiedene Anforderungen verschiedener Personen aufgerüstet werden?

    Sehbehinderung ist ein weites Feld, jeder Mensch hat da andere Bedürfnisse. Screenreader mit Sprachsynthese (= Vorlese-Browser) sind ein mögliches Hilfsmittel. Wenn das visuelle Lesen noch gut möglich ist, mögen andere Hilfsmittel ausreichen. Es gibt Windows-Einstellungen und vergleichsweise kleine und auch preiswerte Extratools, die die Bildschirmausgaben umfärben, z.B. besondere Kontraste, Gelb auf Schwarz etwa. Bildschirmlupen und ähnliche Zoomunktionen sind dann ein weiterer Schritt.

    Die bekannten »großen« Screenreader wie JAWS, Virgo, HAL und Window-Eyes sind Programme, die gesamte Bedienung von Windows über Tastatur und Sprachausgabe ermöglichen. Um einen Rechner so bedienen zu können, bedarf es einiger Einarbeitung. Wenn man diese Programme regulär kauft, kostet eine Einzelplatzlizenz für Privatanwender zwischen 1200 und 1700 Euro in den Standard-Ausführungen. (Bildungseinrichtungen weiß ich nicht.) Von allen Screenreadern gibt es kostenlose Testversionen, die pro Windows-Sitzung 30 bis 40 Minuten ohne Einschränkungen laufen. Ein Dauereinsatz des im Evaluationsmodus ist natürlich lizenzrechtlich heikel.

    Es gibt neben den umfangreichen Screenreadern Zusatzprogramme, die eher zusätzlich zur visuellen Ausgabe die Texte auf dem Bildschirm vorlesen. Das ist für Leute geeignet, für die das visuelle Lesen bzw. Orientieren möglich, aber anstrengend ist. Auch hier muss man sich natürlich daran gewöhnen, längere Texte in synthetischer Sprache zu verstehen. Diese Zusatzprogramme gibts meist schon kostenlos (Stichworte text-to-speech, TTS), kommerzielle Programme von den Herstellern der großen Screenreader kosten m.W. bis zu 1000 Euro (ich kenne da auch nur WYNN vom JAWS-Hersteller).

    Letztlich gibts noch die Option Screenreader plus Braille-Zeile bei kompletter Erblindung. Für einen barrierefreien Computerarbeitsplatz im universitäten Umfeld usw. ist das natürlich Standard, jegliche technischen Hilfsmittel für Behinderte und insbesondere Blinde sind aber extrem kostspielig.

    Produktübersicht über elektronische Hilfsmittel für Sehbehinderte und Blinde
    Hilfsmittel Kategorie Sehschwäche

    Mathias

    1. Hi Mathias,

      jegliche technischen Hilfsmittel für Behinderte und insbesondere Blinde sind aber extrem kostspielig.

      ohne hier einen Sozialthread anzetteln zu wollen, sondern nur aus Interesse: Sind die hohen Preise nur durch die geringe Stückzahl und den hohen Entwicklungsaufwand begründet oder ist es wie bei Damenschuhen oder Brautmoden frei nach dem Motto "sie brauchen's ja, dann können wir auch höhere Preise nehmen"?

      Es ist ja nicht nur bei Blinden-Hilfsmitteln so, sondern kann SIW recht gut verallgemeinert werden. Und bei manchen solcher recht teuren Untensilien habe ich schon maches Mal gedacht "das müsste doch auch günstiger gehen".

      Schönen Sonntag noch!
      O'Brien

      --
      Frank und Buster: "Heya, wir sind hier um zu helfen!"